Pulmonale Hypertonie, auch Lungenhochdruck genannt, ist eine Sammelbezeichnung für Erkrankungen, bei denen die Gefäße in der Lunge verengt sind. Dadurch steigt der Blutdruck im Lungenkreislauf dauerhaft an.
Lungenhochdruck äußert sich meist durch unspezifische Symptome. Im Zentrum des Beschwerdebilds bei idiopathischer oder familiärer pulmonal-arterieller Hypertonie (IPAH oder FPAH) steht in der Regel eine Dyspnoe, d. h. eine Luft- bzw. Atemnot. Hinzukommen können außerdem häufig körperliche Abgeschlagenheit, Schwindelgefühle, bestimmte Herzgeräusche, Schmerzen in der Brust, kurze Ohnmacht (Synkopen) oder auch Wasseransammlungen in den Beinen (sog. Beinödeme).
Im frühen Stadium machen sich v. a. Atemnot, Schwindel oder auch Synkopen zunächst nur bei körperlicher Belastung bemerkbar. Im fortgeschrittenen Stadium treten die Symptome häufig bereits bei geringer Belastung auf. Der allmähliche Verlauf und die anfangs leicht übersehbaren Symptome haben zur Folge, dass Menschen, die an Lungenhochdruck leiden, diese Krankheit zunächst übersehen können. Das eher uncharakteristische Beschwerdebild macht es jedoch auch dem Arzt schwer, Lungenhochdruck von anderen Krankheiten mit ähnlicher Symptomatik abzugrenzen.
Ein ausführliches Anamnesegespräch bildet die Grundlage für die Diagnostik bei Lungenhochdruck. Der Arzt wird in in einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) erfragen, wie beispielsweise die gesundheitliche Vorgeschichte sowie die Lebensumstände des Patienten sind. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung können u. a. charakteristische Herztöne oder Beinödeme festgestellt werden. Außerdem kann die körperliche Untersuchung bereits Hinweise auf das eventuelle Vorliegen einer Grunderkrankung liefern.
Zu den grundlegenden technischen Untersuchungsmethoden gehört die Elektrokardiografie (EKG). Während sich zu Beginn einer Lungenhochdruck-Erkrankung meist keine charakteristischen Auffälligkeiten zeigen, spiegelt sich eine behandlungsbedürftige pulmonale arterielle Hypertonie in den meisten Fällen durch typische Befunde im EKG wider. Ein weiteres diagnostisch relevantes Verfahren ist eine Echokardiografie des Herzens. Besteht der Verdacht, dass ein Lungenhochdruck vorliegt, sollte der Hausarzt den Patienten in ein Zentrum für Lungenhochdruck überweisen.
Dort wird beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) angefertigt, mit deren Hilfe der Arzt die Herzgröße, die Dicke der Herzwände und die Druckverhältnisse untersuchen kann. Des Weiteren wird er eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs sowie ein Lungenfunktionstest und eine Lungendurchblutungsmessung (Perfusionsszintigraphie) durchführen.
Schweregrad, Prognose und Krankheitsverlauf werden meist mithilfe einer Lungenfunktionsprüfung unter Belastungsbedingungen (Spiroergometrie) eingeschätzt. Zur Quantifizierung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zur Abschätzung der Krankheitsprognose wird in der Regel ein sechsminütiger Gehtest vorgenommen. Dieser 6-Minuten-Gehtest gilt derzeit als der wichtigste Parameter, um die körperliche Belastbarkeit bei polmonaler arterieller Hypertonie abschätzen zu können. Dabei wird gemessen, welche Strecke der Patient bei einem angenehmen Gehtempo in sechs Minuten zurücklegen kann.
Darüber hinaus werden bildgebende Verfahren wie beispielsweise Röntgen, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) in der Diagnostik eingesetzt, um Grunderkrankungen erkennen oder um eine genaue Klassifizierung der vorliegenden Lungenhochdruck-Erkrankung vornehmen zu können. Zu diesem Zweck werden außerdem Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. Mit einer Rechtsherzkatheteruntersuchung ist der Blutdruck im Lungengefäßsystem direkt messbar. Dieses Verfahren bestätigt i. d. R. die Vermutung oder schließt sie definitiv aus. Im Rahmen einer solchen Katheteruntersuchung kann u. U. auch eine pharmakologische Testung angewandt werden, bei der sog. Vasodilatantien (gefäßerweiternde Wirkstoffe) verabreicht werden, um eine genaue Therapieplanung zu ermöglichen.
Die Einteilung des Schweregrads bei Lungenhochdruck orientiert sich an der Klassifikation der New York Health Association (NYHA). Danach wird Lungenhochdruck in vier Schweregrade wie folgt eingeteilt:
keine Einschränkungen der körperlichen Aktivität; unter normaler körperlicher Belastung kommt es nicht zu vermehrter Atemnot, Abgeschlagenheit, Brustschmerzen etc.
leichte Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit; Beschwerden treten nicht in Ruhe auf, normale körperliche Tätigkeiten führen jedoch zu Atemnot, Abgeschlagenheit, Brustschmerzen etc.
deutliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit; Beschwerden treten nicht in Ruhe auf, bereits leichte körperliche Tätigkeiten führen jedoch zu Atemnot, Abgeschlagenheit, Brustschmerzen etc.
körperliche Aktivität ist ohne Beschwerden unmöglich; Beschwerden treten mitunter bereits in Ruhe auf und verstärken sich bereits bei geringer körperlicher Belastung
Antje Habekuß