Als Allergie bezeichnet man die übermäßige und teilweise heftige Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe (Antigene).
Eine gute Darmgesundheit ist ein wichtiges Ziel der Ernährungsberatung auch bei Allergikern, denn sie ist nicht nur eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden, sondern auch für eine gute Immunabwehr. Die beste Basis für eine regelmäßige Verdauung und eine gesunde Darmflora schafft eine vollwertige Ernährungsweise mit reichlich Ballaststoffen aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Getreideprodukten aus Vollkorn. Probiotische Lebensmittel bilden dazu eine sinnvolle Ergänzung, denn sie fördern die nützlichen Bakterien in der Darmflora und dadurch die Darmgesundheit, wie die Deutsche Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom (DGMIM) erklärt.
Zum einen haben sie einen positiven Einfluss auf die Darmbarriere. Sie unterstützen die Wiederherstellung sog. tight junctions (Kontaktstellen zwischen Zellmembranen), d. h., sie tragen dazu bei, dass zerstörte Bindeglieder zwischen den Zellen repariert werden. Zum anderen treten sie in Interaktionen mit dem intestinalen Immunsystem, indem sie entzündungshemmende Botenstoffe stimulieren. So fungieren sie als eine Art Trainingspartner der Immunabwehr. Einen ernährungstherapeutischen Nutzen von Probiotika zeigt eine Vielzahl an klinischen Studien. Sinnvollen Einsatz finden Probiotika u. a. bei gastrointestinalen Erkrankungen, wie z. B. bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Darüber hinaus können sie der Entstehung von Allergien entgegenwirken. Ebenfalls gibt es Hinweise, dass Probiotika im Falle einer Atemwegsinfektion die Dauer und Häufigkeit der Symptome reduzieren und infektiösen und Antibiotika-assoziierten Durchfällen entgegenwirken können.
Während bei der Züchtung herkömmlicher Joghurtbakterien lebensmitteltechnologische Ziele im Vordergrund stehen, sind es bei probiotischen Bakterien die gesundheitlichen Wirkungen im Gastrointestinaltrakt. Probiotische Bakterien weisen im Vergleich zu herkömmlichen Joghurtbakterien eine höhere Säuretoleranz auf und gelangen zu einem größeren Anteil in lebendem Zustand in tiefere Darmabschnitte, wo sie ihre gesundheitlichen Wirkungen entfalten. Probiotische Bakterienstämme sind als Nahrungsergänzungsmittel und probiotische Arzneimittel in Form von Pillen, Kapseln und Trinkampullen erhältlich oder werden probiotischen Lebensmitteln, wie z. B. Joghurt oder Joghurtdrinks zugesetzt. Menschen mit Laktoseunverträglichkeit müssen selbstverständlich auch nicht auf die gesundheitliche Förderung durch Probiotika verzichten, denn mittlerweile gibt es für sie eine ebenso große Auswahl an laktosefreien Alternativen.
Für eine positive Wirkung der Probiotika ist eine erfolgreiche Ansiedlung der Mikroorganismen im Darm notwendig. Dies ist abhängig von der aufgenommenen Keimzahl. Die höchste Effizienz liegt bei einer täglichen Zufuhr von 100 Millionen bis 10 Milliarden Mikroorganismen. Die Kolonialisierung des Darms mit bestimmten probiotischen Keimen kann durch zusätzliche Verabreichung von Präbiotika gefördert werden. Mit den verschiedenen Bakterienstämmen können unterschiedliche gesundheitliche Effekte verbunden sein. Die medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem bestimmten probiotischen Stamm sind jedoch nicht ohne Weiteres auf andere probiotische Stämme übertragbar. Es wird von einer sog. „Stammspezifität“ der Bakterien gesprochen. Gut untersuchte probiotische Bakterienstämme in Produkten, die in Deutschland erhältlich sind, sind z. B. in probiotischen Joghurts bzw. Joghurtdrinks die Stämme Bifidobacterium animalis, Lactobacillus casei, Lactobacillus casei Shirota und Lactobacillus johnsonii. In Nahrungsergänzungsmitteln werden z. B. Stämme, wie Lactobacillus gasseri, Bifidobacterium longum und Bifidobacterium bifidum eingesetzt. Escherichia coli ist ein gut erforschter probiotischer Stamm, der in probiotischen Arzneimitteln eingesetzt wird.
Quelle: Allergikus 1/2014