Als Allergie bezeichnet man die übermäßige und teilweise heftige Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe (Antigene).
Werden Kinder wegen ihrer Allergie oder ihrer Hauterkrankung gehänselt, bedeutet das nicht in jedem Fall, dass sie gemobbt werden. Fast jedes Kind erlebt irgendwann einmal, dass es von anderen geärgert wird – unabhängig davon, ob es eine Allergie hat oder nicht. Häufen sich die Provokationen jedoch, ist es für Eltern an der Zeit, gemeinsam mit ihrem Kind dagegen vorzugehen. Vor allem wenn die Vorfälle das Kind belasten, es vielleicht nicht mehr zur Schule gehen will oder auf Aktivitäten verzichtet, die ihm bis dahin großen Spaß gemacht haben, müssen Eltern etwas unternehmen.
Die Gründe, warum Kinder mit Allergien und Hauterkrankungen gemobbt werden, können vielfältig sein: Bei manchen sind es die äußerlich sichtbaren Anzeichen der Erkrankung, z. B. bei Neurodermitis oder Schuppenflechte, die sich nicht verbergen lassen, bei anderen ist es vielleicht eine geringere körperliche Leistungsfähigkeit (z. B. bei Asthma), bei Kindern mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien womöglich die Tatsache, dass sie aufpassen müssen, was sie zu sich nehmen. Kinder mit Allergien untscheiden sich ggf. in irgendeiner Form von den anderen und bieten diesen damit eine Angriffsfläche. Das bedeutet selbstverständlich nicht zwangsläufig, dass Kinder mit einer Allergie oder Hauterkrankung von anderen ausgegrenzt werden. Doch die Gefahr besteht, dass sie aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ Opfer von Mobbing werden.
Oft ist es für Eltern nicht leicht, Mobbing zu erkennen, denn viele Kinder reden nur ungern darüber. Ändert sich jedoch das Verhalten eines Kindes, steht es morgens etwa nur noch ungern auf, ist es weniger fröhlich als sonst und zieht sich zurück oder verliert es den Appetit, sollten Eltern das Gespräch mit ihrem Kind suchen und nach den Ursachen fahnden.
Eltern sollten ihr Kind zudem ermutigen, zu Hause davon zu erzählen, wenn es von anderen geärgert wurde. Gerade auch dann, wenn die mobbenden Kinder ihm drohen, dass es noch mehr Ärger bekommt, sollte es einem Erwachsenen von den Vorfällen berichten. Wissen Kinder, dass sie ihren Eltern vertrauen können und nicht etwa erneut Ärger bekommen, können es die wenigsten für sich behalten, dass sie von anderen gehänselt wurden. Eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen Eltern z. B., indem sie ihrem Kind immer dann zuhören, wenn es etwas zu erzählen hat. Berichtet ein Kind zu Hause von Mobbing, sollten Eltern es auf alle Fälle emotional unterstützen und ihm klarmachen, dass es selbst nichts dafürkann, wenn andere es ärgern.
Ganz wichtig ist auch, dass Eltern ihr Kind ermutigen, mit anderen Erwachsenen (Lehrern, Trainern usw.) über Mobbing zu sprechen. Denn in vielen Situationen, in denen es zu Mobbing kommt, sind die Eltern zu weit entfernt, um einschreiten zu können. Andere Erwachsene haben hingegen die Möglichkeit, das Mobbing sofort zu unterbinden und den Mobbern damit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Traut sich das Kind aus Angst vor den anderen Kindern nicht, einen Lehrer oder einen anderen Erwachsenen anzusprechen, wenn es geärgert wird, sollten Eltern diese in einem persönlichen Gespräch für das Mobbing des eigenen Kindes sensibilisieren, damit sie ein Auge auf die mobbenden Kinder haben und bei Bedarf schnell eingreifen können. Sinnvoll kann es auch sein, dass Lehrer im Unterricht über Mobbing reden und deutlich machen, dass sie es nicht dulden.
Bestimmt gibt es in der Umgebung des gemobbten Kindes andere Kinder, die ebenfalls von einer Allergie betroffen sind. Es kann hilfreich sein, wenn sich Kinder mit ähnlichen Problemen zusammenschließen und sich gegenseitig unterstützen. Auf diese Weise merkt das Kind, dass es nicht allein mit seiner Erkrankung ist. Allein das ist oft schon viel wert. Auch die Freunde des eigenen Kindes sollten als Unterstützung für brenzlige Situationen mobilisiert werden.
Nützt das alles nichts, gibt es noch die Möglichkeit, mit den Eltern der mobbenden Kinder zu sprechen, damit diese auf ihre Kinder einwirken. Sinnvoll ist es u. U. zudem, Situationen zu meiden, in denen Mobbing häufig vorkommt, weil niemand genau hinschaut, z. B. auf der Busfahrt zur Schule. Vielleicht gibt es eine Alternative für die Fahrt mit dem Schulbus?
Nicht immer gelingt es, Mobbing zu unterbinden. Haben Eltern bereits alles getan, um ihrem Kind zu helfen, bleibt manchmal nur noch der Ausweg, das Kind auf einer anderen Schule oder in einem anderen Sportverein anzumelden. Das ist in jedem Fall besser, als dem Kind jahrelanges Mobbing zuzumuten. U. U. kann es auch sinnvoll sein, professionelle Hilfe für das gemobbte Kind (z. B. psychotherapeutische Hilfe) zu organisieren, damit es die Demütigungen auf Dauer besser bewältigt.
Quelle: allergikus 3/2015