In der medizinischen Fachsprache wird Juckreiz als Pruritus bezeichnet, das Wort entstammt dem lateinischen purire (jucken). Es beschreibt ein Jucken der Haut, wodurch ein zwanghaftes Kratzen bei den Betroffenen ausgelöst wird.
Für die Therapie von Juckreiz gibt es eine Reihe verschiedener Möglichkeiten und Ansatzpunkte. Generell lässt sich die Therapie in verschiedene Bereiche gliedern:
Eine allgemeingültige und einheitliche Therapie gibt es nicht, weil die Ursachen für den Juckreiz vielfältig sein können, wie die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) mitteilt. Ein Therapieplan muss immer individuell erstellt werden. Dabei werden das Alter sowie bestehende Erkrankungen und Medikationen, Schwere der Symptomatik, Qualität oder Intensität des Pruritus berücksichtigt. Als allgemeine Therapiemaßnahmen zur Linderung von Pruritus, unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, empfiehlt die AWMF Faktoren zu vermeiden, die die Haut austrocknen lassen (trockenes Klima, Hitze, Sauna). Beim Duschen sollten milde, nicht-alkalische Seifen verwendet werden. Cremes, Lotionen, Sprays mit Wirkstoffen wie Harnstoff, Kampher oder Gerbstoffen können zur kurzfristigen Prurituslinderung beitragen. Feuchte kühle Umschläge können die Haut ebenfalls beruhigen und den Juckreiz lindern. Dennoch ist es wichtig, dass Betroffene einen Arzt aufsuchen, um die Ursache zu klären.
Konnte eine krankheitsbedingte Ursache für den Juckreiz diagnostiziert werden, so sollte diese Erkrankung umgehend therapiert werden. In manchen Fällen ist dies nicht möglich, wie z. B. bei einer Leber- oder Niereninsuffizienz, in anderen Fällen kann unter Umständen die Ursache nicht eindeutig geklärt werden. Dort wo jedoch therapeutisch angesetzt werden kann, bestehen gute Prognosen für eine langfristige Besserung. Wie solche Behandlungen dann im Einzelnen aussehen, ist sehr unterschiedlich und hängt von der jeweiligen Erkrankung ab.
Wenn Juckreiz auftritt und die Haut durch Kratzen geschädigt ist, spielt die richtige akute Versorgung der Haut eine wichtige Rolle für den weiteren Verlauf der Beschwerden. Es sollte möglichst nicht gekratzt werden. Ein kurzes Kratzen verschafft durch den hervorgerufenen Kratzschmerz tatsächlich kurze Linderung, wird die Haut jedoch durch starkes und ständiges Kratzen geschädigt, verschlimmert dies den Juckreiz. Ist die Haut verletzt, werden die abheilenden Wunden unter Umständen erneut zu jucken beginnen. Zudem können durch die gestörte Barrierefunktion Bakterien in das Gewebe eindringen und so zu einer Mastzellaktivierung und Histaminausschüttung führen, die in einem erneuten Juckreiz resultiert. Dadurch ergibt sich ein wahrer Teufelskreis, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt.
Um die Beschwerden des Juckreizes zu lindern, sollten die betroffenen Hautstellen mehrmals täglich mit einer wirkstofffreien Fettsalbe eingecremt werden. Dadurch bleibt die Haut geschmeidig. Gewaschen werden sollte die Haut nur mit alkalifreien Seifen, da alkalihaltige Seife die Haut zusätzlich austrocknen könnte. Wer gereizte Haut hat, sollte zudem raue Kleidungsstücke, schnelle Temperaturveränderungen und viel Wärme meiden. Da Schweiß auf der Haut zu Juckreiz führen kann, sollte auf leichte und luftige Kleidung geachtet und verschwitzte Kleidung sofort gewechselt werden. Ein weiterer Faktor, der sich leider nicht immer so einfach beseitigen lässt, aber die Heilung der Haut verzögern und erneuten Juckreiz hervorrufen kann, ist Stress.
Juckreiz kann medikamentös behandelt werden, sowohl äußerlich (lokal) als auch innerlich (systemisch). Bei wiederholtem oder lang andauerndem Juckreiz ist dies häufig erforderlich, um den Betroffenen Erleichterung zu verschaffen und die Haut nicht durch ständiges Kratzen zusätzlich zu schädigen. Cremes oder Lotionen mit Kampfer, Menthol, Harnstoff oder Gerbstoffen können den Juckreiz kurzfristig lindern, einfache Eispacks werden jedoch von den meisten Betroffenen als wirksamer empfunden. Liegen Entzündungen der Haut vor, werden vom Arzt entsprechend entzündungshemmende Salben und Cremes verordnet.
Bei starkem Juckreiz werden systemisch Antihistaminika gegeben, kurzfristig können auch Kortisonpräparate eingesetzt werden. Antihistaminika wirken nur, wenn der Juckreiz auch tatsächlich durch Histamin hervorgerufen wird, da sie die Wirkung von Histamin durch die Blockierung von Histaminrezeptoren im Gewebe aufheben. Zudem können Antihistaminika Nebenwirkungen haben. Sie können Müdigkeit und Konzentrationsstörungen hervorrufen und die Reaktionsgeschwindigkeit herabsetzen.
Ist der Juckreiz nicht durch eine Histaminausschüttung bedingt, können spezielle Salben eingesetzt werden. Diese können den zweiten für Juckreiz verantwortlichen Typ Nervenfasern, der nicht durch Histamin erregt wird, blockieren. Der medikamentöse Einsatz von Opioid-Antagonisten ist umstritten, da in Studien widersprüchliche Ergebnisse erzielt wurden. In sehr schweren Fällen wird das Immunsuppressivum Cyclosporin A verabreicht.
Neben den medikamentösen Therapien wurden gute Erfolge mit anderen Therapieformen erzielt. Als sinnvoll haben sich Lichttherapien (UV-B-Bestrahlung) erwiesen. Auch Akupunktur kann bei der Therapie von Juckreiz infrage kommen. Auch die Einnahme großer Mengen Aktivkohle zur Adsorption (Anlagerung) von juckreizauslösenden Substanzen, verbunden mit einer anschließenden Ausscheidung über den Darm, kann Linderung verschaffen.
Da Juckreiz keine rein organischen Ursachen hat, sondern durch Stress und psychische Belastung verstärkt wird oder sogar ausgelöst werden kann, sollte eine psychologische Beratung in Anspruch genommen werden. Hinzu kommt, dass ein ständiger Juckreiz die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Freizeitgestaltung, Arbeit und Partnerschaft leiden unter der Situation. Dies kann Folgen wie Antriebslosigkeit, Schlafstörungen oder Hoffnungslosigkeit haben und bis zu schweren Depressionen führen.
Erfahrene Fachkräfte auf dem Gebiet psychosomatischer Erkrankungen können in der Lage sein, Ursachen für den Juckreiz zu entdecken, die anderen verborgen geblieben wären. Und sie können wichtige Anleitungen zur Bewältigung der eigenen, schwierigen Situation, nämlich dem alltäglichen Umgang mit dem Juckreiz, geben. Eine Begleitung durch Fachkräfte kann in Form von Einzelgesprächen erfolgen, oder auch in Patientengruppen. Für manche Menschen bietet gerade eine Gruppe starke Unterstützung, da die anderen Mitglieder die Problematik selbst kennen und somit auch besser verstehen.
Lydia Köper