Als häufige Begleiterscheinungen von Brustkrebs sind vor allem Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen bekannt. Eine weitere Nebenwirkung ist die sogenannte Fatigue, eine tiefgreifende körperliche und seelische Erschöpfung, die nicht durch Schlaf oder Ruhe auszugleichen ist.
Haarausfall ist eine der gefürchtetsten Begleiterscheinungen von Brustkrebs. Allerdings wird der Haarausfall nicht durch den Krebs ausgelöst, sondern vielmehr durch die Chemotherapie.
Die Wirkstoffe der Chemotherapie haben die Aufgabe, die Zellteilung zu verhindern, insbesondere die von Zellen, die sich besonders schnell teilen: Krebszellen. Dadurch wird weiteres Tumorwachstum verhindert, grundsätzlich stirbt die Krebszelle im optimalen Fall vollständig ab. Leider aber können die Wirkstoffe nicht zwischen Krebszellen und gesunden Zellen unterscheiden und so greifen sie auch andere Zellen an, die durch besonders schnelle Zellteilung einem starken Wachstum unterliegen: u. a. die der Haarwurzeln. Die Folge ist ein Ausfall der Körperbehaarung. Insbesondere der Verlust der Kopfhaare wird von den meisten Frauen als tragisch empfunden. Fast immer aber betrifft der Haarausfall auch die Wimpern und die Augenbrauen.
Die betroffenen Frauen fühlen sich nackt und nicht selten durch den Haarverlust ihrer Würde beraubt. Hier addiert sich zu der Angst vor der lebensbedrohlichen Krankheit, zu Schmerzen und Beschwerden durch die Behandlung auch noch der äußerliche „Makel“. Sehr viele Frauen leiden durch den Haarausfall an Depressionen.
Ob die Haare ausfallen und wie stark der Haarausfall ist, hängt immer von der Art der Zytostatika ab, sowie von der Dosierung. Diese Faktoren wiederum hängen vom Stadium der Erkrankung ab und vom bisherigen Verlauf. Grundsätzlich sollten Frauen sich bereits psychisch auf den Haarausfall vorbereiten, wenn die Diagnose Brustkrebs sich bestätigt hat. Frauen mit sehr langen Haaren erleichtern sich unter Umständen den psychologischen Stress, indem sie sich schon vorab für eine Kurzhaarfrisur entscheiden. Natürlich vermeidet das nicht den Haarausfall. Aber möglicherweise schafft eine Frau mit der Entscheidung für eine Kurzhaarfrisur damit schon einmal einen Übergang, der ihr den Haarausfall am Ende wenigstens ein kleines bisschen leichter macht.
Frauen reagieren unterschiedlich auf den Haarausfall durch die Chemotherapie. Im Grunde weiß eine von Brustkrebs betroffene Frau, dass Haarausfall die logische Folge der Chemotherapie ist und dass die Haare wieder nachwachsen. Die Chemotherapie ist überlebenswichtig, die Haarpracht ist grundsätzlich zweitrangig. Der Leidensdruck ist jedoch sehr stark, die Reaktionen auf den Haarverlust sind abhängig von der Persönlichkeit der betroffenen Frau.
Erstaunlicherweise sind es vorwiegend die jüngeren Frauen, die mit dem Haarausfall meist besser zurechtkommen als Frauen in fortgeschrittenem Alter. Viele junge Frauen überbrücken die Phase der Haarlosigkeit mit frechen, sportlichen Caps oder mit bunten Tüchern. Sie versuchen meist, aus der Not eine Tugend zu machen und diese Phase in ihrem Heilungsprozess so stylish wie möglich zu verbringen. Andere Frauen kaufen sich Perücken – diese Investition ist allerdings recht kostspielig. Eine gute Perücke sollte nicht als solche erkennbar sein und kostet von daher schätzungsweise zwischen 800 und 1200 Euro. Der Preis für eine Perücke ist auch immer abhängig von der gewählten Haarlänge.
Grundsätzlich erholen sich die Haarwurzel wieder, sobald die Chemotherapie abgeschlossen ist und sämtliche Reste der Zytostatika im Körper abgebaut sind. Man kann davon ausgehen, dass dies etwa sechs Wochen nach der letzten Chemotherapie der Fall ist. Dann beginnen die Haare wieder zu wachsen. Perücke oder bunte Tücher und Caps werden durchschnittlich drei bis sechs Monate nach der letzten Chemotherapie unnötig.
Monika Celik