Bei einer Pollenallergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte, eigentlich harmlose Eiweißstoffe in den Blütenpollen und leitet Abwehrmaßnahmen ein.
Bei der Entstehung von Allergien, somit auch der Pollenallergie, ist das Immunsystem maßgeblich beteiligt. Die eigentliche Aufgabe des lebenswichtigen Immunsystems ist die Abwehr von Krankheitserregern, jedoch kann es bei einigen Menschen dazu kommen, dass das Immunsystem auch auf eigentlich harmlose Stoffe, mit denen es in Kontakt kommt, mit einer überschießenden Immunantwort reagiert.
Das komplizierte System der Immunabwehr soll prinzipiell dazu dienen, Krankheitserreger sowie körperfremde Substanzen oder auch fehlerhafte Zellen zu erkennen und zu bekämpfen und gegebenenfalls zu zerstören. Die körpereigene Abwehr besteht aus einem komplexen, vernetzten Zusammenspiel von Organen wie beispielsweise dem Knochenmark und vielen verschiedenen spezialisierten Zellen. Eine wichtige Gruppe von Abwehrzellen bilden die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, welche wiederum in verschiedenen Varianten vorhanden sind.
Von Bedeutung für die Entstehung von Allergien sind zum einen die Mastzellen, welche bestimmte Botenstoffe wie Histamin gespeichert haben sowie zum anderen die sogenannten Granulozyten, welche in ihrem Zellplasma verschiedene aggressive Stoffe zur Bekämpfung von Erregern bereithalten.
Eine weitere zu der Gruppe der Leukozyten zählende Abwehrzellenvariante, die sogenannten B-Lymphozyten oder auch B-Zellen, übernimmt bei der Entstehung der Pollenallergie eine entscheidenden Rolle, da sie die Bildung von spezifischen Antikörpern zur Abwehr von Antigenen ermöglicht. Diese Antikörper, auch als Immunglobuline bezeichnet, werden speziell auf den jeweiligen Erreger zugeschnitten und können bei einem erneuten Kontakt mit der auslösenden Substanz in kurzer Zeit und in großen Mengen produziert werden und somit den Ausbruch einer Erkrankung verhindern. Die Immunglobuline werden je nach Spezialisierung und Verfügbarkeit in verschiedene Klassen unterteilt. Das Immunglobulin G (IgG) beispielsweise ist bei einer Erstinfektion erst nach etwa drei Wochen nachweisbar, steht bei einer erneuten Infektion jedoch in kürzester Zeit in hoher Menge zur Verfügung, Das Immunglobulin E (IgE), welches nachweislich bei der Entstehung von Allergien eine Rolle spielt, übernimmt ursprünglich die Rolle der Abwehr von Parasiten (z. B. Würmer), ist jedoch auch bei Allergikern in einer höheren Konzentration nachweisbar. Diese Antikörper vom Typ IgE binden an die Mastzellen und steuern die Ausschüttung von Histamin bei erneutem Kontakt mit dem Antigen bzw. dem Allergen.
Aus noch nicht abschließend geklärten Gründen reagiert das Immunsystem einiger Menschen nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf andere körperfremde, jedoch eigentlich harmlose Substanzen mit einer zum Teil heftig ausfallenden Immunantwort. Jeder allergischen Reaktion geht zunächst ein symptomfreier Erstkontakt, die Sensibilisierung, voraus. Im Falle der Pollenallergie werden die Eiweißverbindungen der Pollen als bedrohlich identifiziert und die Produktion von Antikörpern vom Typ E (IgE) angeregt. Diese Immunglobuline binden an die Mastzellen.
Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergen, binden die gebildeten Antikörper an dieses und veranlassen die Mastzellen innerhalb kürzester Zeit, Histamin freizusetzen, was zu den typischen Beschwerden führt. Da der Kontakt mit den Allergenen im Falle der Pollenallergie hauptsächlich über die Bindehaut der Augen sowie die Nasenschleimhaut erfolgt, zeigen sich die Symptome zumeist als juckende, gerötete und tränende Augen sowie als plötzlich einsetzender Schnupfen mit Niesattacken, laufender oder auch verstopfter Nase durch anschwellende Schleimhäute.
In vielen Fällen kann bei Pollenallergikern eine zusätzliche allergische Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel beobachtet werden. Die Ursache hierfür liegt darin begründet, dass sich die Eiweißstruktur der Pollen und der betreffenden Nahrungsmittel stark ähneln. So kann auch bei einem Kontakt mit den Eiweißbausteinen der Nahrungsmittel die allergische Reaktion ausgelöst werden. Birkenpollenallergiker reagieren beispielsweise häufig auch beim Verzehr von Nüssen (z.B. Haselnuss, Walnuss) oder auch bestimmten Obstsorten (Äpfel, Birnen, Kirschen etc.) mit Symptomen wie Schwellungen der Schleimhäute sowie brennenden Lippen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden.
Es ist erwiesen, dass eine bestimmte genetische Veranlagung die Neigung, eine Allergie zu entwickeln, begünstigt. Ist nur ein Elternteil von einer Allergie betroffen, entwickeln bereits über ein Drittel der Kinder eine allergische Erkrankung, sind beide Elternteile Allergiker, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf zwei Drittel. Bei Eltern ohne Allergien erkrankt nur jedes zehnte Kind. Vererbt wird hierbei keine bestimmte Allergie, sondern eine genetische Veranlagung zur erhöhten Produktion des Immunglobulins E (IgE).
Des Weiteren wird angenommen, dass auch die Klimaerwärmung und damit einhergehende verlängerte Blütezeiten der Pflanzen zu einem Anstieg der Pollenallergien beitragen. Als eine weitere Einflussgröße wird auch die verbesserte Hygiene in den modernen Industrienationen diskutiert. Durch eine stark verminderte Keimbelastung in Umwelt und Nahrung wird das Immunsystem nicht genügend ausgelastet und es soll dadurch zu Fehlreaktionen kommen.
Nicole Breuer