Wichtig ist es, die Pflege und Reinigung der Haut auf den sogenannten Hauttyp auszurichten. Es gibt spezielle Produkte beispielsweise für trockene, sensible, fettige, junge oder ältere Haut, die die jeweilige Komponenten hinzufügen oder regulieren.
Schon ein kleiner Schnitt mit dem Küchenmesser reicht und auf der Haut bleibt eine für immer sichtbare, wenn auch kleine Narbe zurück – mit der es sich gut leben lässt. Doch nicht immer verheilt die Haut einfach und unkompliziert, manchmal bleiben unschöne Narben zurück, die Schmerzen verursachen können. Prof. Dr. Hans-Oliver Rennekampff, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin, erläutert, was Betroffenen helfen kann.
Die Narbe stellt den natürlichen Endzustand einer Wunde bzw. der verletzten Haut dar. D. h., dass jede Schnittwunde, aber auch jede größere Verletzung der Haut zu einer mehr oder weniger sichtbaren Narbe führt. Das Ausmaß der Narbe ist durch die Tiefe der Wunde und die Größe der Wunde bestimmt. Je tiefer eine Wunde ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine sichtbare Narbe zurückbleibt.
Die Abheilungszeit der Wunde spielt ebenfalls eine Rolle – je länger die Wunde bis zur endgültigen Heilung braucht, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Narbe verbleibt. Eine Wundinfektion verzögert die Wundheilung und führt damit auch zu einer ausgeprägteren Narbenbildung. Zudem sind bestimmte Körperregionen wie das Dekolleté oder der Schulter- und Brustbereich anfällig für eine auffällige Narbe.
Bei Operationswunden ist bereits bei der Planung der Schnittführung darauf zu achten, dass die Wunde nicht in die Hauptspannungsrichtung der Haut zu liegen kommt. Auch sollen Operationswunden die Beugefalten der Gelenke nicht direkt kreuzen, da durch ein Kreuzen und die resultierende Spannung Narbenstränge entstehen werden. Ein postoperatives Abkleben der Wunde wirkt sich i. d. R. günstig aus, ebenso ist eine Ruhigstellung des Operationsgebietes wichtig, um später weniger auffällige Narben zu erhalten. Bei allen Wunden und insbesondere Verbrennungswunden gilt, dass die Abheilungszeit so kurz wie möglich gehalten werden soll. Je schneller eine Wunde verheilt ist, umso weniger auffällig wird die Narbe.
Narben können zu funktionellen Beeinträchtigungen, sog. Kontrakturen, führen. Narben über Gelenken können die Beweglichkeit der Gelenke derart einschränken, dass eine Streckung oder Beugung in dem betroffenen Gelenk nicht mehr möglich ist. Auch im Bereich des Gesichts können Narbenstränge zu einer funktionellen Einschränkung der Beweglichkeit wie z. B. der Mundöffnung und des Lidschlusses führen. In diesen Fällen muss eine Operation erfolgen, um die Kontraktur aufzulösen und die Funktion wiederherzustellen. Aber auch flächenhafte Narben können zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen, nämlich dann, wenn die vernarbte Haut spannt, bei Bewegungen einreißt oder sehr empfindlich ist. In diesen Fällen muss ebenfalls über eine Operation nachgedacht werden, die die Beschwerden lindert. In seltenen Fällen kann es in einer Narbe zur Entstehung eines Narbenkrebses kommen. Insbesondere bei Narben, die seit 20 oder 30 Jahren bestehen, ist diese Gefahr gegeben. Sollte eine Narbe bluten und zu einer chronischen Wunde werden, muss ein Arzt aufgesucht werden, um ein mögliches Narbenkarzinom auszuschließen.
Nach kompletter Abheilung einer Wunde kann die Narbe mit fetthaltiger Salbe gepflegt werden. Hierzu bedarf es keiner speziellen Narbensalbe. Je nach Ausprägung der Narbe kann es notwendig sein, die Narbe therapeutisch zu behandeln. Zur Beurteilung ist die Vorstellung bei einem in der Narbentherapie erfahren Arzt sinnvoll. Es kann dann entschieden werden, ob ein weiteres Abwarten sinnvoll ist bis die Narbe ausgereift ist, oder ob konservative Maßnahmen die Narbe verbessern können. Der Arzt kann außerdem entscheiden, ob eine Kompressionstherapie der Narbe oder ein Okklusivverband sinnvoll ist. Auch weitere operative Interventionen können dann im Verlauf besprochen werden.
