Je nachdem wie stark Akne ausgeprägt ist, zeigt sie sich durch eine fettige Haut, Pickel, Mitesser, Pusteln und Knötchen. Akne tritt besonders an den Körperstellen auf, die mit vielen Talgdrüsen versehen sind.
In Deutschland sind rund 800.000 Menschen von der sog. Akne inversa betroffen. Doch trotz dieser großen Anzahl an Patienten, ist die Krankheit kaum bekannt. Bis die richtige Diagnose gestellt wird, vergehen häufig mehrere Jahre. Dabei ist der Leidensdruck der Betroffenen enorm. Immer wieder bilden sich Abszesse an unterschiedlichen Stellen des Körpers, besonders in den Körperfalten, wie etwa unter den Armen oder in der Leiste. Aber auch die Genitalien können betroffen sein, ebenso wie das Gesicht. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 23 Jahren.
Es sind häufig junge Menschen betroffen, die mit Ende der Pubertät erste Symptome der Krankheit entwickeln. Aufgrund der optischen Veränderungen, aber auch des unangenehmen Geruchs bei der oft spontanen Entleerung der Abszesse, ziehen sich Betroffene häufig vom sozialen Leben zurück. U. U. leidet auch das Liebesleben unter der Krankheit. „In der Folge entwickeln viele Patienten auch z. T. schwere Depressionen“, weiß Dr. Uwe Kirschner, Mainz.
„Erschwerend kommt hinzu, dass Patienten, die sich ihrem Umfeld anvertrauen, leider oft als Reaktion Hinweise auf mangelnde Hygiene bekommen. Selbst Pflegepersonal und Arztkollegen, die mit der Erkrankung nicht vertraut sind, verweisen die Betroffenen auf zu geringe Körperpflege“, berichtet Dr. Kirschner und stellt klar: „Das ist völlig absurd. Ein häufigeres Waschen führt sogar oft dazu, dass die Patienten durch übermäßig aggressive Hygiene ihre Haut zusätzlich strapazieren und so die Erkrankung sogar verschlimmern.“
Er rät Betroffenen, einen Experten für Akne inversa aufzusuchen, sobald an der gleichen Körperstelle immer wieder Abszesse auftreten. Denn nicht nur die Abszesse selbst sind schmerzhaft, sondern bleiben sie unbehandelt, können sich Fisteln in der Haut bilden, schlimmstenfalls kann es sogar zu einer Sepsis im Körper kommen. Auch die Narbenbildung nach der Abheilung bereitet den Patienten häufig Probleme, kann sogar die Bewegungsfähigkeit einschränken. Eine Behandlung dieser Narben ist grundsätzlich möglich, aber erst dann, wenn die betroffenen Körperstellen vollständig abgeheilt sind. Meist wird die Narbentherapie zudem nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Was die Krankheit auslöst, ist bisher nicht umfassend geklärt. Klar ist, dass hormonelle Umstellungen im Körper, wie etwa eine Schwangerschaft, ein Auslöser sein können. Deshalb sind vermehrt Frauen betroffen. Auch bei Rauchern oder Menschen, die viel schwitzen, zeigen sich schwerere Krankheitsverläufe, ebenso wie bei Menschen mit Übergewicht. Dennoch ist es grundsätzlich nicht möglich, der Akne inversa vorzubeugen. Sie verläuft in Schüben und begleitet Patienten i. d. R. ein Leben lang, viele von ihnen sind aufgrund der mit der Erkrankung verbundenen körperlichen und seelischen Einschränkungen oft viele Wochen im Jahr krankgeschrieben.
Wie die Akne inversa behandelt wird, ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Wichtig ist, dass grundsätzlich jedes Stadium einer Behandlung bedarf. Hilfreich kann das Aufragen von Zugsalben oder das Entleeren der Abszesse sein. Sind mehrere von diesen aufgetreten, nehmen Patienten i. d. R. Antibiotika ein, um die Entzündung im Körper einzudämmen. U. U. kann es notwendig sein, Antibiotika auch dauerhaft einzunehmen.
Sind die Abszesse sehr stark ausgeprägt, kann eine chirurgische Entfernung notwendig werden. Z. T. müssen hier große Teile an Gewebe entnommen werden. „Der Heilungsprozess nach einer Entfernung dauert meist sehr lange und die Rückfallrate liegt je nach Lokalisation und OP-Methode leider zwischen 2,5 und 100 %“, erläutert der Dermatologe.
Möglich ist darüber hinaus auch der Einsatz von Biologika, die bei schweren Fällen zum Einsatz kommen.
Eine neue Therapiemöglichkeit ist der Einsatz aus einer Kombination elektromagnetischer Wellen, genauer Licht und Radiofrequenz. Beim Licht handelt es sich um IPL (Intensed Pulsed Light), wobei die potenziell schädlichen Wellenlängenbereiche des UV-A- und UV-B-Lichtspektrums nicht zum Einsatz kommen. Durch die Kombination erreicht die Behandlung die entzündeten Areale und wirkt dort antibakteriell, reduziert die Talgproduktion, regt das Gewebe zur Neubildung an und reduziert den Haarfollikelverschluss. In Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass sich die Anzahl entzündlicher Läsionen reduziert.
Zuhause sollten Patienten darauf achten, dass sie die betroffenen Hautstellen mit speziellen Waschgelen sauber halten, wenn notwendig desinfizieren und gut pflegen. „Manchmal hilft auch die Umstellung der Reinigung, etwa auf die Verwendung von Kernseife oder das Einlegen von kleinen Läppchen in die betroffenen Hautfalten“, bemerkt Dr. Kirschner.
Quelle: Patient und Haut 1/2018