Als Leberkrebs, oder genauer Leberzellkrebs, bezeichnet man bösartige Tumoren, die aus dem Gewebe der Leber (griech. hepar) entstehen. In der medizinischen Fachsprache wird diese Erkrankung auch Hepatozelluläres Karzinom (HCC) genannt.
Die Therapie von Leberkrebs ist von vielen Faktoren abhängig. Aus diesem Grund werden u. a. das Tumorstadium, die Größe des Leberzellkarzinoms, der Zustand der Leber sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten in die Therapieplanung miteinbezogen.
Insbesondere bei einem Leberzellkarzinom ohne zugrunde liegende Leberzirrhose kommt eine Leberteilentfernung (Leberresektion) in Betracht. Dabei gelingt es in den meisten Fällen, den Tumor komplett zu entfernen. Bei Patienten mit Leberzirrhose ist dieses Vorgehen nur unter bestimmten Voraussetzungen durchführbar. Meist ist in diesem Fall eher eine Lebertransplantation therapeutisches Mittel der Wahl. Hierdurch gelingt es, sowohl den Leberkrebs als auch die Leberzirrhose zu beseitigen. Nachteile dieses Verfahrens sind v. a. der bestehende Mangel an Spenderorganen sowie die notwendige lebenslange Behandlung mit Medikamenten zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen (sog. Immunsuppressiva).
Mit diesen Verfahren können insbesondere kleine Tumoren behandelt werden. Bei der perkutanen Ethanol-Injektion (PEI) werden durch die Haut (perkutan) chemische Substanzen (Essigsäure, Alkohol etc.) in den Tumor injiziert. Bei der Radiofrequenz-Ablation wird über eine Sonde Energie (z. B. Laserlicht, Radiofrequenzwellen etc.) zugeführt. Damit soll erreicht werden, dass das Tumorgewebe zerstört wird.
Die Chemoembolisation wird v. a. bei größeren Tumoren angewandt. Über die Leberarterie wird bei diesem Verfahren ein Katheter eingeführt, der ein Chemotherapeutikum zum Tumor transportiert. Zusätzlich werden in die Blutgefäße, die den Tumor versorgen, kleine Kunststoffteilchen eingeleitet, die die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Tumors unterbinden und damit zu einem Absterben der Krebszellen führen sollen.
Bei der selektiven internen Radiotherapie (SIRT) wird über die Leberarterie ein radioaktiver Beta-Strahler (Yttrium-90) zum Tumor geleitet. Dabei wird der Umstand ausgenutzt, dass maligne Tumoren der Leber zu 90 % über diesen Weg mit Blut versorgt werden, gesundes Lebergewebe hingegen nur zu rund 10 %. Somit ist gewährleistet, dass in erster Linie Krebszellen und nicht gesunde Leberzellen von der radioaktiven Strahlung betroffen werden. Da es sich bei Yttrium-90 zusätzlich um einen Beta-Strahler mit kurzer Reichweite handelt (ca. 2,5 bis 10 mm), wird gesundes Lebergewebe weitestgehend geschont. Der Stellenwert von SIRT kann zzt. nicht eingeschätzt werden.
Gegen eine herkömmliche Chemotherapie ist Leberkrebs resistent, daher stellt dieses Verfahren keine therapeutische Option dar. Aus diesem Grund mussten neue, zielgerichtete Therapien entwickelt werden. Eine davon ist die Behandlung mit antiangiogenetischen Medikamenten. Das sind Arzneistoffe, die die Bildung von Blutgefäßen zur Tumorversorgung unterbinden und damit den Tumor am Wachstum hindern bzw. absterben lassen. Sie wirken zielgerichtet gegen Tumorzellen, weshalb sie oft auch als Target-Medikamente bezeichnet werden. Gute Ergebnisse bezüglich Überlebenszeit und Tumorwachstum zeigte in Studien der Tyrosinkinasehemmer Sorafenib, der seitdem in der Leberkrebs-Therapie eingesetzt wird.
Antje Habekuß