Allen Formen einer Fruktoseintoleranz ist gemeinsam, dass ihnen entweder ein Enzymdefekt oder ein Enzymmangel zugrunde liegt. Dies sorgt dafür, dass die Fruktose entweder nicht in die Zellen aufgenommen oder dort verwertet werden kann.
Die umgangssprachlich als Fruktoseintoleranz bezeichnete Unverträglichkeit von Fruktose wird in medizinischen Fachkreisen mit dem Begriff der intestinalen Fruktoseintoleranz oder der Fruktosemalabsorption bezeichnet. Bei der Fruktoseintoleranz handelt es sich um eine Störung des Fruktosestoffwechsels. Man unterscheidet drei verschiedene Formen.
Die Fruktose wird umgangssprachlich auch als Fruchtzucker bezeichnet. In der Natur kommt sie vor allem in Honig und in süß schmeckenden Früchten vor. Sie ist auch im Haushaltszucker (Saccharose) enthalten, da sie in Rohr- oder Rübenzucker mit jeweils einem Glukosemolekül einen Zweifachzucker, ein sogenanntes Disaccharid, bildet. Auch Invertzucker enthält sowohl Fruktose als auch Glukose. Sorbit steht ebenfalls in Zusammenhang mit Fruktose, wenn auch nur in einem indirekten. Sorbit wird häufig als Zuckeraustauschstoff eingesetzt und findet sich unter anderem in Kaugummis und Bonbons. Es wird im Körper zu Fruktose umgewandelt. Ein weiterer Stoff, der Fruktose enthält, ist Inulin. Industriell wird Fruktose zunehmend stärker eingesetzt, weil sie einfach zu transportieren ist und eine starke Süßkraft hat.
Fruktose gelangt nach dem Verzehr über die Speiseröhre und den Magen in den Dünndarm. Dieser Abschnitt des Verdauungstrakts dient der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen, der sogenannten Resorption. Wird Fruktose von Zellen der Dünndarmschleimhaut aufgenommen, wird sie weitertransportiert und in die Blutbahn abgegeben. So gelangt die Fruktose schließlich in die Leber, wo sie von einem Enzym umgewandelt wird und anschließend die Zelle, von der sie aufgenommen wurde, nicht mehr verlassen kann. Es erfolgen weitere Umbauprozesse, sodass aus der Fruktose schließlich Energie gewonnen wird, die der Zelle für ihre Stoffwechselleistungen zur Verfügung steht.
Bestehen Störungen der Fruktoseaufnahme, so spricht man von einer Fruktoseintoleranz. Auch wenn umgangssprachlich eine Fruktoseintoleranz mit einer intestinalen Fruktoseintoleranz gleichzusetzen ist, so werden medizinisch drei verschiedene Formen unterschieden. Neben einer intestinalen Fruktoseintoleranz kann eine sogenannte Fruktosurie oder Fruktosämie auftreten sowie eine hereditäre Fruktoseintoleranz. Unterschieden werden die drei Formen aufgrund ihrer Ursache, der Funktionsstörung eines bestimmten Enzyms. Dies ist bei der intestinalen Fruktoseintoleranz ein Glukosetransporter, weshalb die Fruktose nicht vollständig im Dünndarm aufgenommen werden kann und daher in den Dickdarm gelangt. Im Gegensatz zur Glukose, die auch unter Aufwendung von Energie in die Zellen des Dünndarms aufgenommen wird, erfolgt der Fruktosetransport rein passiv. Aus diesem Grund wird Fruktose deutlich langsamer und niemals vollständig im Dünndarm resorbiert. Bei einer Aufnahme zu hoher Fruktosemengen kann es auch zu Darmbeschwerden und Durchfall kommen. Große Mengen von über 35 g wirken abführend. Der Unterschied einer echten Fruktoseintoleranz liegt darin, dass bereits geringe Mengen Fruktose ausreichen, um Beschwerden auszulösen.
Bei der Fruktosurie funktioniert das Enzym Fruktokinase nicht richtig oder liegt in zu niedriger Konzentration vor, sodass sich die Fruktose im Blut anreichert, aber nicht von den Zellen aufgenommen wird. Als Folge wird die Fruktose in der Niere aus dem Blut filtriert und über den Harn ausgeschieden. Diese Störung ist im Gegensatz zur Fruktoseintoleranz nicht behandlungsbedürftig und wird meist nur zufällig diagnostiziert.
Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine ererbte Störung des Fruktosestoffwechsels. Die Betroffenen dieser Form der Fruktoseintoleranz leiden oft unter einem Aktivitätsverlust oder Mangel eines bestimmten Enzyms in der Leber, welches zu einem erhöhten Fruktosegehalt der Zellen führt. Dieser kann Konzentrationen erreichen, die stark toxisch (giftig) wirken. Diese Fruktoseintoleranz sollte daher unbedingt behandelt werden.
Die intestinale Fruktoseintoleranz ist eine häufige Erkrankung. Geschätzte 30 % bis 40 % der Mitteleuropäer weisen eine Fruktosemalabsorption, also eine verminderte Aufnahme von Fruktose aus dem Darm, auf. Etwa die Hälfte davon leidet unter Symptomen der Fruktoseintoleranz wie Darmbeschwerden und Durchfall. Genaue Angaben sind schwer zu erstellen, weil die Aufnahme zu großer Fruktosemengen natürlicherweise zu Darmproblemen führt und die individuelle Toleranzschwelle sehr unterschiedlich ist. Es ist daher schwierig zu beurteilen, wo die Grenze zwischen einer tatsächlichen Fruktoseintoleranz und einer niedrigen Toleranzschwelle liegt. Außerdem werden die Symptome der Fruktoseintoleranz häufig mit denen anderer Verdauungsstörungen, wie beispielsweise dem Reizdarmsyndrom, verwechselt.
Die Fruktosurie ist selten, sie tritt bei etwa einem von 50.000 Menschen auf. Da diese Störung allerdings häufig keine Symptome hervorruft und nicht behandlungsbedürftig ist, wird sie häufig nur zufällig diagnostiziert und ist bei vielen Betroffenen unerkannt.
Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist ebenfalls eine seltene Erkrankung. Sie betrifft meist nur einen von 130.000 Menschen. Diese Form der Fruktoseintoleranz kann im Gegensatz zu den anderen beiden Formen gefährlich werden, sodass sie unbedingt entsprechend behandelt werden sollte.
Lydia Köper