In der Medizin bezeichnet Hyperhidrose eine übermäßige und unkontrollierbare Schweißproduktion, die über das zur Wärmeregulation des Körpers notwendige Maß hinausgeht.
Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang und lebenswichtig. Doch leiden etwa ein bis zwei Prozent aller Deutschen – unabhängig von körperlicher Anstrengung oder Temperatur – unter einer unkontrollierbar starken Schweißproduktion. Diese sog. Hyperhidrose, deren Ursache noch nicht bis ins letzte Detail erforscht ist, beeinträchtigt den Alltag der Betroffenen massiv.
Bei Sport, hohen Temperaturen oder auch Aufregungen jedweder Art sondern rund zwei Millionen Schweißdrüsen auf der Haut pro Tag mehrere Liter salzhaltige Flüssigkeit ab. Dieser Vorgang dient dazu, die Haut bzw. den Körper zu kühlen. Schwitzen reguliert somit die Körpertemperatur und stellt damit sicher, dass der Organismus vor Überhitzung geschützt wird und einwandfrei funktioniert.
Normalerweise sondert ein Mensch täglich 300 bis 700 ml Schweiß mit Hilfe seiner 2 bis 4 Millionen Schweißdrüsen ab. Es werden zwei Arten von Schweißdrüsen unterschieden:
Beide Arten werden durch Nerven aktiviert, welche wiederum auf diverse Reize wie Hormone, Gefühle, körperliche Aktivität oder Fieber reagieren.
Schwitzen selbst ist grundsätzlich sogar ein positives Zeichen unseres Körpers, welches aber unter bestimmten Voraussetzungen als Krankheit oder Begleiterkrankung erkannt und behandelt werden muss.
Feuchte Hände und Füße, Schweiß, der in den unpassendsten Momenten von den Achseln den Körper herab rinnt, große Flecken auf T-Shirts, auf der Stirn perlende Schweißtropfen oder gar plötzliche Schweißausbrüche am ganzen Körper – Betroffene von Hyperhidrose schwitzen so stark, dass sie körperliche Aktivitäten und auch soziale Kontakte auf ein Minimum beschränken. Händeschütteln zur Begrüßung, Sport oder das gemütliche Beisammensein können zur Qual werden. An Hyperhidrose leidende Menschen leben in ständiger Angst davor, unangenehm aufzufallen. Die Lebensqualität kann für Betroffene sinken und ggf. Depressionen auslösen.
Der Begriff Hyperhidrose setzt sich aus den griechischen Wörtern hyper = noch mehr, über, über … hinaus sowie hidros = Schweiß zusammen. In der Medizin bezeichnet Hyperhidrose eine übermäßige und unkontrollierbare Schweißproduktion, die über das zur Wärmeregulation des Körpers notwendige Maß hinausgeht.
Dabei zählt nicht die Menge des Schweißes. Vielmehr bezeichnet der Begriff eine Fehlfunktion: Bei an Hyperhidrose leidenden Menschen sind die Schweißdrüsen praktisch hyper-aktiv – selbst wenn der Körper keine Abkühlung benötigt. Eine Hyperhidrose kann am ganzen Körper (generalisiert) oder nur auf bestimmte Körperareale begrenzt (lokal) – dabei meistens unter den Achseln – auftreten. Ob sich ggf. eine andere Erkrankung hinter den Symptomen der Hyperhidrose verbirgt, muss ein Arzt abklären.
Man unterscheidet zwischen primärer oder auch idiopathischer Hyperhidrose und sekundärer Hyperhidrose. Die primäre Hyperhidrose wird von keiner Grunderkrankung verursacht. Sie tritt – wie bereits angedeutet – in verschiedenen Formen auf: Bei übermäßigem Schwitzen nur an bestimmten Körperstellen spricht man von fokaler Hyperhidrose.
So tritt die fokale Hyperhidrose meistens an Handflächen (Hyperhidrosis manuum) und/oder Fußsohlen (Hyperhidrosis peduum), unter den Achseln (Hyperhidrosis axillaris) oder an Kopf bzw. Stirn (Hyperhidrosis facialis) auf. Andere Körperstellen sind dann i. d. R. nicht betroffen.
Bei einer generalisierten Hyperhidrose sind großflächigere Körperareale oder sogar der gesamte Körper betroffen. Patienten, die an einer generalisierten Hyperhidrose leiden, müssen oft mehrmals täglich die Kleidung wechseln.
Übermäßiges Schwitzen lässt sich jedoch kaum quantifizieren. Es unterliegt der subjektiven Einschätzung eines jeden Betroffenen. Manche Menschen schwitzen wahre Sturzbäche, machen sich aber nichts weiter draus. Andere wiederum empfinden das starke Schwitzen als unhygienisch. Wieder andere Menschen bringt so leicht nichts zum Schwitzen. Grundsätzlich gilt, dass Stress, die psychische Verfassung, hormonelle Umstellungen, das Körpergewicht, die Ernährung und auch alltägliche Gewohnheiten Einfluss darauf haben, wie schnell und stark jemand schwitzt.
Die unkontrollierbaren Symptome einer primären Hyperhidrose treten bereits bei Kindern und Jugendlichen auf. Dabei wird zwischen den drei Schweregraden leicht, mäßig stark und stark unterschieden. Bei einer leichten Hyperhidrose kommt es an Füßen, Händen und Achseln zu einer deutlich erhöhten Schweißproduktion mit feuchter Haut und Schwitzflecken unter den Achseln. Sie haben einen Durchmesser von fünf bis zehn Zentimetern. Bei einer mäßig starken Hyperhidrose bilden sich Schweißperlen und die Schwitzflecken unter den Achseln haben bereits einen Durchmesser von zehn bis 20 Zentimetern. Tropft der Schweiß, spricht man von einer starken Hyperhidrose. Die Schwitzflecken haben einen Durchmesser von über 20 Zentimetern.
Während die Ursachen der primären Hyperhidrose bisher kaum erforscht sind, ist man bei der sekundären Hyperhidrose schon einen Schritt weiter gekommen: Die sekundäre Hyperhidrose tritt häufig in den Wechseljahren, bei Übergewicht oder bei Stress auf. Gleichzeitig kann die sekundäre Hyperhidrose – ebenso wie die generalisierte Hyperhidrose – Symptom anderer Erkrankungen (u. a. Schilddrüsenüberfunktion, Infektionen, Nervenstörungen, Diabetes mellitus, Angststörungen) sein. Darüber hinaus kann die sekundäre Hyperhidrose auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten.
Andrea Kristian