Das Lipödem ist eine chronische Gefäßkrankheit, bei welcher es im Hautgewebe zu einer Fehlverteilung und -stauung von Fett kommt und bei welcher sich Wasser im Gewebe ansammelt.
Frauen haben ein höheres Risiko für die Entstehung des Lipödems. Da Frauen ein schwächeres Bindegewebe haben als Männer, gibt es nur eine sehr geringe Anzahl an am Lipödem Erkrankten des männlichen Geschlechts.
Die Entstehung eines Lipödems besteht in einer Störung der Durchblutung der Gefäße. Diese kleinsten Gefäße, oder auch Kapillare des Körpers sind zwar dünner als ein menschliches Haar und mit ihren eins bis zwei Millimetern relativ kurz, jedoch kommen sie im Körper höchst zahlreich vor und üben eine lebenswichtige Funktion aus. Im menschlichen Organismus unterscheidet man zwischen diesen drei Arten von Kapillaren: Blut-, Lymph- und Luftkapillaren. Sie dienen zum Transport von Sauerstoff und anderen wichtigen Nährstoffen. In den Kapillaren befinden sich kleine Löcher, die Wasser, Salze, Zucker und Fette durchlassen können und somit zur Versorgung der Körperzellen beitragen. Über diese Kapillare können die Stoffe auch aus den Körperzellen zurück in die Blutlaufbahn gelangen.
Nachdem nun alle Nährstoffe aus den Körperzellen über die Kapillare zurückgegeben werden, werden Wasser und Eiweiß von den Lymphkapillaren aufgenommen. Das Eiweiß wird von den Lymphkapillaren aufgenommen, da es für die Löcher der anderen Kapillare zu groß ist und von ihnen nicht abtransportiert werden kann. Die Aufnahme und der Weitertransport der Eiweiße über das Lymphsystem sind deshalb lebenswichtig, da das Eiweiß die Fähigkeit besitzt, Wasser zu binden. Würde das Eiweiß mit dem Wasser nicht abtransportiert und in dem Bindegewebe bleiben, welches sich zwischen allen Körperzellen befindet, würde dies zur Entstehung starker Schwellungen in dem Bindegewebe führen, so wie es beim Lipödem der Fall ist. Folglich ist es von großer Wichtigkeit, dass das Lymphsystem und die Lymphkapillare einwandfrei funktionieren, damit das Eiweiß nicht in dem Gewebe verharrt und keine Schwellungen und somit zur Entstehung vom Lipödem beiträgt. Findet aber nun eine Fehlfunktion der Gefäße statt, können die Eiweiße nicht beseitigt werden und so könnte in Folge ein Lipödem entstehen. Gelangt Fett in das Gewebe, in dem sich das Eiweiß aufhält, kommt es zu Fett- und Wassereinlagerungen und fördert dies die Entstehung eines Lipödems.
Einige Frauen haben sehr dünne Blut- und Lymphgefäße, welche Eiweiße einfacher durchlassen. Sind die Eiweiße einmal in das Hautgewebe eingedrungen, muss das Lymphsystem vermehrte Arbeit verrichten, um sich der eingedrungenen Eiweißmenge zu entledigen. Dies könnte dann ein Lipödem im Weiteren begünstigen. Hat das Lymphsystem jedoch bei der Beseitigung keinen Erfolg, bleibt das Eiweiß zurück und könnte ein Lipödem entstehen lassen. Hier sammelt sich nun in dem Gewebe Fett an und führt dann zur Entstehung vom Lipödem durch Anstauung von Fettknötchen und Flüssigkeitsansammlung.
Auf der Hautoberfläche wird das entstandene Lipödem in seinen ersten Stadien der Erkrankung zunächst nur als Cellulite und leichte Schwellungen sichtbar. Der weitere chemische Ablauf, der zum vollständigen und ausreichenden Verständnis der weiterführenden Prozesse der Entstehung des Lipödems beitragen könnte, wurde in der Forschung noch nicht ausgiebig genug geklärt. Man nimmt jedoch an, dass das Lipödem im weiteren Verlauf durch chronische Entzündungen verursacht werden könnte, die die Verhärtung des Fettes und somit die Entstehung des Lipödems im Gewebe hervorrufen. Durch diese Ansammlung und Fehlverteilung der Fette in dem Gewebe wird Druck auf die dünnen Kapillaren ausgeübt. Durch den Druck werden die Gefäße von ihren gewohnten Plätzen verschoben, was die Ausführung ihrer Funktion behindert. Nun kann das betroffene Gewebe zwar noch mit den Nährstoffen versorgt werden, diese jedoch nicht mehr richtig abtransportieren, was ggf. zu einem Lipödem führen kann.
Während bei einem gesunden Menschen die Lymphgefäße geradlinig verlaufen, ähneln die Lymphkapillaren eines vom Lipödem Betroffenen der Form eines Korkenziehers. Somit kann die Lymphflüssigkeit nicht mehr schnell und geradewegs hindurchlaufen, sie ist gezwungen einen schlängelnden und langsameren Weg durch die Gefäße zu machen. Auf diese Weise findet eine gestörte Gefäßfunktion statt, welche ihre ursprüngliche Arbeit nicht verrichten kann und so wird ggf. ein Lipödem in Folge verursacht.
Durch die Ansammlung des Fettes und des Wassers in Beinen, Hüften, dem Gesäß, manchmal auch in den Armen und anderen Regionen des Körpers, fühlen sich die Körperteile schwer an. Langes Stehen und Gehen können insbesondere in den höheren Stadien des Lipödems zu einer unerträglichen Last werden. Zudem verursacht das Lipödem oft Spannungsgefühle, schmerzhafte Berührungsempfindungen und kann sogar zu dauerhaft anhaltenden Schmerzen führen.
Auf der Hautoberfläche bilden sich durch das entstandene Lipödem Dellen, welche die Haut einer Orangenhaut ähnlich sehen lassen. Die vom Lipödem betroffenen Körperteile schwellen an. Die Schwellungen verschlimmern sich meist zum Abend hin. Am Lipödem Erkrankte sind häufig anfälliger für sich neu bildende Blutergüsse. Schon leichte Stöße können zur schnellen Entstehung von blauen Flecken führen. In den höheren Stadien eines Lipödems wird die Haut schlechter durchblutet und fühlt sich kälter an als gewohnt.
Maria Ballau