Der Sonnenstich (Insolation, Heliosis, Ictus solis) ist eine Reizung der Hirnhäute, die durch länger andauernde intensive Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf- und Nackenbereich und die damit verbundene Überhitzung des Gehirns zustande kommt.
Die Therapie des Sonnenstichs richtet sich nach dem Zustand des Betroffenen. Grundsätzlich sollte man bei Verdacht auf Sonnenstich einen Arzt kontaktieren. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind.
Der Arzt kann feststellen, ob es sich um einen „unkomplizierten“ Sonnenstich handelt, der nach wenigen Stunden meist von allein abklingt, oder ob Behandlungsmaßnahmen erforderlich sind. Kinder mit einem Sonnenstich sollten grundsätzlich in ärztliche Behandlung gegeben werden.
Bis zum Eintreffen des Arztes ist es wichtig, den von Sonnenstich Betroffenen an einen kühlen und ruhigen Ort ohne Sonneneinstrahlung zu bringen und seine Kleidung zu lockern. Ist der Patient bei Bewusstsein, sollte er mit aufgerichtetem Oberkörper, in halb sitzender Position gelagert werden. Die Hochlagerung ist zur Therapie einer möglichen Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn (Hirnödems notwendig.
Beim akuten Sonnenstich sind Kopf und Nacken mit feuchten Tüchern oder einem Eisbeutel zu kühlen. Das senkt die Temperatur in den überhitzten Körperbereichen. Wird ein Eisbeutel zum Kühlen verwendet, sollte ein Tuch um den Beutel gelegt werden, um eine kältebedingte Schädigung der Haut zu verhindern. Auch ist beim Sonnenstich die Gabe von Getränken – jedoch kein Alkohol! – sinnvoll und empfehlenswert. Kinder mit Sonnenstich brauchen meist besonderen Zuspruch. Man sollte sie beruhigen und trösten, vor allem aber nicht unbeaufsichtigt lassen.
Ist der Patient bewusstlos, sollte der Notarzt umgehend benachrichtigt werden (Notruf 112). Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist Erste Hilfe zu leisten. Dazu wird der von Sonnenstich Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht. Bewusstsein, Atmung und Puls sind regelmäßig zu kontrollieren. Bei unzureichender Atmung ist eine Herz-Lungen-Wiederbelebung erforderlich.
Der Notarzt setzt die Kühlung des Patienten fort. Zugleich achtet er darauf, ob nur der Kopf des Patienten oder sein gesamter Körper erhitzt ist. Fühlt sich die Haut am gesamten Körper heiß und trocken an, ist ein Hitzschlag wahrscheinlicher als ein Sonnenstich. Da es sich beim Hitzschlag um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, müssen im Vergleich zum Sonnenstich in der Regel viel intensivere Therapiemaßnahmen ergriffen werden.
Außerdem überprüft der Notarzt die Atmung des Patienten und misst seinen Blutdruck. Patienten mit Sonnenstich haben oft einen sehr niedrigen Blutdruck, der zu einem Kreislaufkollaps führen kann. Falls erforderlich stabilisiert der Arzt den Flüssigkeitshaushalt des Körpers und den Kreislauf durch die Infusion mit speziellen Salzlösungen.
Bei Bedarf kann der Arzt beim Sonnenstich auch Medikamente gegen Übelkeit und Brechreiz (Antiemetika) sowie krampflösende Mittel (Antikonvulsiva) verabreichen. Ist der Patient bewusstlos und atmet nicht, muss er intensivmedizinisch versorgt werden: Dann wird er künstlich beatmet. Die weiteren Therapiemaßnahmen beim Sonnenstich richten sich nach den auftretenden klinischen Problemen. So müssen gegebenenfalls Krampfanfälle, Nierenversagen oder akute Atemnot gezielt behandelt werden.
Die meisten Menschen, die einen Sonnenstich erleiden, erholen sich wieder vollständig. Doch sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung umso besser, je früher die Therapiemaßnahmen gegen den Sonnenstich einsetzen und je geringer das Hirnödem ausgeprägt ist.
Besonders schwer verlaufende Formen können mit neurologischen Defekten ausheilen. Bleibt ein schwerer Sonnenstich unbehandelt, kann die vermeintliche „Bagatellkrankheit“ zum zentralen Kreislaufversagen und damit zum Tod führen.
Vorbeugen ist besser als heilen. Dies trifft auf den Sonnenstich ganz besonders zu, denn er lässt sich durch die Beachtung meist einiger einfacher Verhaltensmaßnahmen gut vermeiden. So kann die Gefahr eines Sonnenstichs durch das Tragen von hellen und luftigen Kopfbedeckungen stark vermindert werden. Insbesondere kleine Kinder und Personen, die nur wenig oder kein Kopfhaar haben, sollten auf einen ausreichenden Schutz von Kopf und Nacken achten und damit einem möglichen Sonnenstich vorbeugen.
Um einem Sonnenstich vorzubeugen, gilt es, den langen Aufenthalt in der direkten Sonne nach Möglichkeit zu vermeiden, vor allem in den Mittagsstunden. Im Schwimmbad oder am Baggersee ist es zudem wichtig, nicht in der Sonne einzuschlafen. Bei starker Sonneneinstrahlung sollte man auf körperliche Anstrengung verzichten und dem Körper die benötigte Flüssigkeit zuführen.
Zum Auffüllen des Flüssigkeitshaushalts eignen sich beispielsweise Mineralwasser, Saftschorlen und ungesüßter Tee. Auch sind bei heißer Witterung lange Autofahrten mit Kleinkindern tabu, es sei denn, die Kinder sind durch Klimaanlage und getönte Scheiben ausreichend vor Überhitzung geschützt.
Sonnenschutz sollte auch am Arbeitsplatz nicht fehlen. Arbeitgeber müssen in Arbeitsräumen für raumklimatische Verhältnisse sorgen, die den Bedürfnissen des menschlichen Organismus entsprechen. Zum Schutz gegen Hitze etwa hilft das Anbringen von Jalousien an Fensterflächen oder die Bereitstellung von Ventilatoren. Stellt die Hitze am Arbeitsplatz ein erhebliches Problem dar, ist es sinnvoll, die Belegschaft gezielt in Erste-Hilfe-Leistung bei Hitzekollaps, Hitzschlag und Sonnenstich zu unterweisen.
Andrea Schäffer