Nagelpilz ist eine häufig auftretende Erkrankung. Zu 90 % tritt der Pilzbefall an den Fußnägeln, besonders häufig an den großen Zehen, auf. Die Fingernägel sind seltener von Nagelpilz betroffen.
Der Verdacht auf einen Nagelpilz stellt sich i. d. R. durch eine Begutachtung des betroffenen Nagels durch den Arzt. Diese wird zunächst mit dem bloßen Auge vorgenommen, da die typischen Veränderungen des Nagels, wegen denen die Betroffenen in den meisten Fällen den Arzt aufgesucht haben, leicht zu erkennen sind. Erfahrene Ärzte können anhand des Aussehens der Nägel bereits relativ sicher diagnostizieren und bestimmen anhand der Symptomatik die vorliegende Form des Nagelpilzes.
Um die Diagnose abzusichern und vor allem auch den auslösenden Erreger für den Nagelpilz-Befall zu identifizieren, muss eine Probe entnommen werden. Diese wird mikroskopisch analysiert und es wird eine Pilzkultur angesetzt. Es ist wichtig, Nagelpilz von möglichen anderen Erkrankungen wie z. B. Nagelpsoriasis, sog. Ekzemnägeln oder einem Lichen ruber des Nagelorgans abzugrenzen.
Es werden verschiedene Formen des Nagelpilzes unterschieden. Für die Therapie ist es wichtig, diese genau zu diagnostizieren. Man unterscheidet fünf Formen des Nagelpilzes:
Die distolaterale subunguale Onychomykose ist die häufigste Form des Nagelpilzes. Dabei dringt der Nagelpilz auf der Unterseite am Übergang der Haut zum freien Nagel über die Haut in den Nagel ein und breitet sich langsam von der Nagelspitze zur Nagelwurzel hin aus. Es entwickelt sich bei einem Nagelpilz-Befall eine starke Verhornung, der Nagel bekommt eine gelbliche Farbe.
Bei der proximalen subungualen Onychomykose breitet sich der Nagelpilz von der Seite her aus. Die Infektion erfolgt über die Haut des Nagelwalls und greift über das Hyponychium auf die Nagelmatrix über. Von dort aus gelangen die Pilze in die Nagelplatte und wachsen dann innerhalb der Nagelplatte weiter nach vorne. Diese Form ist im Vergleich zum distolateralen subungualen Nagelpilz deutlich seltener.
Leukonychia trichophytica ist eine oberflächliche Pilzinfektion der Zehennägel mit dem Erreger Trichophyton interdigitale. Sie ist an einer Weißfärbung des Nagels zu erkennen, die auftritt, weil die Pilzfäden nur die oberen Schichten des Nagelkeratins infizieren.
Die dystrophische Onychomykose beschreibt übersetzt eine Nagelpilzinfektion mit völliger Zerstörung des Nagels. Unter einer Dystrophie versteht man im Allgemeinen eine mit schweren Funktionsstörungen einhergehende krankhafte Veränderung von Zellen, Geweben und Organen. Der Nagel wird also bei dieser Form in seinem Aufbau und in seiner Funktion erheblich geschädigt und verändert. Der dystrophische Nagelpilz kann das Endstadium einer lang anhaltenden Nagelpilzinfektion sein, er entwickelt sich aber auch als Folge einer chronisch mukokutanen Candidose. Diese Krankheit ist mit einem angeborenen Immundefekt verbunden.
Onychia et Paronychia candidosa ist eine Nagelpilzinfektion, die durch Hefepilze, hauptsächlich Candida albicans, hervorgerufen wird. Der Begriff Onychia bezeichnet eine Entzündung des Nagelbetts, Paronychia eine Entzündung des sogenannten Nagelumlaufs. Hält die Infektion länger an, kommt es zu einer Schädigung der Nagelmatrix. Die Nagelplatte entwickelt eine unregelmäßige Struktur und weist oft Querrillen auf. Zusätzlich kann sich der Nagel durch eine Bakterieninfektion grünlich bis bräunlich verfärben.
Für eine Probenentnahme ist es wichtig, dass von den Betroffenen keine pilztötende lokale Behandlung durchgeführt wird. Ist dies der Fall, sollte sie zwei bis vier Wochen vor der Entnahme unterbrochen werden, um falschnegative Ergebnisse zu vermeiden. Für die Probenentnahme wird der Nagel zunächst desinfiziert und dann so weit wie möglich zurückgeschnitten. Die am besten geeignete Stelle ist der Übergang von infizierter zu gesunder Nagelplatte, da in diesem Bereich mit großer Wahrscheinlichkeit lebende Erreger gewonnen werden können. Die eigentliche Entnahme erfolgt so rumpfnah wie möglich und wird meistens mit Hilfe einer Fräse durchgeführt.
Die gewonnene Probe kann anschließend unter dem Mikroskop analysiert werden. Dort sind durch die Vergrößerung sowohl Pilzgeflechte als auch Pilzsporen sichtbar, sodass ein Nagelpilz i. d. R. sicher identifiziert werden kann. Es ist jedoch nicht möglich, anhand der mikroskopischen Analyse den auslösenden Erreger zu bestimmen, dies erfolgt über eine Pilzkultur.
Um eine genaue Bestimmung der Art des Pilzes durchführen zu können, die den Nagel befallen hat, wird entnommenes Material auf einem speziellen Nährboden, der optimale Wachstumsbedingungen für Pilze bietet, ausgebracht. Die Kultur dauert im Schnitt drei bis vier Wochen, sie kann jedoch auch bis zu sechs Wochen benötigen, bis der Pilz so stark gewachsen ist, dass artspezifische Strukturen sichtbar werden. Dennoch ist es selbst für erfahrene Mykologen (Spezialisten für Pilzinfektionen) nicht immer einfach, die Art eindeutig zu identifizieren, da die strukturellen Unterschiede zwischen den Arten oft sehr fein sind.
Lydia Köper