Die frische Narbe braucht Ruhe. Zugkräfte auf der Narbe können sie in die Breite ziehen, Kräfte entlang des Narbenverlaufes führen unweigerlich zu hypertrophen (wulstigen) Narbensträngen. In den ersten drei Monaten sollten daher alle Tätigkeiten, die die Narbe unter unnötigen Stress setzen, vermieden werden.
Narben verursachen häufig einen Juckreiz. Dieser ist im ersten Jahr deutlich ausgeprägt, nimmt aber über die Zeit ab und ist nach einem Jahr kaum noch vorhanden. Anfänglich kann der Juckreiz deutlich ausgeprägt sein, sodass der Patient dadurch beeinträchtigt ist und eine Behandlung notwendig wird. Gerade Kinder können unter dem Juckreiz stark leiden und z. B. abends nicht einschlafen. Hier können milde topische (äußerliche) Kortisoncremes helfen. Auch die Kompression der Narbe, etwa durch Kompressionswäsche, kann den Juckreiz lindern. In schweren Fällen muss eine medikamentöse Therapie mit Tabletten, die den Juckreiz dämpfen, durchgeführt werden.
Für die Verbesserung von Narben stehen konservative und operative Verfahren zur Verfügung. Narben können nicht komplett rückgängig gemacht werden. Es geht daher immer nur um eine Verbesserung. Diese kann für den einzelnen Patienten aber eine große Bedeutung haben.
Zu den konservativen Verfahren gehört die Kompressionstherapie der Narbe. Hierbei wird durch spezielle Wäsche Druck auf die Narbe ausgeübt, der dann zu einem Abflachen der Narbe führt. Auch die Okklusionsbehandlung mit Silikonauflagen oder Silikonsalbe verbessert die Narbe. Weitere konservative Maßnahmen stellen die Narbenmassage und die Hydrotherapie (Therapie mit Wasser) dar. Zu den neueren konservativen Verfahren gehört die Stoßwellenbehandlung. Wulstige Narben können durch die wiederholte Infiltration mit Kortison behandelt werden, was ebenfalls zu einem Abflachen der Narbe führt. Auch neuartige Laser bieten mit speziellen Programmen die Möglichkeit, die Textur von flächenhaften Narben zu verbessern. In gleicher Weise wirkt das medical needling, eine Technik bei der durch viele Mikrolöcher, die in die Narbe eingebracht werden, die Textur der Narbe verbessert wird.
Damit sind operative Verfahren zur Therapie der Narbe gemeint. Bevor jedoch eine Operation der Narbe durchgeführt wird, sollte die Narbe ausgereift sein, was ca. ein Jahr dauert. Operative Korrekturen beinhalten das Trennen von Narbensträngen, das Entfernen von Narbenflächen mittels Hautexpandern oder den Ersatz vernarbter Haut durch verpflanzte Hautlappen aus anderen weniger sichtbaren Regionen. In jedem Fall muss durch den Arzt ein individuell auf den Patienten und seine Wünsche abgestimmtes Therapiekonzept erstellt werden. Risiken und der zu erwartende Erfolg der Therapie müssen realistisch dargestellt werden. Für diese anspruchsvolle Aufgabe sind Ärzte aus spezialisierten Zentren die richtigen Ansprechpartner.
Die Behandlung von Narben, die zu funktionellen Einschränkungen geführt haben, wird generell von der Krankenkasse übernommen. Hierunter fallen Narben, die zu Bewegungseinschränkungen an Armen und Beinen führen oder wo es durch die Narbe zu einem Verziehen des Mundes oder der Augenlider gekommen ist. Schwieriger mit der Kostenübernahme sieht es bei Narben aus, die zu keinem funktionellen Defizit geführt haben, aber Beschwerden machen. Diese Narben können eine medizinische Indikation zur Korrektur darstellen und werden dann von der Krankenkasse übernommen. Die Korrektur von Narben, die „nur“ ästhetisch stören, wird nicht generell von der Krankenkasse übernommen. Hier kann im Einzelfall eine Kostenzusage der Krankenkasse erreicht werden. Dies ist insbesondere bei Kindern der Fall, die durch sichtbare Narben stigmatisiert sind.
Sowohl die Erhabenheit der Narbe als auch Pigmentverschiebungen sind wesentliche Merkmale einer Narbe. Zusätzlich sind Narben vermehrt durchblutet, sodass sie durch eine rote Farbe auffallen. Die Narbenreifung dauert bis zu einem Jahr. Patienten brauchen also Geduld. Denn in diesem Jahr kann sich die Narbe noch deutlich verändern und wird eventuell weniger sichtbar.
Quelle: Patient und Haut 2/2016