Der häufigste primäre Knochentumor ist das Osteosarkom, weitere Tumoren sind das Ewing-Sarkom und das Chondrosarkom. Meist äußern sich diese Tumoren durch Schmerzen und/oder durch eine zunehmende Schwellung.
Das Osteosarkom ist die häufigste primäre Krebserkrankung des Knochens und betrifft vor allem Kinder und Jugendliche, berichtet das Uniklinikum Heidelberg. Jährlich erkranken in Deutschland rund 300 Patienten neu. Die meisten Osteosarkome wachsen und streuen sehr schnell.
Wie die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) informiert, sollten sich Patienten mit bösartigem Knochenkrebs nur in spezialisierten Zentren behandeln lassen. Denn nur dort werden die Expertise für eine optimale Behandlung mit Heilung als Ziel unter Berücksichtigung des größtmöglichen Funktionserhaltes des Knochens gebündelt. Laut einer Studie sollte bereits die Gewebeprobe nur in der Klinik entnommen werden, in der auch die weitere Behandlung erfolgen soll, da ansonsten häufiger Lokalrezidivraten auftreten, also die Häufigkeit des Wiederauftretens größer und die Prognose schlechter ist, heißt es weiter. Die Behandlung sollte zudem ausschließlich in den sog. Therapieoptimierungsstudien stattfinden, betont die DKG.
Die Behandlung des Osteosarkoms setzt sich zusammen aus Chemotherapie und Operation. Aufgrund des hohen Risikos, dass der Krebs streut, findet zunächst eine Chemotherapie statt. Diese soll den Tumor verkleinern und Tumorzellen in Blut und anderen Organen ausmerzen, so die DKG. Danach erfolgt die operative Entfernung des Tumors. Laut DKG können in den Sarkomzentren mehr als 80 % der Patienten arm- und beinerhaltend operiert werden. Tumorentprothesen oder in manchen Fällen auch körpereigenes Knochengewebe können dann herangezogen werden, um den Knochen wiederherzustellen. Nach der Operation erfolgt eine weitere Chemotherapie.
Trotz intensiver Forschung konnten in den letzten drei Jahrzehnten keine neuen Therapieoptionen gefunden werden, die zu einer wesentlichen Verbesserung der Überlebenschance für Osteosarkompatienten geführt hätten, heißt es nach Angaben der Uniklinik Heidelberg. Forscher veröffentlichten aber Forschungsergebnisse, in denen sie zeigten, wie sie mit neuen mikroskopischen Verfahren erstmals bestimmte Immunzellen im Tumor nachgewiesen haben. So konnten sie die Immunzellen im Tumorgewebe unter dem Mikroskop sichtbar machen und deren Einfluss auf Aggressivität der Erkrankung und Erfolgsaussichten der Therapie zeigen. Damit steht den Medizinern ein neuer Biomarker zur Verfügung, mit dem sie für jeden Patienten bereits zum Zeitpunkt der Diagnose den Krankheitsverlauf besser einschätzen können, so die Uniklinik Heidelberg.
Über die Rolle des körpereigenen Immunsystems beim Osteosarkom war bislang wenig bekannt, weil es schwierig ist, wichtige Immunzellen bei diesem Knochenkrebs mikroskopisch nachzuweisen. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich das Osteosarkom – wie bereits von anderen Krebsarten bekannt – das Immunsystem des Körpers zunutze macht. Im Tumor stehen sich verschiedene Arten von Immunzellen gegenüber: Zum einen Immunzellen, die entartete Krebszellen erkennen und sie zerstören. Zum anderen schützt sich der Tumor, indem er gezielt Immunzellen anlockt, die diese Abwehrreaktionen des Körpers hemmen. Die Forscher fanden heraus, dass sich aus dem Verhältnis beider Zellsorten in der Gewebeprobe Aussagen über Aggressivität der Erkrankung und Therapieerfolg treffen lassen.
„Die Rolle des körpereigenen Immunsystems im Osteosarkom ist größer als bislang angenommen“, erklärt Dr. Pierre Kunz, Uniklinik Heidelberg. „Hier könnte sich ein beim Osteosarkom bisher kaum beachtetes Therapiefeld eröffnen.“ Medikamente, die gezielt Abwehrreaktionen des Körpers stärken oder vom Tumor genutzte, hemmende Immunzellen schwächen, gibt es schon; sie werden bei anderen Krebserkrankungen bereits erfolgreich eingesetzt. „Inwiefern solche Immuntherapien auch Osteosarkompatienten helfen können, müssen umfangreiche Studien in der Zukunft noch zeigen.“
Quelle: Befund Krebs 1/2016