Durchfall ist der umgangssprachliche Begriff für Diarrhoea oder Diarrhö, einer Verdauungsstörung, die durch zu häufigen, zu flüssigen oder zu voluminösen Stuhlgang gekennzeichnet ist.
Die Ursachen für Durchfall sind vielfältig. I. d. R. verursachen Bakterien oder Viren eine Infektion, die den unregelmäßigen Stuhlgang zur Folge hat. Verschiedene Erregergruppen kommen für die Infektion infrage. Störungen im Verdauungsregelungsprozess, bedingt durch eine abweichende Abgabe und Rückaufnahme von Wasser aus dem Darm, führen zu einer Verflüssigung und Vermehrung des Stuhls. Der Grund für die Störung des Regelungsprozesses kann verschiedenster Natur sein.
Die bekannteste fieberhafte Infektion mit Durchfall ist eine sog. Salmonellenvergiftung. Salmonellen gelangen über Lebensmittel in den Körper, in den häufigsten Fällen über rohe Eier, von mit Salmonellen infiziertes Geflügel oder unhygienisch aufgetautes und nicht ausreichend erhitztes Geflügel. Eine weitere Übertragungsgefahr besteht in abgestandenem Wasser oder Unsauberkeit im Lebensmittelbereich. Auch die Ausscheidungen von erkrankten Menschen und Tieren übertragen die Bakterien, sodass insbesondere Pflegepersonal eine Risikogruppe darstellt. Salmonellen gehören in Deutschland zu den meldepflichtigen Erkrankungen.
Neben Salmonellen sind Campylobacter, von Tieren auf Menschen übertragene Erreger, eine sogenannte invasive Bakteriengattung. Schwere akute Durchfallerkrankungen, die mit Fieber einhergehen und durch Bakterien entstehen, sind Cholera, Amöbenruhr, Typhus und Darmtuberkulose. Diese Erkrankungen treten vor allem in tropischen Ländern auf und führen zu Durchfall, der zunächst fälschlicherweise als „normaler Reisedurchfall“ gedeutet werden kann, aber unbedingt behandelt werden muss.
Neben Bakterien sind Viren der Auslöser für Durchfallerkrankungen. Am häufigsten ist der Norovirus (Norwalkvirus) verantwortlich, der bei Erwachsenen etwa die Hälfte und bei Kindern etwa 30 % der nicht bakteriell bedingten Durchfallerkrankungen ausmacht. In den letzten Jahren hat die Zahl der am Norovirus Erkrankten stark zugenommen. Besonders Bewohner und Angestellte von Gemeinschaftseinrichtungen wie Altersheimen und Kindergärten, also insbesondere Kleinkinder und alte Menschen, sind betroffen. Der Norovirus wird über den Stuhl ausgeschieden und übertragen. Die Krankheitssymptome entwickeln sich innerhalb weniger Stunden, äußern sich in heftigem Durchfall und Erbrechen und klingen i. d. R. in ein bis zwei Tagen wieder ab. Die Gefahr bei einer Norovirusinfektion besteht im massiven Flüssigkeitsverlust, der unbehandelt zum Tod führen kann.
Bei Kleinkindern bis zu drei Jahren bildet der Rotavirus eine Bedrohung: Rotaviren gelangen durch sog. Schmierinfektionen in den Körper und gelangen über den Magen in den Dünndarm, wo sie die Dünndarmzellen angreifen. Die Zellschädigung wirkt sich in Form von wässrig-schleimigem Durchfall aus, der zusammen mit Erbrechen und Fieber auftritt und zu einem gefährlichen Flüssigkeitsverlust führen kann.
Die häufigsten nahrungsmittelbedingten Ursachen für Durchfall sind Lebensmittelvergiftungen, -allergien und -unverträglichkeiten. Bei Lebensmittelvergiftungen enthalten Nahrungsmittel giftige Inhaltsstoffe (Toxine), bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind die Stoffe nicht toxisch, wirken aber auf den Körper aufgrund individueller Empfindlichkeiten Durchfall auslösend.
Daneben kann der übermäßige Verzehr bestimmter darmanregender Nahrungs- und Genussmittel wie Kohlgemüse, Trockenobst, künstliche Süßstoffe, Alkohol und Kaffee Durchfall auslösen.
Eine verbreitete Lebensmittelunverträglichkeit ist Laktoseintoleranz, eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker: Das Enzym Laktase, das im Dünndarm vorkommt und für die zur Verdauung notwendige Aufspaltung des Milchzuckers im Darm verantwortlich ist, ist mangelhaft vorhanden. Die Laktose gelangt unverdaut in den Dickdarm und wird zu Milchsäure und Gasen verarbeitet, die Durchfall verursachen. Zöliakie, auch Sprue genannt, ist die Unverträglichkeit gegenüber Gluten, einem Getreideeiweiß (Klebereiweiß), das u. a. in Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel enthalten ist. Antikörper entzünden und zerstören die Dünndarmschleimhaut, was zu einer schlechten Aufnahme von Nährstoffen führt, die in der Folge unverdaut im Darm verbleiben und Durchfall verursachen.
Reisedurchfall ist die häufigste Reiseerkrankung und bezeichnet Durchfälle, die während oder kurz nach einer Reise auftreten. Auslöser für Reisedurchfall sind i. d. R. Infektionen mit Bakterien oder Viren, die mit der Nahrung oder dem Trinkwasser aufgenommen werden und nach einem oder mehreren Tagen Durchfall verursachen. Grund für die Infektion sind i. d. R. mangelnde hygienische Verhältnisse. Ist der Körper durch Anstrengung, Hitze und fremde Speisen ohnehin beansprucht, kommt es leichter zu einer Infektion. Tritt der Durchfall als einzige Beschwerde auf und klingt er nach einigen Tagen wieder ab, ist er i. d. R. als harmlos zu betrachten. Kommen krampfartige Schmerzen, Erbrechen und Fieber hinzu, ist die Lage ernster und ein Arzt sollte aufgesucht werden. Zu achten ist in jedem Fall auf einen sorgfältigen Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich.
Funktionelle Störungen des Darmes wie das sog. Reizdarm-Syndrom können genauso Durchfall auslösen wie bösartige Erkrankungen, beispielsweise Dickdarmkrebs. Daneben können Gallen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen die Ursache von Durchfall sein. Durchfall kann auch im Zusammenhang mit psychischen Ursachen wie Stress oder Angst und als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten.
Barbara Kliem