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Schwangerschaft

Die Schwangerschaft wird in der Medizin auch als Gestation oder Gravidität bezeichnet. Sie bezeichnet den Zeitraum ab der Befruchtung der Eizelle bis zur Geburt. Durchschnittlich dauert eine Schwangerschaft etwa 267 Tage.

Schwangerschaft
© iStock - FilippoBacci

Schwanger in den Urlaub

Darauf sollten werdende Mütter achten

Eine Urlaubsreise ist bei einer unkomplizierten Schwangerschaft kein Problem, wenn einige Aspekte beachtet werden.

Die meisten Frauen können ohne Probleme in der Schwangerschaft reisen. Generell ist es für jede schwangere Frau ratsam, sich bei der Planung einer Reise und vor Reiseantritt genau zu informieren, ob auf der Fahrt und am Reiseziel ihre Sicherheit und die ihres ungeborenen Kindes gewährleistet sind.

Mögliche Komplikationen können in Abhängigkeit von der Art der Reise (Busreisen, Flugreisen) auftreten oder direkt am Reiseziel durch Schwierigkeiten beim Zugang zu schwangerschaftsspezifischer medizinischer Versorgung (z. B. Geburtsklinik) und bei bekannten Vorerkrankungen neben einer Schwangerenbetreuung und einer Geburtsklinik den Zugang zu entsprechenden Fachdisziplinen. Weiterhin sollte man die speziellen Risiken im Reisegebiet durch Infektionserreger, hygienische Standards oder ortsübliche Ernährungsgewohnheiten berücksichtigen.

Der richtige Zeitpunkt

Die meisten Frauen haben nur ein geringes Risiko für Komplikationen während einer Reise. Eine Frau sollte sich vor der Planung einer Reise umfassend von ihrem Frauenarzt zu ihrem persönlichen individuellen Risiko während der Schwangerschaft beraten lassen, die in Abhängigkeit von Vorerkrankungen, der aktuellen klinischen Situation und dem Schwangerschaftsalter erfolgen sollte. Jedes Schwangerschaftsdrittel hat seine spezifischen Risiken und Konstellationen.

Bei einer Reise im ersten Schwangerschaftsdrittel wird das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft oder eine Fehlgeburt bei unauffälliger Vorgeschichte nicht beeinflusst. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel werden die Strapazen einer Reise am besten toleriert. Flugreisen sollten von Frauen mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko vermieden werden. Vor Reiseantritt sollte die Verfügbarkeit sowie die Kostenübernahme von Behandlungen in speziellen geburtshilflichen Zentren am Reiseziel überprüft werden.

Reisen im dritten Schwangerschaftsdrittel sind körperlich anstrengender und viele nationale und internationale Reiseunternehmen haben Einschränkungen für Schwangere, wie z. B. den Transport per Flugzeug oder bei einigen Schifffahrtsunternehmen auch per Schiff. Bei Bahn- oder Busreisen gibt es keine Transporteinschränkungen. Langes Stehen und langes unbewegliches Sitzen auf der Reise sowie extreme Temperaturen am Reiseziel sollten vermieden werden.

Thrombosen vermeiden

Das Risiko für eine Thrombose in der Schwangerschaft ist erhöht und spielt bei einer von 1.000 Schwangerschaften eine Rolle und kann während der gesamten Schwangerschaft auftreten. Bei Reisen, die über zwei Stunden dauern, sollte die Schwangere durch entsprechende Bewegungsübungen zur Verhinderung von Thrombosegeschehen beitragen, die durch schwangerschaftsbedingte Gewebeveränderungen und mechanischen Druck durch den vergrößerten Uterus häufiger sind.

Langstreckenflüge von über acht Stunden sollten vermieden werden. Das Tragen von elastischen Kompressionsstrümpfen während eines Fluges und einige Tage danach kann das Risiko eines Thrombosegeschehens verringern. Eine alleinige medikamentöse Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin ist in diesem Zusammenhang eingeschränkt effektiv.

Vorsicht bei Hitze und Höhenluft

Schwangere profitieren auch auf Reisen von regelmäßiger körperlicher Betätigung. Die Empfehlungen für Bergsport bei Schwangeren, die sich sonst nicht in dieser Höhe aufhalten, sind bis zu 2.500 Meter moderates Bergsteigen bei unkomplizierter Schwangerschaft. Eine indirekte Kontrolle der maximalen körperlichen Belastung durch den Talk-Test, ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie das Meiden von Bergsportarten mit hoher Verletzungsgefahr sind zu empfehlen.

Schwangere sind wegen des erhöhten Blutvolumens, der veränderten Stoffwechselsituation und der schnellen Gewichtszunahme oft sehr hitzeempfindlich. Erweiterte Blutgefäße in der Haut geben Wärme nach außen ab und selbst normale Temperaturen können schon zu Hitzewallungen und Schweißausbrüchen führen. Hohe Temperaturen sind sehr anstrengend, steigern diesen Effekt und verstärken Kreislaufprobleme, Müdigkeit und geschwollene Beine. Deshalb sollten unnötige Belastungen und Risiken vermieden werden.

