Vitiligo wird häufig als Weißfleckenkrankheit oder Scheckhaut bezeichnet, da die Haut der Vitiligo-Patienten stellenweise unpigmentiert ist, was sich in weißen Flecken äußert.
Vitiligo – eine Erkrankung, die keine Schmerzen verursacht und dennoch so viel Leid. Die Erzählungen von Betroffenen machen deutlich, dass viele von ihnen sich kaum in die Öffentlichkeit trauen, darunter leiden, dass ihre Mitmenschen ihnen Blicke zuwerfen, dass sie sich anderen gegenüber erklären müssen.
„Man geht seelisch kaputt.“ – „Es nagt am Selbstbewusstsein.“ – „Es begleitet mich ständig“, berichten Menschen, auf deren Haut die weißen Flecken sichtbar sind. Viele von ihnen versuchen mithilfe von Kosmetik diese Flecken zu verdecken und gehen ungeschminkt gar nicht mehr aus dem Haus.
Georg Pliszewski, Vorsitzender des Deutschen Vitiligo-Bund, kümmert sich gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen des Vereins seit zehn Jahren um Betroffene und deren Angehörige. Er selbst hat Vitiligo seit 40 Jahren und betont: „Es tut körperlich nicht weh, aber seelisch.“ Trotzdem ermuntert er Menschen, die den Weg zu einer Selbsthilfegruppe finden, in der Gesellschaft aktiv zu bleiben, sich nicht zurückzuziehen. „Es hilft, bewusst und offensiv mit der Erkrankung umzugehen, sich nicht zu verstecken und zu betonen: Die Erkrankung ist nicht ansteckend.“
Doch obwohl Georg Pliszewski offen mit seiner Vitiligo umgeht, bemerkt auch er immer wieder die zögernden und verwunderten Reaktionen seiner Mitmenschen, vor allem beim Erstkontakt. Er hat gelernt, damit umzugehen, weiß aber auch, dass es vielen Betroffenen anderes geht. Die weißen Flecken zeigen sich meist an Händen, Füßen, Beinen und im Gesicht, können aber auch jede andere Körperstelle betreffen. „Mittlerweile gehen die Mediziner davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Der Körper wehrt sich gegen die eigenen Zellen, in diesem Fall gegen die pigmentbildenden Zellen. Diese werden zerstört und es entstehen weiße Flecken“, erklärt er. Manche dieser Flecken breiten sich aus, manche verschwinden wieder. Auch entstehen sie bei jedem Patienten in ganz unterschiedlicher Geschwindigkeit, treten manchmal innerhalb kürzester Zeit auf.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind zahlreich und unterschiedlich. „Die beste nachgewiesene Behandlung, um die Vitiligo zu stoppen, ist eine UVB 311 Nanometer-Bestrahlung“, erklärt der Vorsitzende. Hier werden die betroffenen Hautareale für rund eine Minute mit einem speziellen UV-Licht bestrahlt. Die Krankheit selbst wird damit allerdings nicht ursächlich behandelt, sondern lediglich ihre Erscheinung. Mithilfe dieser Bestrahlung sollen die pigmentbildenden Zellen aktiviert werden, sodass die weißen Hautstellen wieder pigmentieren. Die Bestrahlung wird sehr oft in einer Arztpraxis durchgeführt, kann aber mit einem eigenen Gerät auch zu Hause durchgeführt werden. Georg Pliszewski macht deutlich, dass Betroffene Chancen und mögliche Nebenwirkungen einer Behandlung sorgfältig abwägen sollten.
„Grundsätzlich gibt es ganz verschiedene Behandlungsansätze und jeder davon verzeichnet auch Erfolge“, betont der Vorsitzende. Allerdings wirken die Ansätze nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Sicher ist dagegen, dass viele Patienten auch psychisch unter der Erkrankung leiden. Und mittlerweile werde von vielen Ärzten erkannt, dass die Betroffenen vor allem psychisch – etwa in einer Therapie – stabilisiert werden müssen, verdeutlicht Georg Pliszewski.
Um die weißen Flecken möglichst gut zu verbergen, besteht die Möglichkeit, sie mithilfe von Camouflage abzudecken. Anders als herkömmliche Make-ups deckt Camouflage die Hautstellen besser ab. Gerade von Vitiligo betroffene Frauen machen von dieser Möglichkeit häufig gebrauch, aber auch viele Männer. Vor allem die weißen Stellen im Gesicht und auf dem Dekolleté werden so kaschiert.
„Für die Camouflage wird i. d. R. richtige Theaterschminke eingesetzt und damit sind durchaus gute Erfolge zu erzielen. Betroffene können sich dazu in einer Apotheke beraten lassen oder auch bei Kosmetikern“, erklärt Georg Pliszewski. Die Kosmetik kann dem eigenen Hautton angepasst werden. Auch Bräunungscreme kann helfen, die weißen Hautpartien an den Ton der restlichen Haut anzupassen. Doch nicht für alle Betroffenen steht das Abdecken der weißen Hautstellen im Vordergrund, sie gehen offen damit um, wie das Model Winnie Harlow. Sie wurde berühmt, gerade weil sie anders ist. Und hat damit bewiesen, dass sich niemand wegen der weißen Flecken auf seiner Haut verstecken muss.
Die bundesweit tätigen Vitiligo-Selbsthilfegruppen sind seit zehn Jahren eine gefragte Anlaufstelle für viele Vitiligo-Patienten und deren Angehörige. Der Verein ist bestrebt, das Selbsthilfenetzwerk weiter auszubauen.
Deutscher Vitiligo-Bund e. V.
Georg Pliszewski
Frankenring 74
91325 Adelsdorf
Tel.: 09195 992039
Mobil: 0151 14070544
Quelle: Patient und Haut 2/2016