Schwindel ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein sogenanntes multi-sensorisches Symptom, das auf verschiedene Erkrankungen hindeuten kann. Schwindel äußert sich durch die Störung der räumlichen Orientierung und des Gleichgewichts, oft verbunden mit dem Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren.
Je nach Form des Schwindels werden verschiedene Therapiemaßnahmen angewendet. Diese können medikamentöser, physiotherapeutischer oder psychotherapeutischer Natur sein oder in seltenen Fällen eine Operation umfassen. Die Ursache bestimmt die jeweils sinnvollste Therapieform. Daher ist die richtige Diagnostik der Schwindelform wichtig, die auch den Verlauf und die Begleiterscheinungen des Schwindels berücksichtigt.
Die Behandlung der Grundkrankheit steht bei Schwindel als Krankheitssymptom immer im Vordergrund. Einige Schwindelarten heilen nach einiger Zeit von selbst. Die richtige Therapie kann diesen Prozess beschleunigen. Den Befürchtungen vieler Patienten, die Ursache des Schwindels sei ernst – etwa ein Tumor – sollte entgegengesetzt werden, dass der Großteil aller Schwindelarten mit einer guten Heilungsprognose verbunden ist. Selbst wenn Schwindel bei Patienten nur selten auftritt, ist der Beginn der Therapie ratsam, um Gefahren wie Unfälle oder Stürze und dadurch eventuell entstehende Folgeschäden zu vermeiden.
Für einige Schwindelarten ist Krankengymnastik eine effektive Form der Therapie. In der Regel verschwinden die Beschwerden innerhalb weniger Wochen, wenn die Übungen regelmäßig ausgeführt werden. Dabei werden im Rahmen des sogenannten vestibulären Schwindeltrainings absichtlich Haltungsunsicherheiten hervorgerufen, auf die der Körper mit Korrekturbewegungen reagiert und damit die Gleichgewichtssituation verbessert. Vermeintlichen „Schonhaltungen“ soll vorgebeugt werden. In den meisten Fällen bessert Training den Verlauf von Schwindelattacken; Ruhe und Schonung wirken häufig eher kontraproduktiv.
Im Rahmen des sogenannten Befreiungsmanövers kann beispielsweise der gutartige periphere paroxysmale Lagerungsschwindel behandelt werden. Bei dieser Schwindelform, die mit bestimmten Kopf- und Körperbewegungen verbunden ist, werden gezielte Bewegungsabläufe angewendet, um den Schwindel zu therapieren. Dazu wird der Kopf um etwa 45 Grad zum nicht betroffenen Ohr gedreht und der Patient unter Beibehaltung dieser Kopfstellung auf die Seite des betroffenen Ohres gelagert. Nachdem er etwa eine Minute auf diese Weise gelegen hat, erfolgt eine rasche Kippung des Patienten auf die andere Seite und damit auf das nicht betroffene Ohr. Anschließend erfolgt die Aufrichtung.
Durch die schnelle Bewegungsabfolge werden die den Schwindel verursachenden Kalksteinchen aus den Bogengängen herausbefördert und in eine unschädliche Ruheposition verlagert. Diese Übung sollte über einen Zeitraum von etwa drei Wochen je dreimal morgens, mittags und abends erfolgen. 90 % der Betroffenen sind danach beschwerdefrei.
Eine Alternative zum Befreiungsmanöver bildet beispielsweise das sogenannte Epley-Manöver, das aus mehreren nacheinander ausgeführten schnellen 90-Grad-Drehungen des Kopfes besteht. Auch hier ist das Ziel die Entfernung der Otolithen aus dem Innenohr. Tritt der Lagerungsschwindel nach einigen Jahren erneut auf, was bei 30 – 50 % der Patienten der Fall ist, können die erlernten Übungen nach Absprache mit dem Arzt zuhause selbstständig durchgeführt werden.
Wenn Schwindel beim Autofahren oder auf Schiffsfahrten als Reisekrankheit auftritt, kann ein absichtliches Herbeiführen der Reizsituation eine Gewöhnung und Verbesserung hervorrufen. Dass die Gewöhnung aber mit ganz bestimmten Bewegungsabläufen verbunden ist und in der Regel nur kurzfristig wirkt, zeigt die Tatsache, dass ein Patient, der eine Unempfindlichkeit gegenüber Schwindel beim Autofahren entwickelt hat, nicht automatisch vor Seekrankheit geschützt ist. Medikamente können die Therapie von Schwindel als Reisekrankheit unterstützen.
Sogenannte Antivertiginosa helfen kurzfristig gegen anfallsartigen Schwindel und dessen häufige Begleiterscheinung Übelkeit. Eine dauerhafte Bekämpfung des Schwindels ist auf diese Weise aber nicht möglich, da die Medikamente das Symptom, aber nicht die Krankheit bekämpfen. Alternativ können Antihistaminika gegeben werden.
Eine ursächliche Behandlung von Morbus Menière ist bisher nicht möglich. Nur die Symptome können behandelt werden. Zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen werden Medikamente, sogenannte Antiemetika, gegeben. Eine Verabreichung von Infusionslösungen, die die Durchblutung verbessern, ist ebenfalls sinnvoll. Die Gabe eines Antibiotikums, das den Druck auf das Gleichgewichtssystem im Ohr vermindert, ist mit dem Risiko verbunden, einen Hörverlust als Nebenwirkung davonzutragen.
Bei psychisch bedingtem Schwindel, etwa aufgrund einer Phobie, kommen verschiedene psychotherapeutische Therapieverfahren zum Einsatz. Im Rahmen einer Konfrontationstherapie wird die Situation, die den Schwindel bedingt, absichtlich hervorgerufen. Entspannungstechniken bilden eine weitere Form der Behandlung des psychogenen Schwindels.
Treten die Schwindelattacken über mehrere Jahre und verbunden mit eingeschränkter Hörfähigkeit auf oder ist die Ursache für den Schwindel ein Tumor am Gleichgewichtsorgan, kann in seltenen Fällen ein operativer Eingriff wie die Entfernung des Gleichgewichtsorgans angeordnet werden. Diese drastische Maßnahme wird aber nur in Einzelfällen verordnet, da die meisten Schwindelformen durch alternative Therapiemaßnahmen erfolgreich behandelt werden können. Äußerst schwere Formen der Menière-Krankheit können diesen Schritt ebenfalls notwendig machen.
Barbara Kliem