Leidet ein Mensch an Adipositas (auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt), ist er aufgrund einer übermäßigen Vermehrung bzw. Bildung von Körperfett stark übergewichtig.
Adipositas (Fettleibigkeit) gilt nicht nur als Hauptfaktor für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie ist laut der Europäischen Adipositas Gesellschaft (EASO) auch ein vordringliches Gesundheitsproblem in allen europäischen Staaten. Neue Lösungsansätze im Kampf gegen Übergewicht könnten helfen.
Adipositas-Experte und aktueller Präsident der EASO, Univ.-Prof. Dr. Toplak, Graz, stellt laut Österreichischer Adipositas Gesellschaft fest: „Es ist absolut klar, dass Gewichtsmanagement nun eine wichtige Rolle in der Reduktion von übergewichtsbedingten chronischen Krankheiten und der Sterblichkeit überall in Europa und weltweit spielen muss. Die EASO versteht sich dabei als die wissenschaftliche Fachgesellschaft, die die Regierungen berät und unterstützt, um Maßnahmen gegen die Folgen des Übergewichts zu treffen, in der Prävention wie auch in der Behandlung. Wir müssen uns der Herausforderung stellen und mit der Vogel-Strauß-Politik aufhören, den Kopf in den Sand zu stecken.“
Aus diesem Grund hat die EASO 2015 die „Mailänder Deklaration“ (im Rahmen der Expo 2015) verabschiedet. Darin wird u. a. auch die Gefährlichkeit von Adipositas als Hauptfaktor in der Behandlung von chronischen nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betont. Die EASO arbeitet mit einer internationalen Patientengruppe auch daran, der Stigmatisierung Adipöser entgegenzuwirken. Die Patienten betonen, dass Adipositas ein multifaktorielles Problem in einer modernen Gesellschaft darstellt. „Individuen sind durch Änderungen in Lebensmittelproduktion, Verarbeitung und Marketing ebenso gefährdet wie durch Änderungen in körperlicher Arbeit und motorisiertem Verkehr. Es ist daher die Frage, ob Adipositas selbst eine Krankheit ist oder Ausdruck einer kranken Gesellschaft. Änderungen müssen also beim Individuum, aber auch in der Gesellschaft eingeleitet werden.“ Und: „Wir müssen auf allen Ebenen Maßnahmen treffen: Wissenschafter, Kliniken, Manager, Gesetzgeber und eben auch die Patienten selbst müssen in den Gesamtprozess involviert werden. Nur so können wir Erfolg haben“, so Prof. Toplak.
„Die Behandlung der Adipositas ist sehr komplex und – sieht man von chirurgischen Verfahren ab – wenig Erfolg versprechend, da entsprechende Strukturen zur Behandlung fehlen. Zudem werden die Kosten der Behandlung adipöser Patienten derzeit nicht rückerstattet, was sich durch erhöhte Raten an Folgeerkrankungen wie Diabetes rächt. Hier muss ein Umdenken stattfinden, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Prävention der Adipositas, welche sämtliche Lebensbereiche umfasst“, ergänzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Ludvik, Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 2/2015