Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine Erkrankung des Nervensystems, die langsam fortschreitet. Verursacht werden die typischen Parkinson-Symptome durch eine Störung in einem kleinen, eng begrenzten Gebiet tief im Inneren des Gehirns, der sogenannten „schwarzen Substanz“.
Prof. Dr. Seitz, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des GFMK-Ratgebers Parkinson, erläutert im Interview wichtige Aspekte im Rahmen der Therapie und des Umgangs mit Patienten und Erkrankung.
Das Wichtigste ist zunächst das Stellen einer klaren Diagnose mit der Unterscheidung, ob ein idiopathischer Morbus Parkinson oder ein atypisches Parkinson-Syndrom vorliegt. Die Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium und ist in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie niedergelegt. Am Anfang steht die medikamentöse dopaminerge Behandlung, zu einem späteren Stadium folgt die Möglichkeit der Tiefenhirnstimulation. In jedem Krankheitsstadium sind außerdem physikalische Maßnahmen und insbesondere Krankengymnastik von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Von Stammzellimplantationen (außerhalb definierter Studienprotokolle) ist abzuraten.
Auch wenn die Degeneration der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra das Kernstück des Morbus Parkinson ist und die motorischen Störungen das Leitsymptom darstellen, ist die Krankheit komplexer und umfasst – zumindest im Verlauf – häufig auch kognitive und emotionale Störungen.
Jede Erkrankung ruft vielfältige psychologische Reaktionen bei den Patienten hervor, zumal Erkrankungen des Zentralnervensystems. Auch die Interaktion von den betroffenen Patienten mit ihrer Umgebung unterliegt psychologischen Veränderungen. Krankheitsbedingt können auch psychische Veränderungen den Patienten betreffen. All dies kann die Symptomatik der Patienten beträchtlich beeinflussen und bedarf daher einer behutsamen Fürsorge und häufig auch einer geeigneten Begleitmedikation.
Die tiefe Hirnstimulation erlaubt, in die Pathophysiologie des Morbus Parkinson modulierend einzugreifen. Ein besseres Verständnis dieser Wirkung und weitere technische Verbesserungen der gegenwärtig verfügbaren Stimulatoren werden diese Therapiemöglichkeit weiter verbessern und damit zu einer breiteren und im Krankheitsverlauf des einzelnen Patienten früheren Anwendung beitragen. Möglicherweise können in der Zukunft bedarfsgesteuerte Stimulatoren eine noch bessere Symptomorientierung und Situationsanpassung anbieten.
Diese Medien erlauben eine sehr gut Informationsvermittlung an die Patienten und ihre Angehörigen, da in ihnen die komplexen neurowissenschaftlichen Grundlagen in allgemein verständliche Sprache übersetzt werden. Wissen trägt dazu bei, Ängste und Befürchtungen bei den Betroffenen abzubauen, und hilft dadurch, eine professionelle Therapiegestaltung durchzuführen.
Herr Prof. Seitz, wir bedanken uns für Ihre Ausführungen.
Quelle: Ratgeber Parkinson