Bei einer Erkrankung an Leukämie, im Volksmund Blutkrebs, wird der Entwicklungsprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen. Ort der Erkrankung ist das Knochenmark, wo das Blut gebildet wird.
Der Arzt Rudolf Virchow benannte die Erkrankung um 1845 als Erster als „weißes Blut“, da er eine krankhafte Vermehrung der weißen Blutkörperchen beobachtete. Heute werden unter dem Begriff Leukämie eine Vielzahl von Erkrankungen des blutbildenden Systems eingeordnet.
2008 erkrankten, laut Robert Koch-Institut, ca. 11.400 Menschen an einer Leukämie. Rund 5 % der Erkrankten sind Kinder unter 15 Jahren. Leukämie ist, jedenfalls im Erwachsenenalter, eine seltenere Krebserkrankung.
Das menschliche Blut besteht aus unterschiedlichen Zelltypen, die jeweils unterschiedliche Aufgaben im Körper erfüllen. So sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) für den Transport von Sauerstoff zuständig, diverse Arten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) beteiligen sich an der Immunabwehr und die Blutplättchen (Thrombozyten) unterstützen die Blutgerinnung. Alle Typen von Blutkörperchen entstehen aus den gleichen Blutstammzellen im Rückenmark. Aus den Blutstammzellen entstehen zunächst zwei unterschiedliche Typen von Tochterzellen: myeloische und lymphatische Vorläuferzellen. Aus den myeloischen Vorläuferzellen entstehen ein Großteil der weißen und roten Blutkörperchen sowie die Thrombozyten. Aus den lymphatischen Zellen entstehen die Lymphozyten und die dendritischen Zellen. Die Lymphozyten sind für die Erkennung und Ausschaltung von Krankheitserregern zuständig.
Bei einer Erkrankung an Leukämie, im Volksmund Blutkrebs, wird der Entwicklungsprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen. Ort der Erkrankung ist das Knochenmark, wo das Blut gebildet wird. Häufig erscheinen bei akuter und chronischer Leukämie Symptome wie Blutergüsse, Blutungen der Schleimhäute, Fieber, Kopfschmerzen, allgemeines Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust sowie geschwollene Lymphknoten. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen der lymphatischen und myeloischen Leukämie, die beide sowohl in einer akuten als auch chronischen Form auftreten können.
Die lymphatische Leukämie betrifft die Lymphozyten und ihre Vorläuferzellen, die im Falle einer normalen Ausbildung maßgeblich das Immunsystem steuern.
Bei einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) bilden sich aus den Vorläuferzellen der Lymphozyten degenerierte Krebszellen, die ihre Aufgabe innerhalb des Immunsystems nicht mehr erfüllen. Da die degenerierten Zellen sich bei einer akuten lymphatischen Leukämie rasant vermehren, verdrängen sie die gesunden Lymphozyten aber auch alle anderen Blutzellen im Knochenmark. Dies hat einen Mangel an weißen und roten Blutkörperchen sowie an Thrombozyten zur Folge. Die degenerierten Zellen gelangen aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf und befallen die Organe. Lymphknoten, Leber, Milz und Nieren schwellen in vielen Fällen an und ihre Funktion kann gestört werden. Betroffene der akuten lymphatischen Leukämie klagen über häufige und schwere Infekte, Schwächegefühle und Störungen der Blutgerinnung.
Laut Robert Koch-Institut sind rund ein Drittel der an Leukämie Erkrankten an dieser Form erkrankt. Diese Krebsart betrifft das lymphatische System, die Lymphknoten, Mandeln oder die Milz. Patienten klagen im Verlauf dieser Leukämie häufig über geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit und häufige Erkältungen. Auch durch das i. d. R. hohe Alter der Patienten verläuft diese Form der Leukämie sehr langsam und eine frühe Behandlung wird häufig als nicht vorteilhaft erachtet. Erst wenn die Symptome zu einer Beeinträchtigung des Patienten führen, wird eine Chemotherapie verordnet.
Die myeloische Leukämie betrifft die Granylozythen, aus denen im Rückenmark sowohl weiße und rote Blutkörper als auch Thrombozyten (Blutplättchen) gebildet werden. Auch bei dieser Form der Leukämie vermehren sich die Krebszellen schneller als die gesunden Zellen, wodurch die gesunden Zellen auf Dauer verdrängt werden.
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Leukämie im Erwachsenenalter, rund ein Viertel erkranken an einer akuten myeloischen Leukämie. Akute myeloische Leukämien treten bei Kindern und Jugendliche eher seltener auf. Insbesondere bei der AML steht der Kontakt mit chemischen Substanzen wie etwa Benzol oder Insektiziden, radioaktiver Strahlung aber auch die Behandlung mit Zytostatika, etwa im Rahmen einer Krebstherapie, im Verdacht als Auslöser zu fungieren. Die Symptome sind ähnlich wie beim Auftreten der chronischen lymphatischen Leukämie. Wie bei anderen Arten der Leukämie wird die Diagnose mittels eines Blutbildes oder einer Knochenmarkuntersuchung gesichert.
