Der Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung des weiblichen Genitaltraktes. Bei dieser Krebsart befinden sich die Krebszellen in der Schleimhaut (Endometrium) der Gebärmutter (Uterus).
Der Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung des weiblichen Genitaltraktes. In Deutschland gibt es jährlich etwa 11.000 Neuerkrankungen. Der Gebärmutterkrebs ist damit das vierthäufigste Malignom der Frau. Mit 2,5 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle des weiblichen Geschlechts nimmt der Gebärmutterkrebs in unserem Land die elfte Stelle ein. Die Erkrankungshäufigkeit erhöht sich mit steigendem Alter, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren.
Die postmenopausale Blutung (Blutung in den Wechseljahren) ist ein wichtiges und fast immer auftretendes Frühsymptom eines Gebärmutterkrebses. Dadurch kommt es meist zur frühen Diagnosestellung, was die gute Prognose dieser Erkrankung erklärt. Nach neueren Erkenntnissen existieren zwei Typen des Gebärmutterkrebses: der östrogenabhängig wachsende Typ I Krebs (80 Prozent der Fälle) und der östrogenunabhängig wachsende Typ II Krebs (20 Prozent der Fälle). Der Typ I Krebs entsteht meistens über längere Zeit über mehrere Krebsvorstufen. Ursächlich ist die übermäßige Stimulation der Gebärmutterschleimhaut mit dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen. Übergewichtige Patientinnen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Typ I Gebärmutterkrebs, da im Fettgewebe vermehrt Östrogene gebildet werden. Der Typ II Krebs weist keine solchen Krebsvorstufen auf und hat eine deutlich schlechtere Prognose als der Typ I Krebs, Übergewicht ist bei diesem Subtyp kein Risikofaktor.
Aus dem oben ausgeführten geht die Wichtigkeit hervor, jede Blutung in der Postmenopause durch eine Gebärmutterspiegelung und eine Ausschabung abzuklären. Falls hierbei ein Gebärmutterkrebs gefunden wird, sollte, falls sich in der bildgebenden Diagnostik kein Hinweis auf einen fortgeschritten Krebs ergibt, zunächst die per Bauchspiegelung durchgeführte Gebärmutterentfernung erfolgen. Falls sich in der feingeweblichen Untersuchung ein lokal fortgeschrittener Krebs darstellen lässt, sollte die Lymphknotenentfernung im Becken und an den großen Gefäßen als Zweiteingriff durchgeführt werden.
Bei fortgeschrittenen oder aggressiver wachsenden Tumoren kann zusätzlich zur Operation eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie erwogen werden. Im Falle eines lokal sehr weit fortgeschrittenen oder eines schon metastasierten Krebsleidens sollte anstelle von einer Operation eher eine systemische Behandlung des Tumors in Form einer Chemotherapie oder einer hormonellen Therapie eventuell kombiniert mit einer Bestrahlung durchgeführt werden.
Schlussendlich sollte noch einmal die Wichtigkeit betont werden, jede Blutung in der Postmenopause durch eine Gebärmutterspiegelung mit Ausschabung abklären zu lassen, da sich hinter diesem Symptom ein Gebärmutterkrebs verbergen könnte. Da so die meisten Endometriumkarzinome in einem sehr frühen Stadium erkannt werden, ist bei der überwiegenden Anzahl der Patientinnen eine per Bauchspiegelung durchgeführte Gebärmutter- und beidseitige Eierstockentfernung die Therapie der Wahl. Die Prognose des frühen Endometriumkarzinoms ist mit Fünfjahresüberlebensraten von über 90 Prozent exzellent.
Prof. Dr. med. Jörg Engel, Frankfurt
Quelle: Leben? Leben! 1/2013