Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.
Seitdem ich sechs Monate alt bin, habe ich Neurodermitis. Von der Kindheit bis zum 14. Lebensjahr traten die Schübe nur im Sommer und Winter auf, ausgelöst durch zum Beispiel Schwitzen bzw. trockene Heizungsluft (auch bei höherem Schokoladenkonsum zu Weihnachten). Ansonsten war meine Haut erscheinungsfrei.
Kurz vor Weihnachten ´99 bekam ich einen starken Ausschlag am Hals. Diesen Ausschlag bekam ich soweit wieder in den Griff, jedoch breitete sich die Neurodermitis Schritt für Schritt auf den ganzen Körper aus.
Dieses Jahr Weihnachten (2006) werden es genau sieben Jahre, in denen ich nicht mehr nur Schubweise, sondern durchgehend mit der Neurodermitis zu „kämpfen“ habe. Die Schübe in den letzten sieben Jahren bedeuteten: Vom normalen schlechten Hautzustand in einen sehr schlechten Zustand, der bis zur Bewegungsunfähigkeit ging. Das nervt. Natürlich könnte ich jetzt von Details berichten, wie grandios es zum Beispiel ist, sich mit 18 Jahren komplett von der Mutter eincremen oder von dem kleinen Bruder die Haare waschen zu lassen. Doch ich möchte in diesem Bericht nicht jammern. Ganz im Gegenteil: Ich möchte schwärmen! Und zwar von der Jordanienreise 2006 ans Tote Meer mit der SHG Auerberg. Diese drei Wochen, die von mir in der dritten Woche auf vier Wochen verlängert wurden, waren aus der Sicht meiner Haut ein absoluter Traum!
Die Allgäuer SHG Auerberg ist eine Vereinigung von Menschen mit Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Psoriasis und Vitiligo, die Betroffenen ganz konkret dabei hilft, den Alltag mit einer dermatologischen Erkrankung zu bewältigen und eine oftmals leidensbedingte Isolation zu überwinden. Neben Treffen in lockeren Abständen bietet die Gruppe seit mehreren Jahren auch Reisen nach Jordanien ans Tote Meer an.
Diesen Sommer versuchte ich so oft wie möglich in das Solebad zu gehen. Wenn ich eins sicher weiß, dann dass Sonne und Salzwasser die Haut beruhigt. Somit bekam ich schon eine deutliche Verbesserung zu spüren. Nachdem ich mich vier Jahre lang fast täglich mit Cortison-Cremes „einbalsamiert“ habe, konnte ich diese im Sommer das erste Mal wieder absetzen, was auch wichtig war, um die Jordanienreise „clean“ anzutreten.
Meine Haut war somit schon in einem guten Zustand und ich konnte am Toten Meer gleich wunderbar Sonne tanken. Die letzten Kratzer und hartnäckigen Problemzonen sind nach zwei Wochen vollkommen verschwunden. Ich bin mir sicher, dass diese traumhafte Verbesserung erstens an der Ruhe lag, da ich zum Glück völlig vom Alltag zu Hause abschalten konnte und zweitens am Klima! Das Tote Meer liegt knapp 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Luft enthält unvergleichlich viele Mineralien und natürlich Salz durch das verdampfte Wasser. Das heißt, die Haut nimmt all diese Stoffe auf, ohne dass man im Wasser ist. Da mir vom Arzt verboten wurde, die ersten zweieinhalb Wochen ins Tote Meer zu gehen, bekam ich das besonders zu spüren!! Drittens: Ich war mit der SHG Auerberg dort!
Das bedeutet, die Reise muss man als Kururlaub bezeichnen. Jeder Einzelne konnte tun und lassen was er mochte. Es gab verschiedene Angebote – seien es Ausflüge oder gruppeninterne abendliche Treffen – jedoch nie Verpflichtungen. Sehr wichtig war für mich auch, in einem Doppelzimmer den/ die richtige/n Mitbewohner/in zu haben – vielen Dank Ute: es war spitze!
Nun noch mal bezüglich des Themas in Punkt zwei. Ich habe kein Arztpaket gebucht, aufgrund meines schon sehr guten Hautzustandes und da ich – wie schon erwähnt – ganz sicher weiß, dass Sonne und Salzwasser für mich das Beste sind. Das heißt nicht, dass ich nicht zum Arzt gegangen bin. Ich habe die Arzttermine einzeln ausgemacht und die Besuche auch einzeln gezahlt. Der erste Besuch war natürlich der Wichtigste, da ich keine Erfahrung mit dem Toten Meer hatte. Die Erfahrung durfte ich dann auch erst einmal nur in der Mischung von 1 zu 50 machen! Das heißt, ich bekam totales Wasserverbot, da das Wasser für Neurodermitiker zu aggressiv ist und einen Schub auslösen könnte – zumindest am Anfang. Also bekam ich verordnet, das Salzwasser in eine Flasche abzufüllen und in der Badewanne mit Süßwasser verdünnt zu baden. Die Mischung sollte ich jeden Tag erhöhen, damit sich die/der Haut/Körper an das extreme Salzwasser gewöhnen konnte. Zusätzlich sind Ute und ich jeden Tag einmal ins Wasser gegangen. Zuerst nur mit den Füßen und dann Stück für Stück bzw. Tag für Tag immer weiter, bis wir (sieh´ mal einer an) schließlich fast bis zur Hüfte im Wasser standen und wir die Tragfähigkeit schon ein bisschen spüren konnten. Der Gang oder besser der Spurt zur anschließenden Dusche musste schnell erfolgen – es brennt tierisch! Jedoch wurde es immer besser und ich konnte die letzten eineinhalb Wochen täglich zwei Mal komplett ins Wasser. Ich habe wohl die komischsten Töne von mir gelassen – dieses Gefühl der Schwerelosigkeit ist einzigartig!!!Die Haut war sagenhaft. Es war kaum zu glauben.
Insgesamt war ich dreimal beim Arzt um meine Haut „überwachen zu lassen“ – er war sehr zufrieden.
Bei jedem von uns war eine Verbesserung zu sehen, wenn auch bei manchen nur gering, aber es wurde besser. Ich habe auf jeden Fall vor, wieder an und in das Tote Meer zu gehen!
Salam, die Tote-Meer-Begeisterte Sigi