Alkoholsucht oder Alkoholkrankheit, die auch als Alkoholismus oder Alkoholabhängigkeit bezeichnet wird, ist eine körperliche Abhängigkeit von Ethanol, das im allgemeinen Sprachgebrauch als „Alkohol“ bezeichnet wird.
Symptome, die auf Alkoholsucht hindeuten, sind sowohl körperliche Anzeichen als auch Verhaltensauffälligkeiten. Die psychosozialen Probleme können von Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen nach relativ kurzer Abhängigkeit wahrgenommen werden oder jahrelang unentdeckt bleiben. Körperliche Anzeichen von Alkoholsucht lassen sich in der Regel schlechter verbergen, aber häufig anderweitig erklären. Werden nur einzelne Symptome bemerkt und behandelt und nicht die Gesamtheit der Anzeichen, kann es zu einer späten oder keiner Diagnosestellung kommen.
Das deutlichste Symptom einer Alkoholsucht ist der Zwang, Alkohol zu trinken, verbunden mit dem Kontrollverlust über die konsumierte Menge und der Vernachlässigung von anderen Aktivitäten zugunsten des Trinkens. Eine bewusste Steuerung des Alkoholkonsums ist nicht möglich. Trinkt der Betroffene keinen Alkohol, zeigen sich Entzugssymptome, häufig angefangen mit dem Zittern der Hände. Der vom Körper benötigte Alkoholpegel steigt mit der Zeit aufgrund der wachsenden Toleranz gegenüber Ethanol. Neben dem offenen Konsum von Alkohol in Gesellschaft von anderen kommt es zum heimlichen Trinken. Probleme im familiären Umfeld und am Arbeitsplatz sind die Folge.
Äußerlich erkennbare Anzeichen für eine Alkoholsucht können eine Alkoholfahne, eine charakteristische Gelbfärbung der Haut, der Verlust der Körperbehaarung und unerklärte Verletzungen durch alkoholbedingte Unfälle sein.
Ein zunächst für das engere Umfeld des Alkoholkranken erkennbares Symptom von Alkoholsucht ist die Veränderung des Wesens der betroffenen Person. Starke Stimmungsschwankungen und psychische Labilität sowie Depressivität gehören ebenso zu den charakteristischen Anzeichen wie eine auftretende Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen und ein allgemein gröberes, undifferenziertes Verhalten. Gedächtnislücken sind die Folge auch schon einzelner Alkoholräusche. Wahrnehmungsstörungen in Bezug auf Zeit und Raum bezeugen die Beeinträchtigung des Gehirns durch Alkoholkonsum. Eine wahnhafte Eifersucht und Veränderungen im Sexualverhalten können ebenfalls durch Alkoholmissbrauch ausgelöst werden.
Die verschiedensten Körperfunktionen und Prozesse können durch eine Alkoholsucht gestört werden. Der gesamte Organismus des Alkoholkranken wird geschädigt. Funktionsstörungen eines Organs haben weitere Schädigungen zur Folge und sind häufig sicht- und bemerkbar. Neben der Leber können die Bauchspeicheldrüse, die Magenschleimhaut, das Herz und weitere Organe und Körperteile angegriffen werden. Das Nervensystem wird ebenso geschädigt wie der Stoffwechsel, der Hormonhaushalt und Gehirnfunktionen. Alkoholiker leiden häufig unter Schlafstörungen und Morgenübelkeit.
Verschiedene Lebererkrankungen deuten auf eine Alkoholsucht hin: Die erste Stufe ist die sogenannte Fettleber, die durch den mangelnden Fettabbau der Leber entsteht, worauf Appetitlosigkeit und ein Völlegefühl im Oberbauch hinweisen. Hepatitis, eine Entzündung der Leber, kann in unterschiedlichen Formen auftreten und lebens-gefährliche Ausmaße nehmen. Die Leberzirrhose ist das Endstadium der Lebererkrankungen und bezeichnet das irreversible Absterben von Leberzellen. Rund 30–50 % der Todesfälle sind bei der Leberzirrhose durch Alkoholsucht bedingt.
Neben der Gelbfärbung von Augen und Haut aufgrund von Leberstörungen treten Rötungen bei Alkoholsucht auf. Geplatzte Äderchen, die spinnennetzartig auseinander laufen und mittig einen roten Fleck aufweisen, werden als „Spider naevi“ bezeichnet. Rötungen der Fußsohlen und Handinnenflächen, bleibende Erweiterungen oberflächlicher Hautgefäße sowie Schuppenbildung und Pusteln sind weitere Anzeichen der Haut für Alkoholsucht.
Jeder Alkoholrausch kann Gehirnzellen zerstören. Neben der Störung bestimmter Gehirnfunktionen besteht auch die Gefahr des Schrumpfens für das gesamte Gehirn (Athropie). Vor allem Gedächtnis- und Konzentrationsfunktionen werden dadurch beeinflusst. Koordinationsstörungen, unkontrolliertes Zittern (Tremor) und eingeschränkte Reflexe sind äußerlich sichtbare Anzeichen. Bei längerer Abstinenz können sich Schäden wieder zurückbilden. Ist der Abbau allerdings bereits fortgeschritten, ist eine Regeneration nicht mehr möglich. Alkoholsucht im Jugendalter hat eine gravierende Auswirkung auf das Gehirn. Chronisch schwerer Alkoholmissbrauch kann Symptome wie Depressionen, Halluzinationen und Verfolgungswahn verursachen.
Durch die orale Einnahme des Alkohols beeinflusst eine Alkoholsucht Mundraum, Zahnfleisch und Zähne. Die Schleimhaut der Mundhöhle reagiert auf den Alkohol und sorgt für die Begünstigung von Karies und Parodontose. Viele Alkoholiker ernähren sich unausgewogen und mangelhaft, was die Bildung von Plaque bzw. Zahnstein begünstigt. Alkoholkranke verlieren ihre Zähne doppelt bis dreifach häufiger als Menschen, die keinen oder wenig Alkohol konsumieren. Viele Alkoholkranke sind Raucher. Das Risiko, Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum zu entwickeln, wächst bei nichtrauchenden Alkoholikern um das 2,5-fache und bei rauchenden Alkoholikern um das 24-fache im Vergleich zu Nichtrauchern. Die Gefahr, an Speiseröhrenkrebs oder Kehlkopfkrebs zu erkranken, ist bei Alkoholkranken erhöht.
Barbara Kliem