Der Begriff Alpha-1-Antitrypsin-Mangel bezeichnet eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kann sich schädigend auf Lunge und Leber auswirken.
Da es sich beim Alpha-1-Antitrypsin-Mangel um einen angeborenen Gendefekt handelt, ist eine Heilung im eigentlichen Sinne bis heute leider noch nicht möglich. Die Therapie setzt hier auf die Linderung der Symptome, die die Betroffenen aufgrund des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels zeigen.
Grundvoraussetzung für jede Therapie ist, dass Betroffene sofort und dauerhaft das Rauchen einstellen. So liegt laut Bundesverband der Pneumologen die Lebenserwartung von nichtrauchenden Alpha-1-Antitrypsin-Mangel-Patienten mit bestmöglicher Behandlung bei 60–68 Jahren. Rauchende Betroffene dagegen haben eine Lebenserwartung von 48–52 Jahren.
Menschen mit einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sollten sich ausgewogen ernähren und ein normales Körpergewicht anstreben. Einmal im Jahr sollten sich Betroffene gegen Grippe und alle sechs Jahre gegen Pneumokokken impfen lassen. Sinnvoll ist es auch, größeren Menschenansammlungen sowie erkälteten Menschen aus dem Weg zu gehen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Atemtherapie, bei der Betroffene u. a. spezielle Atemtechniken lernen. Schädliche Reize wie offene Kamine oder zu hohe Ozonwerte, z. B. durch Laserdrucker, sollten Alpha-1-Antitrypsin-Betroffene meiden. Empfehlenswert sind Methoden zur Stressbewältigung sowie ein dem Krankheitsbild angepasstes, regelmäßiges Training, z. B. in Lungensportgruppen.
Leiden die Betroffenen bereits an einer Lungenschädigung, ist die Therapie der daraus resultierenden Symptome Ziel der Therapie. Begleitende Atemnot und Kurzatmigkeit werden mit Bronchien erweiternden und entzündungshemmenden Inhalationssprays behandelt. Je nach Grad der Atemnot kann auch eine Sauerstofftherapie nötig werden. Gerade wenn bereits eine sichtbare Sauerstoffunterversorgung in Form einer Zyanose vorliegt, kommen die Betroffenen meist nicht um eine Sauerstoff-Langzeittherapie herum. Grundsätzlich gilt zu sagen, dass einmal zerstörtes Lungengewebe nicht regeneriert werden kann. Daher liegt hier das Augenmerk darauf, das Voranschreiten der Schädigungen aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.
Nimmt der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel einen schweren Verlauf, wird den Betroffenen das fehlende Alpha-1-Antitrypsin (AAT) künstlich zugeführt. Dies geschieht durch eine wöchentliche Infusion direkt in die Vene. Voraussetzung ist, dass der Betroffene nicht raucht und die Konzentration des Proteins weniger als 80 mg/dl beträgt. Zudem muss die Lungenfunktion mittelgradig eingeschränkt sein und sich verschlechtern. Das Alpha-1-Antitrypsin wird aus gereinigtem menschlichen Blutplasma gewonnen. Diese Therapieform findet allerdings nur Verwendung, wenn die Betroffenen bereits unter einem Lungenemphysem leiden. Häufig bewahrt eine Substitutionsbehandlung die Betroffenen vor einer Lungentransplantation, die notwendig wird, wenn sich ein Lungenemphysem entwickelt hat und die Lungenfunktion weniger als 25 % des Sollwerts beträgt.
Kämpft der Patient mit Leberschäden oder gar einer Leberzirrhose ist die Substitutionstherapie nicht das Mittel der Wahl, da die Leberschädigung allein durch die Ansammlung fehlproduzierter Moleküle entstanden ist. Ein Zuführen von Alpha-1-Antitrypsin kann diesen Schaden nicht beheben, geschweige denn sein Voranschreiten aufhalten.
Wie bei vielen medikamentösen Therapien, so weist auch die Substitutionstherapie mit Alpha-1-Antitrypsin gewisse Nebenwirkungen auf. Diese können sein:
Scheitern alle bis hierhin angewandten Therapiemethoden, sollte über eine Organtransplantation nachgedacht werden. Unabdingbar hierfür ist, dass die Betroffenen die nötigen Voraussetzungen sowohl körperlich, als auch geistig mitbringen. Schreitet das Lungenemphysem schnell voran, kann eine Lungentransplantation Linderung verschaffen. Ist die Leber derart geschädigt, dass bereits eine Leberzirrhose eingetreten ist, kann eine Lebertransplantation helfen. Während bei der Lungentransplantation nur ein Symptom des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels korrigiert wird, wirkt sich eine Lebertransplantation ursächlich aus, sprich die gespendete Leber produziert nach spätestens 3 Tagen wieder körpereigenes Alpha-1-Antitrypsin in ausreichender Menge.
Gegen die Auswirkungen von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel auf die Leber kann leider nichts unternommen werden. Die Gefahr einer Leberschädigung ist allerdings weitaus geringer, als die einer Lungenerkrankung. Daher gibt es einige Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko an einem Lungenemphysem zu erkranken so gering wie möglich zu halten:
Melissa Seitz