Die Wechseljahre sind durch unterschiedlichste Beschwerden gekennzeichnet, die allgemein auch unter dem Begriff klimakterisches Syndrom zu finden sind.
Bei der Geburt ist die Zahl der Eizellen jeder Frau festgelegt. Sind keine mehr vorhanden, kommen Frauen in die Wechseljahre. Prof. Dr. Petra Stute, Bern, erklärt, was in dieser Zeit im Körper passiert und was Frauen gegen Begleiterscheinungen tun können.
Das Durchschnittsalter der Menopause beträgt 51 Jahre. Die Menopause ist ein normales, natürliches Ereignis im Leben einer Frau. Sie ist definiert als die letzte, spontane Regelblutung und ist mit einer verminderten Funktionsfähigkeit der Eierstöcke verbunden. Dies führt zu einer Abnahme des Östrogenspiegels im Blut. Damit stellt die Menopause das endgültige Ende der Fruchtbarkeit dar, d. h., Schwangerschaften sind nicht mehr möglich. Die hormonellen Veränderungen beginnen jedoch deutlich früher mit Ende 30 bis Anfang 40. Die sog. menopausale Transition zieht sich über mehrere Jahre hin. So haben 90 % der Frauen über einen Zeitraum von vier bis acht Jahren eine Veränderung ihres Blutungsprofils.
Während der Übergangsphase von den fruchtbaren Jahren über die Menopause hinweg (Perimenopause) treten zahlreiche körperliche Veränderungen auf. Die meisten Symptome, die in wechselnder Intensität auftreten, sind vorübergehender Natur. Aber die erloschene Eierstockfunktion mit einem in der Folge auftretenden Hormonmangel kann unbehandelt auch langfristige Konsequenzen nach sich ziehen, wie etwa Osteoporose. Zu den wichtigsten akuten und chronischen Begleiterscheinungen der Menopause zählen Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Blutungsstörungen, Schlafstörungen, urogenitale Beschwerden (z. B. Scheidentrockenheit, Inkontinenz und häufige Harnwegsinfekte), zentralnervöse Symptome (z. B. Stimmungsschwankungen, Depression, Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen), sexuelle Funktionsstörungen, Beeinträchtigung des Knochen- und Gelenkapparates (Osteoporose und Gelenkschmerzen), Herzgefäßerkrankungen, Gewichtszunahme sowie Haut- und Haarveränderungen.
Wenn man die Wechseljahre als Phase der hormonellen Umstellung versteht etwa vier bis acht Jahre, aber auch länger. Dann ist mit der Menopause das Ende da. Allerdings sind zu diesem Zeitpunkt die Symptome meistens noch da, sodass gefühlt die Frau immer noch in den Wechseljahren ist.
Für die Behandlung von menopausalen Beschwerden stehen die konventionelle Hormonersatztherapie (HRT), Alternativ- und Komplementärmedizin (z. B. Phytotherapie, Akupunktur) sowie die nicht-hormonelle Pharmakotherapie (Antidepressiva, Antikonvulsiva) zur Verfügung.
Unter einer konventionellen HRT versteht man den Einsatz von Östrogenen, Gestagenen (Gelbkörperhormon) und mit Einschränkung den von Androgenen (männlichen Hormonen). Systemische Östrogene gibt es in unterschiedlichen Dosierungen von hoch bis ultra-niedrig und Anwendungsformen (Tablette, Gel, Pflaster, Spray). Bei Frauen, die noch eine Gebärmutter haben, ist es wichtig, zusätzlich zur Östrogengabe ein Gestagen zu verabreichen, um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen (Endometriumprotektion).
Die Entscheidung für oder gegen eine HRT basiert auf der Intensität der individuellen Beschwerden, dem individuellen Risiko für bestimmte Erkrankungen und die persönliche Einstellung zur Menopause und zur Therapie menopausenbedingter Symptome. Möglich ist der Einsatz einer HRT bei Hitzewallungen und Schweißausbrüchen sowie vaginalen Atrophie-Beschwerden. Auch andere mit dem Klimakterium verbundene Beschwerden können gebessert oder behoben werden, wie u. a. Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Leistungs- und Gedächtnisverminderung, Knochen- und Gelenksymptome, Seh-, Haut- und Schleimhautveränderungen, Haarausfall. Bei der vorzeitigen Menopause (< 40. Lebensjahr) und der frühen Menopause (< 45. Lebensjahr) sollte eine „echte“ Hormonsubstitution bis mindestens zum 51. Lebensjahr fortgesetzt werden.
Liegen ungeklärte vaginale Blutungen, Brustkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs, Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen oder eine Schwangerschaft vor (absolute Kontraindikationen), sollte auf keinen Fall eine HRT durchgeführt werden. Relative Kontraindikationen stellen z. B. eine akute Lebererkrankung, eine chronische schwere Leberfunktionsstörung, Gallensteine, bestimmte Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Migräne dar.
Mit einer HRT gehen relativ kurzfristig einsetzende Nebenwirkungen, aber auch langfristige Risiken einher. Zu den kurzfristig beginnenden Nebenwirkungen zählen Blutungsstörung, Brustspannen, Übelkeit, geblähter Bauch, Flüssigkeitseinlagerungen mit „geschwollenen“ Beinen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen. Handelt es sich um eine orale HRT-Anwendung, also eine HRT mit der Einnahme von Tabletten, zählen venöse Thromboembolien und ein Schlaganfall zu den möglichen Risiken. Werden die Östrogene dagegen mit Pflaster, Gel oder Spray aufgenommen (transdermale HRT) erhöht sich Risiko für Thrombosen und einen Schlaganfall dagegen – soweit bekannt – nicht.
Hier spielen viele Faktoren eine Rolle: Erkrankungen, Medikamente, Wechseljahre, Partnerschaftskonflikte, Veränderung der sozialen Rolle, Erkrankungen des Partners etc. Es gibt also keine einfache Ursache und damit keine einfache Therapie. Therapieansätze umfassen Sexualtherapie (mit und/oder ohne Partner), Alternativtherapie (z. B. Phytotherapie) und ggf. hormonelle Therapie (konventionelle HRT und ggf. Androgene off label). Auch hier ist entscheidend, dass die Frau der eigenen Stimme zuhört und sich Raum für vielleicht bisher verdrängte oder neue Bedürfnisse zugesteht.
Die erste S3-Leitlinie wurde 2009 publiziert und ist seit einigen Jahren abgelaufen. Im Moment wird sie überarbeitet. Ziel von Leitlinien im Allgemeinen ist es, wissenschaftlich fundierte Aussagen zu speziellen Fragen in der Medizin zu finden und allgemein zugänglich zu machen.
Quelle: Deutsches Magazin für Frauengesundheit 2/2017