An der chronischen myeloischen Leukämie (CML) erkranken in Deutschland jährlich rund jeder Zehnte der an Leukämie Erkrankten. Da der Krankheitsverlauf schleppend vorangeht, wird diese Leukämie häufig erst zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung entdeckt. In einer späten Phase klagen Patienten über Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme und Appetitlosigkeit. Bei der Therapie kommen meist Tyrosinkinasehemmer zum Einsatz. Im fortgeschrittenen Stadium der chronischen myeloischen Leukämie wird eine Chemotherapie verordnet.
Guido MaiwaldLeukämie ist eine Krankheit des blutbildenden Systems, bei der der normale Reifeprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen wird. Unreife weiße Blutkörperchen vermehren sich rasch und unkontrolliert. Mediziner unterscheiden je nach dem Verlauf der Krankheit zwischen akuten und chronischen Leukämien. Bei den akuten Formen der Leukämie steigt die Zahl der unreifen, nicht funktionstüchtigen weißen Blutkörperchen (Blasten) sehr rasch an, während die Zahl der roten Blutkörperchen und der für die Blutstillung verantwortlichen Blutplättchen abnimmt; ohne Behandlung kann deswegen innerhalb weniger Wochen ein lebensgefährlicher Zustand eintreten. Dagegen kann bei den chronischen Formen der Zustand des Patienten über Monate oder Jahre stabil bleiben. Daher muss hier die Behandlung nicht immer direkt nach der Diagnosestellung begonnen werden. Dasselbe gilt im Prinzip für einzelne verwandte bösartige Blutkrankheiten, vor allem für bestimmte Formen der malignen Lymphome, die sich meist durch Vergrößerung der Lymphknoten bemerkbar machen.
Je nachdem, welche Sorte von weißen Blutkörperchen betroffen ist – die Granulozyten oder die Lymphozyten – unterscheidet man bei der akuten und bei der chronischen Leukämie zwischen der lymphatischen und der myeloische Form. Deshalb spricht man von vier Hauptarten der Leukämie: ALL (akute lymphatische Leukämie), AML (akute myeloische Leukämie), CLL (chronische lymphatische Leukämie und CML (chronische myeloische Leukämie).
Während chronische Leukämieformen nur im Erwachsenenalter vorkommen, tritt die Akute lymphatische Leukämie am häufigsten im Kindesalter auf. Die Akute myeloische Leukämie kommt in jedem Lebensalter vor, vermehrt jedoch bei älteren Menschen.
Unser Blut besteht aus gelösten Bluteiweißen und Blutzellen (Erythrozyten = rote Blutkörperchen, Thrombozyten = Blutstillungszellen, Leukozyten = weiße Blutkörperchen), die alle lebenswichtigen Funktionen für den Organismus übernehmen. Diese Blutzellen haben entsprechend ihrer Funktionen nur eine begrenzte Lebensdauer und müssen ständig erneuert werden. Der Ort der Blutbildung ist das Knochenmark, das im ganzen Körper in den Hohlräumen der Knochen verteilt ist und in ständigem Austausch mit dem Blut steht. Im Knochenmark werden aus wenigen Vorläufer- oder Stammzellen durch Zellteilungen und Reifungsschritte ständig alle Formen der Blutzellen in großer Zahl neu gebildet. Wenn sie reif sind, treten sie in den Blutkreislauf über.
Bei Leukämie ist der normale Reifeprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen, es treten auch unreife weiße Blutkörperchen in den Blutkreislauf über und vermehren sich unkontrolliert. Die bösartigen Zellen sind funktionslos und verdrängen die gesunden Knochenmarkszellen.
Bei der akuten Leukämie können folgende Symptome auftreten: Blässe, Müdigkeit und Abgeschlagenheit als Folge der Anämie (Blutarmut), Atemnot, Nasenbluten, blaue Flecken, Kopfschmerzen, Fieber, geschwollene Lymphknoten. Die chronische Leukämie kommt schleichend, oft bleibt sie über Jahre unbemerkt. Unerklärliche Gewichtsabnahme kann ein Zeichen sein, Appetitlosigkeit, ein Druck im Oberbauch und ähnliche Symptome wie bei der akuten Leukämie.
Chronische Formen beginnen eher symptomlos und schreiten langsam voran. Akute Leukämien gehen in der Regel mit schweren Symptomen einher.
Die Ursachen für die Entstehung von Leukämien sind immer noch weitgehend unbekannt. Faktoren wie radioaktive Strahlung und bestimmte chemische Stoffe (z.B. Insektizide, Benzol, einzelne Medikamente) können das Risiko für eine Leukämie-Erkrankung erhöhen, sind aber sicherlich nicht allein verantwortlich. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Strahlendosis bei routinemäßig durchgeführten Röntgenuntersuchungen einen Risikofaktor darstellt.
Leukämie tritt häufig bereits in den ersten vier Lebensjahrzehnten auf. Bei den meisten, aber nicht bei allen Formen der Leukämien und malignen Lymphomen steigt das Erkrankungsrisiko wie bei anderen Krebsformen mit dem Alter an. In Deutschland erkranken nach Untersuchungen des Robert Koch Instituts jährlich über 24.000 Menschen an Blutkrebs und verwandten Blutkrankheiten. Bei Kindern sind Leukämien und Lymphome die häufigsten Krebsformen.
Die Heilungsaussichten variieren bei den unterschiedlichen Leukämiearten. Während noch vor zwanzig Jahren die Krankheit fast immer tödlich verlief, können heute im Durchschnitt drei von vier Kindern und vier von zehn Erwachsenen geheilt werden.
Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.