Mit Sodbrennen wird ein brennendes Gefühl in der Speiseröhre bezeichnet, das durch den unnormal langen Rückfluss von Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux) begründet ist.
Sodbrennen entsteht immer dann, wenn der Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre nicht richtig funktioniert und etwas von den etwa zwei Litern Magensäure, die der Körper täglich produziert, in die Speiseröhre fließt und deren empfindliche Schleimhaut verätzt. Die Funktionsstörung kann kurzfristig oder dauerhaft vorliegen und verschiedene Gründe haben, die von körperlichen oder psychischen Störungen bis zu Nahrungs- und Genussgewohnheiten reichen.
Sodbrennen kann genetisch bedingt sein. Wissenschaftlicher haben Zwillingspaare untersucht: Bei eineiigen Zwillingen, von denen einer unter Sodbrennen leidet, ist die Wahrscheinlichkeit für den anderen Zwilling betroffen zu sein, um das 1,5-fache höher als bei zweieiigen Zwillingen. Eventuell ist der Magenverschluss aufgrund einer genetischen Muskelschwäche beeinträchtigt; wahrscheinlicher ist aber eine erhöhte Empfindlichkeit der Speiseröhre aufgrund einer genetischen Anfälligkeit. Auch eine erhöhte Entzündlichkeit ist denkbar. Die genetischen Ursachen von Sodbrennen werden weiter untersucht.
Verschiedene körperliche Erkrankungen können die Ursache für Sodbrennen bilden. In den meisten Fällen liegt eine Gastroösophageale Refluxerkrankung vor, deren Hauptsyndrom Sodbrennen ist. Etwa 10 % der Bewohner von Industrieländern leiden mehrmals wöchentlich an Refluxsymptomen und damit an chronischem Sodbrennen. Die Krankheit, auch als Refluxösophagitis oder einfach Refluxerkrankung bekannt, gehört zu den häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen und beruht meistens auf der mangelhaften Verschlusskraft des Speiseröhrenschließmuskels.
Dabei ist das Ventil in der Regel nicht ganz geschlossen, weil eine zu große Lücke am Übergang von der Speiseröhre zur Bauchhöhle vorliegt (Zwerchfellbruch oder Hiatushernie). Die Größe des Zwerchfellbruchs kann im Laufe des Lebens zunehmen. Nicht immer haben die Größe und das Ausmaß des Bruches Auswirkungen auf die Symptome und damit das Ausmaß des Sodbrennens: Es gibt sehr große Brüche, einschließlich Verlagerung des Magens in die Brusthöhle, die keinen Rücklauf der Magensäure zur Folge haben, und kleine Brüche mit massiver Refluxsymptomatik.
Auch die Pumpfunktion der Speiseröhre kann beeinträchtigt sein. Diese sogenannte Motilitätsstörung beeinträchtigt die natürliche Reinigungsfunktion in der Speiseröhre. Eine verzögerte Magenentleerung, beispielsweise durch ein Magengeschwür, und bestimmte Muskel- oder Bindegewebserkrankungen wirken ebenfalls refluxauslösend. Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand, sogenannte Speiseröhrendivertikel, können Entzündungen der Speiseröhrenschleimhaut verursachen und so auch bei normalen Mengen Magensäure Sodbrennen hervorrufen.
Wer unter Übergewicht leidet, muss eher mit Sodbrennen rechnen. Durch überflüssige Pfunde erhöht sich der Druck auf den Magen und damit auch auf das Speiseröhrenventil. Dieses kann dem Druck nicht mehr standhalten und es kommt zum Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre. Viele der von Sodbrennen Betroffenen sind übergewichtig.
Der Genuss vieler Nahrungsmittel erhöht die Produktion von Magensäure. Übermäßige Nahrungsaufnahme führt außerdem zu einer vermehrten Magensäureproduktion, die der Körper zur Verdauung benötigt. Ungünstig dabei sind vor allem opulente Mahlzeiten am Abend, weil der Körper abends und nachts länger zur Verdauung braucht. Temperatur und Schärfe der Speisen haben ebenso Einfluss wie hoher Fettgehalt (Frittiertes, Fleisch, Wurst), schlechte Verdaulichkeit (Kohl, Paprika, Zwiebeln, Hülsenfrüchte) und Säuregehalt (kohlensäurehaltige Getränke, Tomaten, Zitrusfrüchte) der Speisen.
Alkohol-, und Zigarettenkonsum verstärken das Sodbrennen. Grund dafür ist die erschlaffende Wirkung von Tabak und Alkohol auf das Speiseröhrenventil. Werden Tabak und Alkohol zusätzlich zu oder nach üppigen Mahlzeiten konsumiert, kommt es zu einer Dopplerwirkung von übermäßiger Magensäureproduktion und Ventilschwäche. Kohlensäurehaltige Alkoholika wie Sekt fördern dabei Sodbrennen besonders.
Häufig spricht man bei Stress und psychischen Belastungen davon, dass sie „auf den Magen schlagen“. Hektik, Sorgen und Ruhelosigkeit führen zu einer schnellen Abfolge von Nervenübertragungen und Hormonfreisetzungen. Der Verdauungstrakt ist davon besonders betroffen. Kommt es zu Verkrampfungen des Magens und zu übermäßiger Säureproduktion, kann Sodbrennen – besonders bei leerem Magen – die Folge sein. Auch der längere Verbleib von Nahrung im Magen erhöht den Druck auf das Speiseröhrenventil und begünstigt damit Sodbrennen.
Einige Medikamente haben einen Einfluss auf den Speiseröhrenschließmuskel, indem sie seinen Druck herabsetzen und damit einen Rückfluss der Magensäure begünstigen. Dazu gehören Medikamente gegen Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder die Anti-Baby-Pille. Auch Arzneimittel gegen Asthma und Antidepressiva beziehungsweise deren Inhaltsstoffe sowie koffeinhaltige Medikamente können eine Sodbrennen auslösende Wirkung haben.
Sodbrennen entsteht häufig in der Schwangerschaft oder nimmt dadurch zu. Durch die Gebärmutter entsteht ein Druck von unten auf den Speiseröhrenschließmuskel, der daraufhin erschlafft und die Magensäure schlechter zurückhalten kann. Außerdem haben weibliche Sexualhormone, besonders das Hormon Progestoron, Einfluss auf die Muskelspannung (Tonus) des Schließmuskels und schwächen ihn. Schätzungen ergeben, dass die Hälfte aller Schwangeren unter Sodbrennen leidet. In der Regel verschwinden die Beschwerden nach der Entbindung.
Barbara Kliem