„Apnoe“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „ohne Atmung“. Während des Schlafes kommt es zu Atemaussetzern. Dauern die Atemaussetzer länger als 10 Sekunden, spricht man von einer Schlafapnoe.
Sowohl die Beschwerden als auch Begleit- und Folgeerkrankungen einer Schlafapnoe können durch eine konsequente Behandlung reduziert oder sogar vermieden werden. Dafür stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Welche die Richtige ist, hängt vom Betroffenen sowie dem Ausmaß der Schlafapnoe ab.
Lautes Schnarchen mit Atempausen, wie es bei einer obstruktiven Schlafapnoe auftritt, entsteht, wenn die Kraft der Atemmuskeln nicht ausreicht, um Luft zu holen. Grund hierfür ist, dass in der Nacht die Muskeln im Rachenraum erschlaffen und so die Luftwege blockieren. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, während der Kohlendioxidgehalt zunimmt. Deutlich seltener ist die zentrale Schlafapnoe, bei der das Gehirn der Grund für die Atemaussetzer ist. Dieses vergisst nämlich das Luft holen und denkt erst wieder daran, wenn der Sauerstoff im Blut unter einen bestimmten Wert sinkt.
Bei der zentralen Schlafapnoe steht die Suche nach der Grunderkrankung und deren Behandlung an erster Stelle. Treten die nächtlichen Atemaussetzer aufgrund einer organischen Erkrankung wie z. B. einer Herzinsuffizienz auf, wird zunächst versucht werden, diese medikamentös zu behandeln. Eine obstruktive Schlafapnoe wird mit konservativen, apparativen und/oder chirurgischer Verfahren behandelt. Eine Sauerstofftherapie – auch in Kombination mit einer Beatmung – ist sinnvoll, wenn aufgrund von Herz- und Lungenerkrankungen zu wenig Sauerstoff im Blut ist. Allerdings sollten Schlafapnoe-Betroffene Sauerstoff nicht allein erhalten, da sich sonst die Apnoe verschlechtern kann. Medikamentöse Behandlungsmethoden sind dagegen ungeeignet.
Übergewicht kann eine obstruktive Schlafapnoe begünstigen. Betroffene mit einem zu hohen Body-Mass-Index sollten daher versuchen, abzunehmen. In manchen Fällen lassen sich so die Beschwerden vermindern. Jedoch muss das Gewicht anschließend auch gehalten werden, da ansonsten Schnarchen und Atemaussetzer wieder zunehmen. Welches Diät- und Sportprogramm geeignet ist, erfahren Betroffene von ihrem Hausarzt. Auch geringe Mengen Alkohol vor dem Schlafengehen können die Symptome verstärken. Denn Alkohol entspannt die Atemwege, sodass die Muskulatur der Atemwege stärker erschlafft. Daher sollten Menschen, die an einer Schlafapnoe leiden, etwa zwei Stunden bevor sie ins Bett gehen keinen Alkohol mehr trinken. Spätes Abendessen fördert Sodbrennen und saures Aufstoßen und sollte daher unterlassen werden. Des Weitern zählen Vermeidung von Sedativa wie Schlaftabletten, Rauchverzicht sowie Einhaltung eines regelmäßigen Schlafrhythmus zu den konservativen Maßnahmen.
Manchmal treten die nächtlichen Atemaussetzer nur bzw. hauptsächlich in der Rückenlage auf. Schuld ist die Schwerkraft. Denn diese bewirkt, dass die Zunge beim Schlafen nach hinten fällt. Aus diesem Grund sollten Betroffene Schlafposition verändern und z. B. auf der Seite schlafen. Allerdings ist diese Empfehlung häufig nicht so einfach umzusetzen. Selbst konstruierte Hilfsmittel, wie beispielsweise ein im Rückenteil des Schlafanzuges eingenähter Tennisball, oder auch ein Lagetraining können nicht dauerhaft verhindern, dass sich der Betroffene nachts auf den Rücken dreht. Die deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin empfiehlt hier Hilfsmittel, wie z. B. Westen, zu verwenden. Nachteil der Hilfsmittel ist, dass diese auch die Schlafqualität beeinträchtigen können.
