Leidet ein Mensch an Adipositas (auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt), ist er aufgrund einer übermäßigen Vermehrung bzw. Bildung von Körperfett stark übergewichtig.
Erklärtes Ziel einer jeden Adipositas-Therapie ist die Gewichtsreduktion. Dabei können die einzelnen Behandlungsansätze unterschiedlich ausfallen: Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität, Verhaltens- und medikamentöse Therapie sowie operative Verfahren können geeignete Methoden sein, um krankhaftes Übergewicht zu regulieren.
Bei der Ernährungsumstellung sollte eine Energiereduktion von ca. 500 kcal/Tag angestrebt werden. Dafür sollte vorwiegend die Zufuhr an Kohlenhydraten und Fetten reduziert werden. Laut der Leitlinie zur Prävention und Therapie von Adipositas zeigte eine kohlenhydratarme Ernährung gegenüber einer fettarmen Kost zu Beginn der Gewichtsabnahme Vorteile. Ausführliche Informationen, wie Adipositas-Patienten ihre Ernährung gesund gestalten können, sind der AWMF-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ entnehmbar. Formuladiäten sollten ausschließlich unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden.
Begleitend zur Ernährungsumstellung wird Patienten unter Berücksichtigung ihrer individuellen Situation zur Durchführung zusätzlicher Bewegungsprogramme geraten. Dazu zählen moderate Ausdauersportarten wie z. B. Schwimmen, Nordic Walking und Radfahren. Sie können einen positiven Einfluss auf die Energiebilanz haben. Daneben wird Patienten mitunter auch Krafttraining empfohlen, das einem Abnehmen von Muskelmasse entgegenwirken kann. Zur alleinigen Gewichtsreduktion eignet es sich i. d. R. nicht. Auch die Änderung alltäglicher, bewegungsarmer Verhaltensweisen ist sinnvoll – hierzu gehört z. B. der Verzicht auf das Auto bei kurzen Wegstrecken, häufigeres Nutzen von Treppen oder regelmäßige Spaziergänge etc. Empfohlen wir ein Energieverbrauch von 1.200 bis 1.800 kcal pro Woche durch Bewegung.
Techniken zur Korrektur der Ernährungsgewohnheiten können gering bis mittelmäßig adipöse Menschen in der Verhaltenstherapie erlernen. Meist besteht diese aus einstündigen Sitzungen, die über einen Zeitraum von ca. vier bis fünf Monaten wöchentlich wiederholt werden. Erlernt werden z. B. Verfahren zur Selbstbeobachtung sowie die Dokumentation des Essverhaltens und emotionaler Faktoren, die zu einer verstärkten Nahrungsaufnahme des Patienten beitragen. Gerade das Durchschauen von Auslösemechanismen (z. B. Frust) kann effektiv dazu beitragen, das eigene Essverhalten besser zu kontrollieren.
Zeigen die o. g. Methoden bei Patienten mit einem BMI von ≥ 30 sowie bei Betroffenen, die an Adipositas-Begleitkrankheiten leiden (BMI ≥ 28), keinen Erfolg, kann eine zusätzliche medikamentöse Therapie angedacht werden. Erprobt wurden Therapeutika, die im Darm die Resorption von Fett partiell unterbinden. Von der Leitlinie wird hierbei der Wirkstoff Orlistat empfohlen.
Extrem übergewichtige Menschen (BMI ≥ 40), bei denen alle Therapiemethoden nicht zu den gewünschten Erfolgen führen, können bei hoher Motivation von chirurgischen Eingriffen profitieren. Hierzu zählen z. B. das Magenband, der Magenbypass und der Schlauchmagen.
Diese Methoden zielen darauf ab, das Magenvolumen zu reduzieren und so die Nahrungsaufnahme zu drosseln. Nach erfolgter Operation kann sich bei Patienten relativ schnell eine Gewichtsreduktion einstellen, die sich dann nach eineinhalb bis zwei Jahren einpendelt. Im Schnitt wird für die behandelten Patienten ein Gewichtsverlust von 21–38 kg im ersten Jahr und 15–28 kg nach zehn Jahren dokumentiert.
Medikamentöse Intervention, Verhaltenstherapie sowie chirurgische Eingriffe stellen kurz- bis mittelfristige Optionen in der Therapie von Adipositas dar. Jede Behandlungsmethode sollte jedoch von Anfang an in die dauerhafte Umstellung von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten eingebettet sein. Hierbei muss dem Alltag sowie den individuellen Bedürfnissen und Belastungen der Betroffenen Rechnung getragen werden.
Markus Felsmann