Die Blasenentzündung, auch als akute Zystitis bezeichnet, ist ein Harnwegsinfekt, bei dem eine Entzündung der Blasenschleimhaut (Urothel) vorliegt. Zumeist wird die Blasenentzündung von bakteriellen Erregern ausgelöst.
Eine Harnwegsinfektion ist eine entzündliche Erkrankung der Harnwege, die vor allem durch Bakterien verursacht wird. Sie kann die unteren Harnwege, d. h., die Harnröhre (Urethritis) und die Blase (Zystitis) betreffen, die Entzündung kann sich jedoch auch auf die oberen Harnwege, d. h., die Harnleiter und die Nieren (Pyelonephritis), ausdehnen. Auslöser für die Erkrankung sind in den meisten Fällen Darmbakterien (Escherichia coli), die zum Eingang der Harnröhre hin verschleppt werden.
Durch das Eindringen der Bakterien in die Harnröhre wird die Schleimhaut, welche die Harnwege von innen auskleidet, gereizt und entzündet sich. Die Entzündung der Schleimhaut führt zu unangenehmen Symptomen. Es kommt zu häufigem Harndrang (Pollakisurie), auch während der Nacht (Nykturie). Der Absatz des Harns wird von brennenden Schmerzen begleitet (Algurie), auch krampfartige Schmerzen im Unterbauch sind möglich. Eine unkomplizierte Harnwegsinfektion, welche Harnröhre und Blase betrifft, wird kaum von Fieber begleitet. Tritt Fieber auf, ist dies ein Indiz für einen komplizierten, unter Umständen lebensbedrohlichen Infektionsverlauf mit Beteiligung der Nierenbecken (Pyelonephritis).
Da die Harnröhre bei der Frau anatomisch in der Nähe zum Darmausgang liegt und zudem die Harnröhre sehr kurz ist, besteht für sie ein vielfach höheres Risiko, durch Verschleppung von Darmbakterien an einer Harnwegsinfektion zu erkranken, als für den Mann. Eine weitere Ursache für eine Harnwegsinfektion kann eine Harnabflussbehinderung sein.
Durch Fehlbildungen, beispielsweise Ausbuchtungen in der Blasenwand (Blasendivertikel) oder auch durch Verengungen der Harnröhre, wie es bei der Vergrößerung der Prostata oder durch Ablagerungen in den Harnwegen (Blasenstein, Harnstein) vorkommen kann, kann die vollständige Entleerung der Blase gestört sein.
Die so verbleibende Restharnmenge ist ein idealer Nährboden für Bakterien und kann zu häufig wiederkehrenden (rezidivierenden) Harnwegsinfektionen führen. Als weitere, eine Harnwegsinfektion begünstigende Faktoren gelten Schwangerschaft, bestimmte Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) und ein geschwächtes Immunsystem (Immunsuppression).
Zur Diagnose einer Harnwegsinfektion wird zunächst eine gründliche Anamnese durch den behandelnden Arzt durchgeführt. Wird anhand der Symptome deutlich, dass es sich eindeutig um einen unkomplizierten Harnwegsinfekt bei der Frau, d. h., eine Blasenentzündung (Zystitis) handelt, ist die Anwendung weiterführender diagnostischer Maßnahmen nicht zwingend erforderlich und die Therapie kann unverzüglich begonnen werden. Bei nicht eindeutigen Fällen, bei Männern, Schwangeren und Kindern wird jedoch in jedem Fall zunächst der Urin untersucht.
Kann bei der Untersuchung mittels bestimmter Teststreifen eine Besiedlung der Harnwege mit Bakterien nachgewiesen werden, kann es hilfreich sein, eine Bakterienkultur herzustellen, um die dann folgende medikamentöse Therapie genauestens anzupassen.
Eine Blutuntersuchung kann zusätzlich durchgeführt werden und gibt Hinweise auf eine vorliegende Entzündungsreaktion im Körper des Patienten. Bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen empfiehlt es sich, eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchzuführen, welche Aufschluss über etwaige Fehlbildungen oder Abflussbehinderungen im Bereich der ableitenden Harnwege geben kann.
Ist das Ergebnis der Ultraschalluntersuchung auffällig, kann zur genaueren Einschätzung der Befunde eine Röntgenuntersuchung des Harnwegsystems (Urografie) durchgeführt werden. Hierzu wird ein jodhaltiges Röntgenkontrastmittel intravenös injiziert und gelangt über die Ausscheidungsfunktion der Nieren in die oberen und unteren Harnwege.
Durch Röntgenaufnahmen in bestimmten Zeitabständen können somit der Verlauf der Ausscheidung dokumentiert und Behinderungen dieses Prozesses erkannt werden.
Sollten im Bereich der Blase Auffälligkeiten z.B. Blasensteine oder Tumoren festgestellt worden sein, kann eine endoskopische Untersuchung (Zystoskopie) eine genaue Betrachtung und auch eventuell eine sofortige Entfernung der störenden Partikel ermöglichen.
Da eine Harnwegsinfektion eine bakteriell bedingte Erkrankung ist, konzentriert sich die Therapie hauptsächlich auf die Beseitigung der Erreger. Zu diesem Zweck wird in den Fällen einer unkomplizierten Infektion der unteren Harnwege eine antibiotische Kurzzeittherapie (3-5 Tage) durchgeführt, wohingegen eine fieberhafte Harnwegserkrankung einer länger andauernden Antibiotikabehandlung und gegebenenfalls einer zusätzlichen Abklärung bedarf. Begleitend zur antibiotischen Therapie können Medikamente verordnet werden, welche die unangenehmen Symptome lindern.
Schmerzmittel (Analgetika) und krampflösende bzw. entspannende Medikamente (Spasmolytika) können hier hilfreich sein. Liegt die Ursache für häufig wiederkehrende Harnwegsinfekte in Fehlbildungen des Harntrakts oder Behinderungen des Urinflusses, kann auch ein operativer, zumeist endoskopischer, Eingriff durchgeführt werden, bei dem die störenden Faktoren (Prostata, Harn- und Blasensteine, Blasendivertikel u.ä.) beseitigt werden.
Eine niedrigdosierte Langzeittherapie mit Antibiotika sowie eine Ansäuerung des Urins mit einer schwefelhaltigen Aminosäure (L-Methionin) können das Bakterienwachstum auf Dauer hemmen und einem Rückfall vorbeugen.
Eine Erhöhung der Trinkmenge ist im akuten Fall, jedoch auch vorbeugend anzuraten, da die Verweildauer des Urins im Harnwegsystem verkürzt wird und somit über häufigere Ausscheidungen die Bakterien aus den Harnwegen gespült werden können.
Um das Erkrankungsrisiko bei der Frau zu senken, sollte bei der Hygiene darauf geachtet werden, dass keine Keime aus dem Analbereich in die Öffnung der Harnröhre gelangen können. Ein Auskühlen der Unterleibs- und Nierenregion sollte zusätzlich und insbesondere bei Immungeschwächten möglichst vermieden werden, da die Durchblutung der betroffenen Bereiche durch den Kältereiz vermindert und somit die Aktivität der Abwehrzellen gehemmt wird.
Nicole Breuer