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Leukämie und Lymphome

Bei einer Erkrankung an Leukämie, im Volksmund Blutkrebs, wird der Entwicklungsprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen. Ort der Erkrankung ist das Knochenmark, wo das Blut gebildet wird.

Leukämie & Lymphome
© IStock - Ridofranz

Ein ganz besonderer Tag

Wie ein Fotoshooting die Krankheit vergessen lässt

Im September 2014 wurde bei Veronika F. Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert – drei Wochen nach ihrem 25. Geburtstag. Sie hatte gerade ihren ersten unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben. „Ich dachte, das Leben fängt jetzt erst richtig an“, erinnert sie sich heute zurück.

Doch der Krebs riss sie aus eben diesem Leben, während gleichaltrige Freunde ihren Alltag weiterleben, heiraten, arbeiten, pendelt Veronika F. zwischen Krankenhaus und ihrem Zuhause hin und her. Sie wird mit sechs Zyklen Chemotherapie behandelt, die sie nicht gut verträgt. „Ich hatte keine Kraft mehr, wollte einfach nur mein Leben zurück“, erzählt sie. Der vierte Zyklus macht ihr besonders zu schaffen.

Schminktipps für Zuhause

Da sie das Haus kaum verlassen kann, verfolgt sie im Internet die Geschichten von Menschen, denen es genauso geht, und liest Texte von Krebsbloggern. Dabei stößt sie auch auf das Angebot des Vereins Recover Your Smile. Der Verein bietet Krebskranken die Möglichkeit, für einen Tag an einem Workshop teilzunehmen, bei dem sie von professionellen Make-up-Artists geschminkt werden, sich verkleiden und professionell fotografieren lassen können, aber auch Tipps für das Schminken zuhause bekommen. Denn vor allem viele Frauen leiden unter dem veränderten Erscheinungsbild.

Auch Veronika F. fielen die Haare aus. „Man ist dann erst einmal nicht mehr man selbst, das Erscheinungsbild ist sehr ungewohnt“, erinnert sie sich an diese Zeit zurück. Doch ihre Motivation, sich für einen Workshop zu bewerben, hatte nicht nur etwas mit der veränderten Optik zu tun. Als sie sich anmeldet, ist sie auch emotional an einem Tiefpunkt. Und in dieser schweren Zeit hat ihr das Angebot des Vereins sehr viel Kraft gegeben.

Betroffene lachen gemeinsam

„Die Stimmung beim Workshop war locker, positiv und optimistisch und es wurde viel gelacht“, berichtet sie. Das offene und liebevolle Miteinander von den Organisatoren des Vereins, den Make-up-Artists, der Fotografen und den anderen Betroffenen war für Veronika F. wie ein Energieschub. Die Erlebnisse dieses Tages haben ihr geholfen, die restliche Therapie zu überstehen.

Und aufgrund dieser eigenen positiven Erfahrung beschloss sie Anfang 2016, sich selbst als Make-up-Artistin ausbilden zu lassen. Seit dem Ende der Ausbildung unterstützt sie die Workshops nun selbst und hilft anderen Betroffenen dabei, sich in ihrem Körper – aber auch seelisch – wohlzufühlen und ihr Schicksal ein Stück weiter zu akzeptieren.

„Es macht mir unglaublich viel Spaß und ich versuche, das weiterzugeben, was ich selbst erfahren durfte. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Teilnehmerinnen im Laufe des Tages ihre Bedenken in Bezug auf ihr Äußeres über Bord werfen und sich akzeptieren, so wie sie sind.“

Weg in der Öffentlichkeit fällt schwer

Eine Erfahrung, die auch Stefanie B. machen durfte. Als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde, war sie 39 Jahre alt. Das war im Oktober 2016. Die äußerlichen Veränderungen, die mit der Chemotherapien einhergingen, die ein Teil des Therapieplanes war, machten ihr schwer zu schaffen. „Es ist nicht leicht, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich habe mich durch das veränderte Aussehen schon sehr krank gefühlt“, erinnert sie sich an diese Zeit zurück. Ihre Perücke trägt sie nicht oft, zieht aber eine Mütze auf, wenn sie das Haus verlässt. Mit dem Verlust der Haare geht für Stefanie B. auch ein Stück Selbstbewusstsein verloren.

Deshalb macht sie zunächst einen Schminkkurs und entscheidet sich dann auch für einen Workshop bei Recover Your Smile. „Es fiel mir in dieser Zeit schon sehr schwer, mich abends abzuschminken und mich ungeschminkt zu zeigen, auch vor meiner Familie. Vor Freunden habe ich mich grundsätzlich nie ungeschminkt gezeigt“, erzählt sie.

Wieder weiblich fühlen

Auch deshalb hat es ihr geholfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Am Tag des Workshops war es für sie dann auch kein Problem, sich ohne Mütze zu zeigen. „Außerdem fand ich es toll, mal in eine andere Rolle schlüpfen zu können, mich einmal wieder weiblich fühlen zu können, was ohne Haare grundsätzlich schwerfällt.“

So entscheidet sie sich für eine extravagante Kopfbedeckung, eine Perücke mit Federn als Hingucker auf ihren Fotos. Als sie diese in den Händen hält, sitzt sie stundenlang davor, überlegt, welche drei der Bilder sie behalten möchte. Noch heute denkt sie mit Begeisterung an diesen Tag zurück. Denn neben den schönen Fotos hat sie vor allem eine wichtige Botschaft mitgenommen, erzählt sie: „Lass dich nicht unterkriegen, denn es geht weiter.“

Quelle: Leben? Leben! 2/2018

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