Bei Hitzestress heißt es Schatten suchen, Kühlung, Ruhe und ausreichend trinken. Zur Entlastung sollten die Beine häufiger hochgelegt werden und die Kleidung sollte weit geschnitten und hell sein. Lauwarmes Duschen, fließendes Wasser auf den Unterarmen und das feuchte Tuch auf Stirn oder Nacken helfen, die Hitze besser zu tolerieren. Ausreichend trinken und leichte Kost helfen dabei den Kreislauf weniger zu belasten, einer Beinvenenthrombose zu begegnen und in der fortgeschrittenen Schwangerschaft für eine gleichbleibende Fruchtwassermenge zu sorgen.

Ernährung und Infektionsgefahr

Lebensmittelhygiene ist in vielen tropischen Reiseländern nicht streng kontrolliert. Durch den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel wie Wasser, Eier, Fleisch, Fisch, Salat, Obst und Milch wird das Risiko für Infektionen z. B. durch Amöben, Listerien und Salmonellen erhöht. Neben den Infektionen spielen Lebensmittelvergiftungen durch Bakterien- oder Pilzgifte eine Rolle. So kann etwa das in Maisprodukten vorkommende Pilzgift Fumonisin während der Schwangerschaft Ursache für einen Neuralrohrdefekt sein.

Bestimmte Keime können systemische Infektionen verursachen, wie Salmonellen, Polioviren und Hepatitisviren. Für Schwangere sind vor allem die Hepatitis-E-Viren eine besondere Gefahr, weil es durch diese Viren nicht nur zum Leberzerfall der Schwangeren kommt, sondern sich die Viren auch in der Plazenta vermehren können.

Da diese Gefahren durch Nahrungsaufnahme nicht vollständig vermeidbar sind, sollte sich eine Schwangere vor der Reise so umfassend informieren und ein Bewusstsein für Risiken schaffen, die von Nahrungsmitteln ausgehen. Gerade durch die veränderte immunologische Situation in der Schwangerschaft sind schwangere Frauen einem erhöhten Risiko für Infektionen und Intoxikationen ausgesetzt.

Da schon bei Kinderwunsch der Impfschutz komplettiert werden sollte, ist es vor Antritt einer Reise umso wichtiger, sich nach ärztlicher Beratung um die spezifischen Reiseimpfungen zu kümmern. Generell gilt in der Schwangerschaft, sich nicht selbst gewählten Risiken durch exotische Reisen für die Gesundheit von Mutter und Kind auszusetzen.

Medikamente auf Reisen

Was die Verfügbarkeit von Arzneimitteln am Reiseziel betrifft, stellt sich insbesondere außerhalb Europas häufig die Frage nach sicherer Arzneimittelqualität und ausreichender Versorgung. Beim Transport von notwendigen Medikamenten in den Urlaub ist auf die Einhaltung der Kühlkette bzw. auf korrekte Lagerbedingungen zu achten. Um Probleme bei Flugsicherheitskontrollen zu entgehen, sollten Schwangere ein englischsprachiges ärztliches Attest mitführen, das die Notwendigkeit bescheinigt, dieses Arzneimittel mitzuführen. Die Auswahl von Arzneimitteln in der Schwangerschaft zur Selbstmedikation ist eingeschränkt. Eine Beratung durch den Arzt oder Apotheker ist unerlässlich.

Generell gilt zum Schutz von Mutter und ungeborenen Kind ,so wenig Arzneimittel in der Schwangerschaft zu nehmen wie möglich. Bestimmte krankheitsbedingte Ereignisse wie ein häufig in der Schwangerschaft auftretender Harnwegsinfekt, eine Bronchitis, eine Magenschleimhautentzündung oder Pilzerkrankungen der Haut machen eine medikamentöse Therapie erforderlich und man sollte spezifische Präparate auch für eine Wundversorgung in die Reiseapotheke aufnehmen.

Je nach Urlaubsziel kann ein Hautschutz gegen Insekten bzw. ein UV-Schutz erforderlich sein. In Deutschland erhältliche Produkte sind in der Schwangerschaft sicher anwendbar, bei UV-Schutz sind Produkte mit dem Inhaltsstoff Oxybenzon wegen des erhöhten Allergierisikos oder dem Vitamin-A-Derivat Retinylpalmitat wegen möglicher kindlicher Schäden abzulehnen.

Wichtige Dokumente

Neben den üblichen Dokumenten für die Reise sollte auch an die Mitnahme des Mutterpasses gedacht werden. Üblicherweise können Fachärzte in vielen Reiseländern alle wichtigen Informationen aus einem deutschen Mutterpass herauslesen. Hilfreich kann das zusätzliche Mitführen einer Kopie des Mutterpasses in englischer Sprache sein.

Grundsätzlich sollte vor Antritt einer Reise eine ärztliche Beratung erfolgen, um die Risiken für die Mutter und ihr ungeborenes Kind zu minimieren. Unter Umständen ist es notwendig, die Wahl des Reisezieles dem Wohlergehen von Mutter und Kind unterzuordnen.

Doris Scharrel
Berufsverband der Frauenärzte e. V.
2. Vorsitzende im Vorstand Landesvorsitz Schleswig-Holstein

Quelle: Deutsches Magazin für Frauengesundheit 1/2020

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