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Neurodermitis

Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.

Neurodermitis
© iStock - Kwarkot

Experteninterview zu Neurodermitis mit Dr. Roos

Im folgenden Interview möchten wir Ihnen Herrn Dr. Thomas Christian Roos, Facharzt für Dermatologie/Allergologie/Qualitätsmanagement, aus Wittmund vorstellen. Dr. Roos war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Patientenmagazins allergikus ist.

Herr Dr. Roos, warum haben Sie sich für den Arztberuf entschieden und was hat Sie bewogen, sich auf die Dermatologie zu spezialisieren?

Arzt zu werden war von Kindheit an mein einziger Berufswunsch. Da mich die Allergologie besonders interessierte, hatte ich mir schon während des Studiums mein Thema für die Doktorarbeit in diesem Bereich gesucht und diese dann über einen neuen Allergietest bei Bienen- und Wespengiftallergien geschrieben. Über diese Tätigkeit ergab sich dann der Weg in die Dermatologie, obwohl ich meine Zeit als Arzt im Praktikum zunächst in der Inneren Medizin an der Hamburger Uniklinik absolviert hatte.

Was ist Ihnen besonders wichtig im Umgang mit Ihren Patienten?

Das Wichtigste am Umgang mit meinen Patienten ist mir, dass meine Patienten verstehen, was ich ihnen mitteile oder verordne, da nur so ein vertrauensvolles Miteinander entstehen kann.

Was sind die Grundpfeiler der Neurodermitis-Therapie?

Die Therapie der Neurodermitis richtet sich nach den individuellen Auslösern: 1. Rückfettung der trockenen Haut, 2. Linderung von Entzündungen, die allergisch, irritativ oder auch durch Infektionen bedingt sein können, durch entsprechende Wirkstoffe, 3. Stärkung der sog. Coping-Mechanismen: Der Begriff „Coping“ meint die Fähigkeit zur Krankheitsbewältigung. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, damit der Patient bzw. seine Eltern mit der Erkrankung besser klarkommen. Im Mittelpunkt stehen hier ganz unterschiedliche Themen, je nachdem, was die Betroffenen aus ihrer eigenen Sicht am meisten belastet.

Welche Rolle spielen Umwelt, Lebensweise und Ernährung in Bezug auf Neurodermitis?

Die Ernährung bzw. Nahrungsmittel-Allergien und -Intoleranzreaktionen spielen eine besonders große Rolle. Die Umwelt und die Lebensweise sind sicher auch von Bedeutung, allerdings gibt es hierzu nur wenig Studien, die für die Behandlung konkrete Ansatzpunkte liefern, denn auch wenn schon seit Jahren bekannt ist, dass Kinder auf dem Bauernhof weniger zu Allergien und Neurodermitis neigen, so kann man in der Praxis ja leider nicht den Bauernhof per Rezept verordnen.

Wie schätzen Sie den Einfluss psychologischer Faktoren auf den Krankheitsverlauf der Neurodermitis ein?

Die psychologischen/psychosomatischen Aspekte spielen sicher eine große Rolle im Umgang mit der Erkrankung. In Bezug auf die Ursache der Neurodermitis sind sie aber eher von untergeordneter Bedeutung. In Bezug auf Juckreiz, das Aussehen der entzündeten Haut und damit verbundene Belastungen für den Patienten bzw. seine Familie gibt es einige Möglichkeiten, die Gesamtsituation zu stabilisieren.

Welches sind Ihrer Meinung nach die erfolgversprechendsten Forschungsansätze in der Neurodermitis-Therapie und welche Erwartungen haben Sie bezüglich zukünftiger Möglichkeiten?

In der Forschung hat es leider in den letzten Jahren nichts Neues gegeben bzw. sogar einige Enttäuschungen, z. B. haben die im Jahr 2001 viel versprechenden Lactobazillen in anderen Studien nicht die Resultate gezeigt, die man erwartet hätte. Die Hyposensibilisierung wäre hier noch positiv hervorzuheben, da die Hannoveraner Universitätshautklinik zeigen konnte, dass sich auch die Neurodermitis bei vorliegender Hausstaubmilbenallergie unter dieser Therapie stabilisieren ließ. Die Psycho-Neuro-Immunologie ist ein Forschungsbereich, der zwar einige interessante Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Haut und Psyche herausgefunden hat, leider ist davon in der Praxis aber bisher nicht viel umsetzbar, außer gewisse Informationen z. B. im Rahmen der Neurodermitis-Schulung weiterzugeben.

Welche Rolle spielen Patientenmagazine und inwieweit trägt allergikus aus Ihrer Sicht zur Aufklärung und Deckung des Informationsbedarfs Betroffener bei?

Ich lese prinzipiell alle Patientenmagazine, die mit Haut und Allergien zu tun haben, um zu wissen, was meinen Patienten so angeboten wird bzw. empfohlen werden kann. allergikus hat die Stärke, komplizierte Zusammenhänge so aufzubereiten, dass Patienten, die nicht sechs Jahre Medizin studiert haben, auch komplizierte Zusammenhänge verstehen können.

Vielen Dank, Herr Dr. Roos.

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