In der Kryotherapie wird Kälte u. a. gegen Schmerzen, Warzen, Rheuma und Panikattacken eingesetzt. Die Kryotherapie soll das Wohlbefinden steigern, Schmerzen lindern, erkranktes und/oder unschönes Gewebe entfernen oder psychische Probleme in den Griff bekommen.
In der Kryotherapie wird Kälte u. a. gegen Schmerzen, Warzen, Rheuma und Panikattacken eingesetzt. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Eisbeutel z. B. bei einem Kater helfen kann. Kalte Wadenwickel senken oft das Fieber. Warzen rückt der Arzt meistens mit einer Vereisung zu Leibe. Doch Kälte kann noch viel mehr.
In Schulmedizin und Naturheilkunde kommt Kälte schon lange in den verschiedensten Formen und Therapien zum Einsatz, um die unterschiedlichsten Leiden zu lindern oder gar zu heilen. In der Fachsprache werden die einzelnen Behandlungsverfahren unter dem Sammelbegriff Kryotherapie zusammengefasst. Das Wort kryo(s) stammt aus dem Griechischen und bedeutet kalt/Kälte.
Die Kryotherapie soll das Wohlbefinden steigern, Schmerzen lindern, erkranktes und/oder unschönes Gewebe entfernen oder psychische Probleme in den Griff bekommen. Je nach Erkrankung wird in der Kryotherapie zwischen der lokalen Anwendung von Gefriertechniken (z. B. Vereisungstherapie) und der Kälte-Therapie des gesamten Körpers (Ganzkörper-Kryotherapie) in einer Kältekammer (Kältekammertherapie) unterschieden.
So wird die Kryotherapie – u. a. im Rahmen der Kryochirurgie – auch angewendet, um mittels lokaler Gefriertechniken bei einer Temperatur von -70 Grad Celsius bis -200 Grad Celsius krankhaft verändertes Gewebe – wie z. B. Tumoren in Leber, Lunge und Prostata – zu zerstören. Auch bei Brustkrebs können kleinere Tumoren mit Kryotherapie ambulant behandelt werden. In vielen Fällen können dann ggf. aufwendige Operationen und unschöne Narben verhindert werden.
Der Dermatologe, der Hautarzt, setzt die lokale Kryotherapie zur Entfernung von Warzen (Viruspapillome), Narbengewebe (Keloid), Pigmentflecken und andere Haut- oder Gewebserkrankungen wie z. B. dem Basaliom (Weißer Hautkrebs) ein. Durch den Kälteschock stirbt das kranke oder aus kosmetischen Gründen unerwünschte Gewebe ab. Anschließend wird es während des Heilungsprozesses durch gesunde Haut ersetzt.
Grundsätzlich wird in der Kryotherapie zwischen geschlossenen und offenen Verfahren unterschieden. Bei geschlossenen Verfahren kommt ein Kälteapplikator von außen mit dem zu entfernenden Gewebe in Kontakt. Bei offenen Verfahren (Interventionellen Verfahren) wird das Kühlmittel – i. d. R. flüssiger Stickstoff mit einer Temperatur von -196 Grad Celsius – direkt in das kranke Gewebe injiziert. Dieses minimal-invasive Verfahren hinterlässt i. d. R. keine Narben.
Bei der Ganzkörper-Kryotherapie hält sich der Patient für eine bis drei Minuten bei einer Temperatur von etwa -110 Grad Celsius in einer Kältekammer auf. In die Kältekammer wurden zuvor kalte Luft oder Stickstoffdampf geleitet. Durch dieses Verfahren soll der Stoffwechsel in den Zellen angeregt werden.
Bedingt durch die in der Kältekammer vorherrschende sehr trockene Kälte ist der nur kurze Zeit dauernde Aufenthalt in der Regel erträglich. Zudem tragen die Patienten in der Kältekammer meistens Badekleidung sowie Handschuhe, einen Mundschutz und festes Schuhwerk, um Erfrierungen zu vermeiden.
Diese Form der Kryotherapie wird u. a. bei Migräne, Rheumatischen Erkrankungen (u. a. auch Fibromyalgie, Morbus Bechterew), Arthrose sowie bei psychischen Problemen wie u. a. Angst, Panikattacken und Schlafstörungen, gegen Cellulitis oder zur Steigerung des Wohlbefindens angewendet. Hier führt die regelmäßige Anwendung über die durch die Kälte gesteigerte Ausschüttung sog. Glückshormone (u. a. Endorphine) zu einer Leistungssteigerung und einem Mehr an Vitalität.
Sportler und Manager nutzen die Kryotherapie zunehmend, um gezielt ihre Leistung vor Wettkämpfen oder beruflichen Herausforderungen zu steigern. Diese Wirkung im Anschluss an eine Sitzung in der Kältekammer soll rund drei Stunden anhalten.
Daneben wird die Kryotherapie auch in der Physikalischen Therapie angewendet. Im Wechselspiel mit Wärme, Gleichstrom, Infrarot- und UV-Licht, Wasseranwendungen und Massagen gehen Physiotherapeuten und Masseuren so gegen Schmerzen und Hautkrankheiten vor.
Auch in intensivmedizinischen Verfahren wie der Therapeutischen Hypothermie (Unterkühlung) zur Reanimation oder bei Großoperationen am Gehirn und am Herzen wird die Kryotherapie eingesetzt. Hier wird jedoch – je nach Bedarf – mit niedrigeren Kältegraden gearbeitet.
Sportler wenden Kryotherapie zudem zur Vorbeugung von Muskelkater oder auch zur Linderung von Verstauchungen an. Die Kälte trägt zur Hemmung des Schmerzreizes und von Entzündungen bei, zeichnet sich durch eine abschwellende Wirkung aus, reduziert die Muskelspannung und verursacht außerdem Gefäßkontraktionen, die blutstillend wirken.
Dazu kommen Kälteträger wie Kältepackungen (-18 °C), Eissprays, Eisbeutel, kalter Schlamm oder auch Hausmittel wie kalte Umschläge mit Alkohol, essigsaurer Tonerde und Quarkpackungen zum Einsatz. Die einzelnen Kälteträger unterscheiden sich in ihrer Wirkung durch die Schnelligkeit der Kälteabgabe bzw. des Wärmeentzugs. Je nach Kältegrad ist es auch hier wichtig, die am weitesten vom Rumpf entfernten Körperteile – Hände, Finger, Zehen, Nase, Kinn und verschiedene Gesichtspartien wie z. B. das Jochbein – vor Erfrierungen zu schützen (Akrenschutz).
Auch die Hydrotherapie, eine der fünf Säulen der Kneipp-Therapie, kann man der Kryotherapie zuordnen. Kälte wird hier in Form von kaltem Wasser (Körperguss, Wassertretbecken) angewendet. Die Wirkung der Sauna (Durchblutungsförderung, Stärkung des Immunsystems) beruht ebenfalls auf der kalten Dusche oder dem kalten Tauch-Bad nach dem Saunagang. Die Erwärmung durch die Sauna verstärkt den Kältereiz.
Im weitesten Sinne ließe sich auch eine morgendliche Wechseldusche mit heißen und kalten Phasen unter den Begriff Kryotherapie fassen: Eine Kältetherapie für den Hausgebrauch.
Andrea Kristian