Gynäkologische Erkrankungen nehmen in der Frauengesundheit großen Raum ein. Einige Krebserkrankungen sind auf die weiblichen Geschlechtsorgane beschränkt, aber auch Krankheiten wie Endometriose sind gynäkologische Erkrankungen.
Krampfartige Schmerzen während der Regelblutungen, Unfruchtbarkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, diffuse Schmerzen im Unterbauch, Blutungsstörungen und Beschwerden beim Wasserlassen oder Stuhlgang können durch Endometriose ausgelöst werden. Obwohl schätzungsweise zwischen 5 und 15 % aller Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen sind, kann eine Leidensgeschichte bis zu zehn Jahre dauern, bis diese Erkrankung diagnostiziert wird.
Endometriose ist eine der am weitesten verbreiteten chronischen Frauenkrankheiten, die Ursache ist weitgehend unklar. Bei der Endometriose findet sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Am häufigsten wächst die Endometriose im Bauchfell, in den Eierstöcken, der Gebärmutterwand und nicht selten im Darm. Auch im Oberbauch und sogar der Lunge kann sie sich einnisten. Die Schleimhaut baut sich jeden Monat neu auf und ab. Während des Menstruationszyklus verändern sich bei Endometriosepatientinnen nicht nur die eigentliche Gebärmutterschleimhaut, sondern auch die „gewucherten“ Ableger.
Häufig bleibt die Erkrankung über längere Zeit unerkannt. Ärzte schätzen, dass vom Auftreten der ersten Symptome bis zur korrekten Diagnose der Krankheit durchschnittlich sieben bis zehn Jahre vergehen. Zu Diagnostizieren ist die Erkrankung mittels einer Bauchspiegelung. Dieser minimal-invasive Eingriff (Laparoskopie) kann Diagnoseverfahren und Behandlung in einem sein. Über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel wird ein langstieliges Spezialinstrument, das Laparoskop, in das Bauchinnere eingeführt, mit dem der Arzt das Innere des Körpers in Augenschein nimmt und so z. B. Endometrioseherde aufspüren kann.
Eine Endometriose lässt sich bisher oft nicht vollständig heilen. Zur Behandlung der Beschwerden kommen geeignete Anti-Baby-Pillen, Gelbkörperhormone und Hemmer der Hirnanhangsdrüse infrage. Chirurgisch wird die Endometriose i. d. R. durch Laparoskopie angegangen. Dabei werden über nur wenige Millimeter große Zugänge die Endometrioseherde aus dem Bauchinnenraum entfernt. Die Krankheit ist jedoch oft schwierig zu operieren, weil die Herde in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Organen liegen können und die Gebärmutter und Eierstöcke der zumeist jungen Patientinnen nicht entfernt werden dürfen.
Oft bilden sich auch nach adäquat durchgeführter Operation wieder neue Endometriose-Herde. Um Rückfälle hinauszuzögern, können begleitende Hormontherapien durchgeführt werden. Bei schweren Fällen der Endometriose mit komplexem Befall der Beckenorgane und Organzerstörung sowie anders nicht zu beherrschenden Beschwerden machen sich im Einzelfall ausgedehnte Operationen mit teilweise Entfernung des Darmes und der Blase erforderlich. Eine Gebärmutterentfernung kommt naturgemäß so lange nicht infrage, solange ein Kinderwunsch besteht.
Aufgrund des Krankheitsverlaufs haben sich Endometriose-Zentren auf eine ganzheitliche Behandlung der Krankheit spezialisiert. Betroffene Patientinnen finden hier die geeigneten Ärzte für eine effektive Behandlung und Beratung.
Prof. Dr. med. Uwe Andres Ulrich, Berlin
Quelle: Deutsches Magazin für Frauengesundheit 1/2015