Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Die Symptome treten fast immer dann auf, wenn Betroffene zur Ruhe kommen. Dann verspüren sie ein Kribbeln, Ziehen oder Brennen in den Beinen.
Eine ursächliche Therapie zur Behandlung des Restless-Legs-Syndroms konnte trotz der Bemühungen der Mediziner bislang nicht gefunden werden. Demzufolge ist auch eine Heilung des idiopathischen RLS bis heute nicht möglich. Meist jedoch sind die Beschwerden nicht so stark, dass eine medikamentöse Therapie vonnöten ist. So können sich z. B. Bewegung oder Sport positiv auf die Symptomatik auswirken. Einigen Patienten hilft ein Spaziergang oder Jogging in den frühen Abendstunden. Andere haben gute Erfahrungen mit kalten oder warmen Wassergüssen, Massagen oder Akupressur gemacht.
Einen positiven Einfluss auf die Beschwerden können außerdem eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf Genussmittel (z. B. Alkohol, Kaffee oder Schokolade) haben. Beeinträchtigen die RLS-Symptome den Betroffenen jedoch so stark, dass die Lebensqualität darunter leidet, können die Beschwerden mit Medikamenten behandelt werden.
Zur Behandlung des Restless-Legs-Syndroms sind in Deutschland Levodopa in Kombination mit Benserazid sowie die Dopaminagonisten Ropinirol, Rotigotin und Pramipexol zugelassen. Der Unterschied zwischen Levodopa und einem Dopaminagonisten besteht darin, dass es sich bei Levodopa um eine Vorstufe des Neurotransmitters Dopamin handelt, während Dopaminagonisten lediglich das Vorhandensein von Dopamin am Rezeptor der Nervenzelle simulieren. Als Behandlungsalternative kommen darüber hinaus Antiepileptika infrage.
Anders als bei Erkrankungen, bei denen bekannt ist, dass die Symptome von einem Dopaminmangel im Gehirn ausgelöst werden (z. B. Morbus Parkinson), ist ein solcher Dopaminmangel bei RLS-Betroffenen nicht feststellbar. Die Mediziner wissen bis heute nicht genau, warum die Gabe von Dopamin bzw. Dopaminagonisten die Symptome verschwinden lässt.
Interessant ist, dass das Genprodukt des MEIS1-Gens – eines der Gene, das bei RLS-Patienten in abgewandelter Form gefunden wurde – u. a. in der Substantia nigra produziert wird. Die Substantia nigra ist ein Teil des Gehirns, in dessen Zellen der Neurotransmitter Dopamin gebildet wird. Es könnte also ein Zusammenhang zwischen dieser Tatsache und der positiven Wirkung von Dopamin auf die RLS-Symptome bestehen.
Ein sog. sekundäres oder symptomatisches RLS ist häufig eine Begleit- oder Folgeerscheinung einer anderen Erkrankung. Gelingt es, diese Erkrankung zu heilen, verschwinden in der Regel auch die RLS-Symptome. Bei einem Eisenmangel oder niedrig normalen Ferritinwerten kann das fehlende Eisen durch entsprechende Präparate zugeführt werden. Handelt es sich um ein RLS aufgrund einer Urämie (Harnvergiftung), verschwinden die Symptome meist nach erfolgter Nierentransplantation. Einige Erkrankungen, wie z. B. Multiple Sklerose oder Parkinson, sind jedoch nicht heilbar. In diesem Fall können die Symptome bei Bedarf wie beim idiopathischen Restless-Legs-Syndrom behandelt werden.
Ein während der Schwangerschaft vorliegendes Restless-Legs-Syndrom verschwindet in den meisten Fällen nach der Geburt des Kindes wieder. Auch ein medikamenteninduziertes Restless-Legs-Syndrom kann durch Umstellen der Medikation oder Absetzen des Medikaments vergehen.
Antje Habekuß