Unter dem Begriff Histaminintoleranz versteht sich eine Unverträglichkeit von Histamin, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Ursache ist ein Mangel an bestimmten Enzymen, die am Abbau von Histamin beteiligt sind.
Rotwein, Rohwurst, reifer Käse – diese drei werden meist zuerst genannt, wenn es darum geht, histaminreiche Lebensmittel zu bestimmen. Tatsächlich ist der Histamingehalt einzelner Lebensmittelgruppen aber schwankend. Er hängt ab von Reifegrad, Lagerdauer und Verarbeitung. Mediziner raten deshalb davon ab, pauschal auf alle Nahrungsmittel zu verzichten, die im Verdacht hohen Histamins stehen. Besser ist eine stufenweise Gewöhnung an das biogene Amin.
Der Rat, den Körper in kleinen Schritten an geringe Mengen Histamin zu gewöhnen, kommt von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Gemeinsam mit dem Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) hat sie die Leitlinie zum Vorgehen bei Histaminintoleranz verfasst.
„Pauschale Einschränkungen der Nahrungsmittelauswahl stellen (…) langfristig keine Hilfe für betroffene Patienten dar“, heißt es dort. Eine behutsame Ernährungsumstellung wird aber empfohlen, am besten in drei Stufen: Am Beginn der Ernährungsumstellung – für die unbedingt ein Allergologe oder eine Ernährungsfachkraft hinzugezogen werden sollte – steht eine histaminarme Kost. 10 bis 14 Tage lang sollte auf alle
verzichtet werden. Auf diese Weise werden die Beschwerden erst einmal verringert. Die gewohnten Mahlzeiten müssen also ganz neu zusammengesetzt werden. Orientieren kann man sich dabei an den Prinzipien der leichten Vollkost, also keine schwer verdaulichen, fette oder zu scharf gewürzte Gerichte, keine blähenden Gemüsesorten wie z. B. Kohl, Paprika und Hülsenfrüchte.
In den dann folgenden sechs Wochen werden histaminhaltige Lebensmittel langsam wieder in den Speiseplan integriert. Hier kann ein Symptom- und Ernährungstagebuch zum Einsatz kommen. Mit seiner Hilfe werden „verdächtige Mengen biogener Amine individuell eingegrenzt“. Denn das Tagebuch hält nicht nur die Zusammensetzung und Menge der einzelnen Speisen fest, sondern notiert auch, welche weiteren Faktoren womöglich Einfluss auf das körperliche Befinden haben könnten. Typische Einflüsse sind Stress, die Menstruation oder Medikamente, aber auch der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Mahlzeiten kann schon bedeutend sein.
Aus den Ergebnissen des Symptomtagebuchs können Arzt und Ernährungsfachkraft dann in einem dritten Schritt die individuelle Histaminverträglichkeit und dauerhaft wirksame Ernährungsempfehlungen für den einzelnen Betroffenen ableiten.
Vor jeder Ernährungsumstellung sollten aber mit dem behandelnden Arzt andere mögliche Ursachen für die Beschwerden abgeklärt werden. Mögliche andere Ursachen wären echte Nahrungsmittelallergien, eine Störung bei der Verwertung von Kohlenhydraten oder entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut.
Histamin ist ein biogenes Amin und wird sowohl vom Körper selbst gebildet, als auch durch die Nahrung aufgenommen. In Nahrungsmitteln entsteht es meist durch Mikroorganismen wie Bakterien – ein Grund, weshalb Lebensmittel, die unter Bakterieneinfluss reifen, die vergoren wurden oder verdorben sind, besonders viel Histamin enthalten. Dazu gehören u. a. alkoholische Getränke, Käse oder eingelegte Speisen.
Histamin ist ein wichtiger Entzündungsstoff des Körpers und setzt die Immunantwort in Gang. Die Symptome bei einer Intoleranz ähneln deshalb einer Allergie: Typisch sind Kopfschmerzen, Fließschnupfen, Hitzegefühl, Herzrhythmus-Störungen, Gesichtsrötungen, Juckreiz oder Magen-Darm-Beschwerden. Anders als Allergene ist Histamin aber nicht in Blut- oder Hauttests nachzuweisen. Das Krankheitsbild ist deshalb umstritten.
Quelle: Allergikus 1/2013