Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.
Die ultraviolette Strahlung der Sonne kann positive Auswirkungen auf den Hautzustand von Menschen mit Neurodermitis haben. Entzündungen und Juckreiz gehen u. U. zurück, das Hautbild bessert sich. So angenehm das für die Betroffenen ist, die UV-Strahlung bringt auch Gefahren mit sich. Ein zu langer Aufenthalt in der Sonne und vor allem Sonnenbrände schädigen die Haut und begünstigen die Entstehung von Hautkrebs. Zudem kann ein zu langer Aufenthalt in der Sonne ohne angemessenen Schutz einen Neurodermitisschub begünstigen, da er Stress für die Haut bedeutet.
Deshalb sollten auch Neurodermitis-Patienten auf keinen Fall auf Sonnenschutz verzichten. Eine an die jeweiligen Hautprobleme angepasste Sonnencreme schützt bei längerer Sonneneinstrahlung vor den Gefahren der UV-Strahlen, ohne ihre positiven Wirkungen auf den Hautzustand zu beeinträchtigen. Personen, die sich einer Lichttherapie unterziehen, sollten jedoch auf eine zusätzliche Belastung der Haut durch Sonnenstrahlen verzichten.
Wie bei anderen Menschen auch, hängt die Auswahl des richtigen Lichtschutzfaktors für Menschen mit Neurodermitis vom Hauttyp ab. Hier gilt: Je heller der Hauttyp, umso höher sollte der Lichtschutzfaktor ausfallen, um beruhigt eine gewisse Zeit in der Sonne verbringen zu können. Als Faustformel gilt, dass die Eigenschutzzeit der Haut mit der Zahl des Lichtschutzfaktors multipliziert werden sollte. So lässt sich ermitteln, wie lange die Haut mit der jeweiligen Sonnenschutzcreme gefahrlos der Sonne ausgesetzt werden kann. Für Personen mit sehr heller Haut, die sich bereits nach zehn Minuten in der Sonne rötet, würde das theoretisch bedeuten, dass sie mit Lichtschutzfaktor 25 insgesamt 250 Minuten in der Sonne bleiben könnten. Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Denn der Lichtschutzfaktor wurde unter idealen Laborbedingungen, nicht unter realen Bedingungen getestet. So kann der UV-Index (d. h. die Stärke der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung) höher ausfallen oder die Haut individuell mehr oder weniger Sonne vertragen. Deshalb empfehlen Hautärzte, spätestens nach zwei Dritteln der Zeit, die sich bei der Berechnung des individuellen Schutzes ergibt, in den Schatten zu wechseln oder die Haut mit entsprechender Kleidung zu schützen. Ohnehin gilt diese Formel nur bis etwa Lichtschutzfaktor 25.
Menschen mit Neurodermitis sollten eine Sonnenschutzcreme wählen, die weder Duft- noch Konservierungsstoffe enthält. Im Handel sind Sonnencremes erhältlich, die auf ihre Hautverträglichkeit bei Neurodermitis getestet wurden. Die Cremes sollten immer eine gewisse Zeit vor dem Kontakt mit der Sonne ausreichend dick auf die Haut aufgetragen werden, um einen sicheren Schutz zu verleihen. Auch die Oberseite der Füße, die Ohrläppchen und die Nase dürfen dabei nicht vergessen werden. Nach jedem Bad muss die Sonnencreme erneuert werden. Die Zeit, die sich gefahrlos in der Sonne verbringen lässt, erhöht sich durch das erneute Auftragen der Creme allerdings nicht.
Die Haut von Neurodermitis-Patienten ist bei einem Urlaub am Meer nicht nur der Sonne ausgesetzt, auch Sand und Salzwasser wirken auf sie ein und reizen sie zusätzlich. Deshalb ist es wichtig, die Haut nach dem Aufenthalt am Strand gründlich zu reinigen und im Anschluss mit der Therapie für Neurodermitis fortzufahren. Denn die Behandlung der Hauterkrankung dürfen Betroffene auch im Sommer nicht vernachlässigen – Sonnenschutz ist kein Ersatz für die ärztlich verordnete Neurodermitis-Therapie.
Quelle: allergikus 2/2017