Als Cluster-Kopfschmerz (oder Bing-Horton-Neuralgie) wird eine primäre Kopfschmerzerkrankung beschrieben. Primär heißt, dass der Schmerz selbst die Erkrankung ist, bei der die Betroffenen unter extremen, in Attacken auftretenden Schmerzen leiden.
Die Frage, warum Cluster-Kopfschmerzen entstehen, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. In der Vergangenheit tendierte man dazu, einen Zusammenhang zwischen Erweiterungen bzw. Entzündungen von Blutgefäßen und dem Cluster-Kopfschmerz herzustellen. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dies Krankheitsfolgen und nicht -ursachen sind.
Heute geht man davon aus, dass die Triebfeder der Erkrankung im Hypothalamus zu lokalisieren ist, also derjenigen „Steuerungseinheit“ im Gehirn, die unwillkürliche Prozesse wie den Schlaf-Wach-Rhythmus bzw. den Biorhythmus im Allgemeinen koordiniert. Auffällig ist nämlich das tageszeitlich gebundene Auftreten der Cluster-Kopfschmerzen sowie ihr verstärktes Vorkommen im Frühling und Herbst.
Für die Hypothalamus-These, also die Vorstellung, dass Cluster-Kopfschmerz auf einer Störung des individuellen Biorhythmus beruht, scheint auch zu sprechen, dass bei Betroffenen spezifische Hormone untypischen Mechanismen folgen. Dies gilt z. B. für das Hormon Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert.
Die einzelnen Cluster-Attacken können durch unterschiedliche Faktoren, die nicht ursächlich sind, ausgelöst werden (sog. Trigger). Zu diesen gehören z. B. Alkohol, Histamin (biogenes Amin, das allergische Symptome wie Jucken und Rötung verursachen kann) oder Lebensmittelzusätze wie Glutamat. Unklar ist im Unterschied dazu jedoch, welche Trigger-Faktoren ein Cluster-Intervall auslösen. Stress wird immer wieder als Ursache diskutiert.
Markus Felsmann