Die Unterkieferprotrusionsschiene wird bei leichter bis mittelgradiger Schlafapnoe eingesetzt. Ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde fertigt diese nach den Zahnabdrücken speziell für den Betroffenen an. Das Schienensystem wird nachts getragen und soll den Unterkiefer während des Schlafes wenige Millimeter nach vorne verlagern, wodurch der Atemraum vergrößert wird. Voraussetzung ist, dass Zähne und Zahnfleisch gesund sind. Laut Deutscher Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin können Unterkieferprotrusionsschienen als erste wirksame Alternative zur Atemmaske aufgefasst werden, auch wenn sie nicht genauso effektiv wie eine CPAP-Therapie sind. Besonders geeignet sind Biss-Schienen, wenn der Betroffene jung, normalgewichtig oder weiblich ist, der Hals einen normalen Umfang hat und die Schlafapnoe vor allem in Rückenlage auftritt. Unerwünschte Wirkungen sind beispielsweise Missempfindungen an den Zähnen, Mundtrockenheit und eine leicht geänderte Kieferstellung. Daher sind regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt wichtig.
nCPAP steht für „nasal Continuous Postive Airway Pressure“. nCPAP ist die Standardbehandlung bei Menschen mit mittel- bis schwergradiger Schlafapnoe. Bei dieser Therapieoption wird eine Atemmaske während der Nacht auf beide Nasenlöcher oder auf die Nase und den Mundbereich gesetzt. Die Alternative ist ein Modell, bei dem die Nasenlöcher mit kleinen Endstücken aus weichem Plastik bedeckt werden. Die Atemwege werden durch einen Kompressor offengehalten, der Raumluft ansaugt und diese mit erhöhtem Druck in Mund und Nase bläst. Unerwünschte Nebenwirkungen sind ausgetrocknete Schleimhäute im Nasen-Rachenraum und Platzangst. Diese können mit einem Luftbefeuchter bzw. mit Entspannungstechniken reduziert werden. Mindestens 70 % der Betroffenen fühlen sich durch die Behandlung erfrischt und nicht mehr schläfrig. Jedoch verwenden vor allem jüngere Betroffene ungern eine Atemmaske, weil diese zu stark einschränkt. Auch der hohe Druck, den einige Schlafapnoe-Betroffene benötigen, kann dazu führen, dass Betroffene die nCPAP-Beatmung in der Nacht nicht verwenden. Alternativ kann eine APAP- oder BiPAP-Beatmung infrage kommen. BiPAP bedeutet „Biphasic Positive Airway Pressure“. Das Gerät arbeitet mit unterschiedlichen Druckniveaus, sollte jedoch bei Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma nur mit besonderer Kontrolle eingesetzt werden. Bei der APAP-Beatmung (englisch: „Automatic Positive Airway Pressure“) wird bei jedem Atemzug der jeweils notwendige Druck ermittelt und so die Beatmung an die schwankenden Druckbedürfnisse des Betroffenen angepasst.
Manchmal können auch operative Verfahren wie eine Mandelentfernung und Straffung des weichen Gaumens, verschiedene Nasenoperationen (z. B. Behandlung des Nasenschwellkörpers, Begradigung einer verkrümmten Nasenscheidewand, Entfernung von Polypen) sowie die Korrektur einer Ober- und Unterkieferfehlstellung infrage kommen. Bei einem Luftröhrenschnitt wird ein Tubus in die Luftröhre eingeführt, der dann vor dem Schlafen geöffnet wird. Dadurch kann die Luft ohne Hindernisse in die Lunge gelangen. Am Tag wird der Tubus geschlossen, sodass der Betroffene sprechen kann. Dieser chirurgische Eingriff wird jedoch nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Welche Verfahren infrage kommen, richtet sich nach der Schwere der Erkrankung sowie nach der Beschaffenheit der oberen Atemwege.
Bestimmte Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten begünstigen die obstruktive Schlafapnoe. Die konservative Verfahren hängen daher davon ab, wie genau sich Betroffene an die Empfehlungen halten. Ähnlich verhält es sich mit den apparativen Therapieverfahren. So kann beispielsweise die nCPAP-Therapie nur wirken, wenn die Atemmaske auch jede Nacht getragen wird. Für einige Betroffene ist dies jedoch eine große Belastung. Nachteil der operativen Verfahren ist, dass sie sich nicht für jeden Schlafapnoe-Betroffenen eignen und sie ihre Wirksamkeit wieder verlieren können. Starkes Übergewicht und eine schwere Schlafapnoe reduzieren zudem die Effektivität der operativen Verfahren.
Quelle: COPD und Asthma 2/2016