Folgeschäden können unabhängig von der Form der Diabeteserkrankung aufgrund hoher Blutzuckerwerte auftreten. Auch durch das häufig mit Diabetes Typ 2 einhergehende Übergewicht trägt dazu bei, das Risiko für Folgeschäden zu erhöhen.
Die Diabetische Polyneuropathie stellt eine der häufigen Folgeschäden eines Diabetes mellitus dar. Rund 50 % der Typ 1 und Typ 2 Diabetiker entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine solche Nervenschädigung. Die diabetische Polyneuropathie beeinträchtigt die Funktion von Organen und die Wahrnehmung von Reizen.
Die Diabetische Polyneuropathie ist eine stoffwechselbedingte Erkrankung. Sie tritt als Folge eines schlecht eingestellten Diabetes mit hohen Blutzuckerwerten auf. Faktoren wie Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, Rauchen, Alkoholkonsum und eine bestehende Diabetische Nephro- oder Retinopathie scheinen das Risiko einer Polyneuropathie weiter zu erhöhen. Bei hohen Blutzuckerwerten bilden sich vermehrt Zucker-Eiweiß-Komplexe, die zunächst die Nervenfunktion stören und schließlich auch die Nerven selbst schädigen. Auch bestimmte Entzündungsbotenstoffe, sogenannte Zytokine wie Interleukine, Tumornekrosefaktor α und β, werden bei hohen Blutzuckerwerten vermehrt ausgeschüttet. Sie beeinträchtigen den Stoffwechsel und die Funktion der Nerven.
Anhand der auftretenden Symptome einer Diabetischen Polyneuropathie unterscheidet man zwei Hauptformen der Erkrankung, die periphere und die autonome Polyneuropathie. Die periphere Polyneuropathie wird auch als sensomotorische Polyneuropathie bezeichnet, weil sie den Teil des Nervensystems betrifft, der willkürlich, also vom Menschen selbst steuerbar ist. Dies sind vor allem die Empfindungen und die Bewegungen, es treten in erster Linie Empfindungsstörungen und Muskelkrämpfe auf. Die Erkrankung äußert sich meist symmetrisch in den Unterschenkeln und Füßen durch Kribbeln, Taubheitsgefühl sowie brennende oder stechende Schmerzen. Die periphere Polyneuropathie ist die häufigste Ursache einer diabetischen Fuß- oder Beinamputation.
Die autonome Polyneuropathie hingegen betrifft den Teil des Nervensystems, der unwillkürlich ist und somit nicht vom Willen beeinflusst werden kann. Man nennt ihn das Vegetativum, welches lebensnotwendige Funktionen wie die Atmung, den Blutdruck und die Verdauung steuert. Entsprechend kann es zu vielfältigen Symptomen kommen, je nachdem, welche Nervenbahn betroffen ist. Dies sind beispielsweise Störungen des Herzschlags, Schwindel, Störungen der Verdauung wie Durchfall oder Verstopfung, Störungen der Blasenfunktion und Störungen der Pupillenfunktion.
Der wichtigste Punkt in der Therapie bzw. der Vorbeugung einer Diabetischen Polyneuropathie ist die langfristig gute Einstellung des Blutzuckerspiegels. Je schlechter die Blutzuckerwerte sind, desto früher treten Symptome einer Diabetischen Polyneuropathie auf. Sind sie einmal als Folgeschäden des Diabetes mellitus aufgetreten, können sie nicht rückgängig gemacht werden, die Erkrankung ist nicht heilbar. Je nachdem, welche Beschwerden auftreten, gibt es jedoch eine Reihe verschiedenster Therapiemöglichkeiten, die die Beschwerden der Patienten lindern können.
Lydia Köper