Vitiligo wird häufig als Weißfleckenkrankheit oder Scheckhaut bezeichnet, da die Haut der Vitiligo-Patienten stellenweise unpigmentiert ist, was sich in weißen Flecken äußert.
Lange Zeit galt Vitiligo als nicht therapierbar, geschweige denn heilbar. Heilbar ist Vitiligo bis heute nicht, allerdings hat sich auf dem Gebiet der Therapie von Vitiligo in den vergangenen Jahren einiges getan. Mit welchen Mitteln Vitiligo therapiert wird, hängt dabei von Ausmaß, Form und Stadium der Hautkrankheit ab, ebenso vom Alter und Hauttyp des Betroffenen – ein Allheilmittel für alle Betroffenen gibt es nicht.
Die Therapie von Vitiligo muss also durch einen Facharzt individuell auf den jeweiligen Fall abgestimmt werden. Da die Pigmentzellen Monate benötigen, um wieder Pigmente zu bilden, spielt bei jedweder Behandlung die Geduld eine große Rolle. Das erste Ziel einer Therapie von Vitiligo ist dabei, eine Vergrößerung der depigmentierten Hautflecken zu stoppen und dann erst, die vorhandenen Flecken zu verkleinern.
Der Erfolg der Therapie wird am Grad der Repigmentierung der Haut gemessen. Als erfolgreich gilt eine Repigmentierung von 75 Prozent, eine 100-prozentige Repigmentierung stellt hingegen kaum ein realistisches Therapieziel dar. Bei der Therapie von Vitiligo gelten zudem folgende Grundsätze. Dunkle Haut reagiert auf eine Therapie besser als helle Haut, kleine Hautareale besser als große, unpigmentierte Flächen und neu aufgetretene Flächen besser als lange bestehende. Zudem lassen sich Vitiligo bedingte Hautveränderungen im Gesicht und am Hals deutlich besser mit Erfolg behandeln als an den Extremitäten.
Besonders bei kleinen Arealen und einer geringen Ausprägung der Vitiligo über die Körperoberfläche können gezielt eingesetzte Cremes bei der Therapie von Vitiligo zum Einsatz kommen. Häufig sind diese Cremes und Salben für andere Krankheiten, etwa Neurodermitis, entwickelt worden, was zur Folge haben kann, dass sie keine offizielle Zulassung für die Therapie von Vitiligo besitzen. Hier muss der Patient die Kosten für eine solche Creme selbst tragen. Die Krankenkasse übernimmt die Aufwendungen nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einer besonderen psychischen Belastung des Patienten.
Als wirksam haben sich dabei Cremes mit dem Wirkstoff Cortisol erwiesen. Da der Wirkstoff für eine erfolgversprechende Behandlung über mehrere Monate hochdosiert angewendet werden muss und somit die Gefahr einer Hautverdünnung besteht, werden cortisolhaltige Präparate zumeist nur zu Beginn der Therapie von Vitiligo oder bei akuten Schüben kurzfristig eingesetzt. Weniger Nebenwirkungen, aber eine etwa so starke Wirkung wie Cortisolpräparate, versprechen sogenannte Makrolidderivate. Das sind Calcineurin-Inhibitoren, die ebenfalls entzündungshemmend und zudem auf das Immunsystem wirken und somit über einen längeren Zeitraum aufgetragen werden können, als cortisolhaltige Cremes.
Bei größeren von Vitiligo betroffenen Arealen sind die Ergebnisse einer Cremes zur Therapie von Vitiligo meistens nicht zufriedenstellend. Sind mehr als 10 Prozent der Hautoberfläche betroffen, kann eine gezielte Phototherapie u. U. erfolgversprechende Ergebnisse erzielen. Hierzu werden die betroffenen Körperareale mit sogenannten Excimerlampen bestrahlt. Sie erzeugen in einem Feld, so groß wie eine Briefmarke, ein monochromatisches UV-Licht. Die betroffene Hautregion kann somit differenzierter und deutlich intensiver bestrahlt werden als mit üblichen UVB-Licht-Lampen. Die gesunde Haut wird dadurch von den unerwünschten Folgen einer starken UV-Bestrahlung geschützt und die von Vitiligo betroffenen Hautareale ähnlich der lokalen Therapie mit Cremes angeregt, pigmentbildende Zellen (Melanozyten) zu bilden.
Bei einer Ausprägung von Vitiligo auf mehr als 20 Prozent der Hautoberfläche kann auch eine Ganzkörperbestrahlung angewendet werden. Hierbei kommt Schmalband-UVB mit einer Wellenlänge von 311 nm zum Einsatz, die ebenfalls die Melanozytenbildung anregen sollen. Auch eine Bestrahlung mit Breitband-UVB oder ultraviolettem Licht in Kombination mit Medikamenten, die die Haut lichtempfindlich machen, ist zur Therapie von Vitiligo möglich, erzielt gegenüber den anderen Varianten der Lichttherapie jedoch eventuell weniger gute Ergebnisse.
Die Pigmentzellentransplantation ist als Therapie bei Vitiligo ebenfalls denkbar. Hierbei werden dem Betroffenen aus gesunden Hautarealen Pigmentzellen entnommen und unter Laborbedingungen vermehrt. Die oberste Hautschicht der von Vitiligo betroffenen Areale wird anschließend mittels Lasergerät abgetragen und die herangezüchteten Pigmentzellen zusammen mit einer Haftcreme aufgetragen. Diese Methode eignet sich nur bei einer nicht mehr voranschreitenden, stabilen Vitiligo bzw. bei kleinen Arealen. Dafür kann nach 6 bis 12 Wochen mit einer Repigmentierung von bis zu 90 Prozent gerechnet werden. In besonders schweren Fällen von Vitiligo, in denen fast die gesamte Haut depigmentiert ist, kann als letzter Ausweg die gesunde Haut ebenfalls mittels chemischer Substanzen in Form von Cremes „entfärbt“ werden. Die so herbeigeführte künstliche Aufhellung der gesunden Haut lässt sich allerdings nicht wieder rückgängig machen.
Judith Schomaker