Bei einer Tierhaarallergie handelt es sich um eine allergische Reaktion, die durch den Kontakt mit einem Tier entsteht. Entgegen der Bezeichnung muss es sich dabei nicht um die Haare des Tieres handeln, die als Allergieauslöser, als sogenanntes Allergen, fungieren.
Eine Tierhaarallergie kann, wenn sie über einen längeren Zeitraum besteht, gefährdend für die Gesundheit der Betroffenen sein. Zum einen kann eine bestehende Allergie einen Einfluss auf die Entstehung weiterer Sensibilisierungen, wie zum Beispiel gegen Pollen oder Hausstaubmilben, haben. Man spricht in einem solchen Fall auch von einer Neusensibilisierung. Zum anderen kann aufgrund einer andauernden Tierhaarallergie ein sogenannter Etagenwechsel geschehen. Dabei wandert die bestehende Tierhaarallergie, die bisher aber nur die oberen Atemwege betraf, in die unteren Atemwege. Im schlimmsten Fall kann so ein Asthma bronchiale entstehen. Nur eine richtige und frühzeitige Diagnostizierung des die Tierhaarallergie auslösenden Allergens sowie eine entsprechende Therapie der Tierhaarallergie können die Risiken für beide Fälle minimieren.
Der wichtigste Bestandteil einer Therapie von Tierhaarallergien ist die strikte Meidung des Allergens. Aus diesem Grund kann es erforderlich sein, sich von einem Haustier zu trennen, welches die Beschwerden auslöst. Ansonsten kann die Gesundheit gefährdet sein. Es kann eine gewisse Zeit dauern, bis keine Allergene mehr in der Wohnung vorhanden sind – in manchen Fällen sogar Jahre. Selbst durch gründliches Putzen können die Auslöser für eine Tierhaarallergie nicht umgehend verbannt werden, und sie befinden sich zudem immer noch in der weiteren Umgebung, auch wenn kein direkter Kontakt mehr zur jeweiligen Tierart besteht. Bei manchen von Tierhaarallergie Betroffenen ist es ausreichend, das Allergen zu vermeiden, dann verschwinden die Symptome der Tierhaarallergie schnell. Reicht eine solche Karenz nicht, um alle Symptome einer Tierhaarallergie zu eliminieren, können zusätzlich Medikamente zur Therapie eingesetzt werden.
Je nachdem, welche Symptome im individuellen Fall der Tierhaarallergie auftreten, können diese durch eine Therapie mit bestimmten Medikamenten behandelt werden. Man spricht auch von einer sogenannten symptomatischen Therapie. Da es sich bei einer Tierhaarallergie um eine Reaktion vom Soforttyp handelt, kann eine Therapie mit Antihistaminika wirksam sein. Sie blockieren einen wichtigen Botenstoff, der IgE-vermittelt von Mastzellen und basophilen Granulozyten ausgeschüttet wird – das Histamin. Die Wirkung dieser Medikamente tritt sehr schnell ein, je nach Darreichungsform bereits innerhalb weniger Minuten. Zur Therapie von charakteristischen Symptomen einer Tierhaarallergie wie Hautreaktionen, Asthma und allergischem Schnupfen können Glukokortikoide eingesetzt werden. Kommt es durch die Tierhaarallergie zu einer Behinderung der Atmung, kann ein Adrenalinspray inhaliert werden, welches eine Erweiterung der Bronchien bewirkt. Treten leichte Hautirritationen als Folge der Tierhaarallergie auf, kann eine Therapie mit bestimmten Pflegeprodukten oftmals ausreichend sein. Dazu zählen Produkte, die beispielsweise Urea oder Dexpanthenol beinhalten.
Um eine Tierhaarallergie wirklich zu heilen und nicht nur ihr Auftreten zu umgehen und gegebenenfalls medikamentös zu unterdrücken, kommt nur eine Hyposensibilisierung infrage. Eine erfolgreiche Anwendung dieser Therapie bei Tierhaarallergien konnte bisher nur für Katzenhaarallergien in Studien belegt werden. Ob sich andere Tierhaarallergien überhaupt für diese Form der Therapie eignen, ist bisher nicht geklärt.
Bei einer Hyposensibilisierung werden dem Patienten bestimmte Mengen des jeweiligen Allergens unter die Haut gespritzt oder alternativ unter die Zunge gegeben. Man spricht entsprechend von einer subkutanen oder einer sublingualen Applikation. Im Laufe der Behandlungen wird die Dosis immer weiter erhöht, um so eine Toleranz des Immunsystems gegen das Allergen zu induzieren. Da die Therapie zunächst allergische Reaktionen auslöst, darf sie nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Für jede Sitzung muss zudem eine gewisse Zeit eingeplant werden, um sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten. Etwa eine halbe Stunde ab Verabreichung des Allergens der Tierhaarallergie muss der Patient unter ärztlicher Aufsicht verbleiben.
Neben dem Risiko des Auftretens starker allergischer Reaktionen ist ein weiteres Problem einer Hyposensibilierung die lange Dauer der Therapie. Die Therapie muss über einen Zeitraum von etwa drei Jahren durchgeführt werden, wobei es äußerst wichtig ist, alle Termine regelmäßig wahrzunehmen. Geschieht dies nicht, kann die Hyposensibilisierung möglicherweise erfolglos verlaufen. Zunächst erfolgen wöchentliche Verabreichungen des Allergens bis zum Erreichen der Höchstdosis, ab dann werden die Intervalle einer Therapie der Tierhaarallergie auf alle vier bis acht Wochen verlängert.
Besteht eine Katzenhaarallergie, so sind die Aussichten gut, mit einer Hyposensibilisierung nachhaltig Besserung zu erzielen. Werden die weiteren Grundsätze der Therapie einer Tierhaarallergie befolgt, sind die Prognosen gut. Entscheidend ist eine konsequente Meidung des Allergens und damit der Tierart, gegen die die Tierhaarallergie besteht. Wird dies eingehalten, ist es in der Regel möglich, ein beschwerdefreies Leben ohne ein weiteres Fortschreiten der Immunreaktion zu führen. Zur Ausprägung eines allergischen Asthmas kommt es eigentlich nur dann, wenn Betroffene sich trotz ihrer Beschwerden weiter einem allergischen Reiz aussetzen.
Lydia Köper