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Psoriasis

Psoriasis bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die Schuppenflechte. Dabei handelt es sich um eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit, die sich in silbrigweißen Schuppen und entzündlich geröteter Haut äußert.

Psoriasis
© iStock - webphotographeer

Einfluss auf die Psyche

Hauterkrankungen sind meist – im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten – für andere, nichtbetroffene Menschen auf einen Blick zu erkennen. Neurodermitis z. B. tritt bei Kindern und Erwachsenen häufig an gut sichtbaren Stellen wie den Unterarmen, aber auch am Hals auf, bei Erwachsenen sind oft auch die Hände betroffen. Ähnliches gilt für Schuppenflechte (Psoriasis). Insbesondere am Kopf sowie an den Händen und Armen lassen sich diese chronischen Hauterkrankungen nur schwer verbergen.

Das ist für viele Betroffene ein großes Problem. Denn das Aussehen spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Jeder, der „anders“ aussieht, zieht die Blicke anderer Menschen auf sich. Und es gibt immer Menschen, die negative Kommentare zu den Hautveränderungen abgeben, sich ekeln oder deutlich ihre Ablehnung zeigen. Insbesondere für Jugendliche ist das oft schwer erträglich, da sie einfach nur „dazugehören“ wollen, sich aber durch die Hauterkrankung von anderen abheben. In manchen Fällen führt dies – bei Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen – dazu, dass Betroffene sich zurückziehen. Unter Umständen kann die Hauterkrankung und die (oft selbst gewählte) Isolation zu psychischen Erkrankungen (z. B. Depressionen) führen.

Seelische Folgen

Für die verminderte Lebensqualität, über die zahlreiche Psoriasispatienten klagen, gibt es eine Reihe von Gründe: So erschwert etwa die tägliche Hautpflege das Leben. Betroffene müssen ihre Haut regelmäßig eincremen, abhängig vom Schweregrad der Psoriasis unter Umständen zusätzlich mit wirkstoffhaltigen Cremes oder Lotionen. Sie sind eingeschränkt, was die Auswahl ihrer Kleidung betrifft, denn verschiedene Materialien können die Haut zusätzlich reizen. Manche Patienten scheuen vor sportlichen Aktivitäten mit anderen zurück, gehen z. B. nicht ins Schwimmbad, weil sie die Blicken und evtl. Fragen scheuen. Das wirkt sich nicht nur negativ auf die Psyche, sondern auch auf den körperlichen Zustand und die Fitness von Betroffenen aus.

Auf das Liebesleben hat Psoriasis ebenfalls Einfluss. Aus Angst, mit der Krankheit nicht als attraktiv wahrgenommen zu werden, ziehen sich manche Patienten von ihrem Partner zurück bzw. gehen erst gar nicht auf Partnersuche. Einige nehmen auch andere soziale Aktivitäten nicht mehr wahr, etwa weil sie Schmerzen haben, und/oder es ihnen unangenehm ist, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, insbesondere in Zeiten eines Psoriasisschubs.

Diese mit der Psoriasis verbundenen Einschränkungen beeinträchtigen das Leben von Betroffenen mehr oder minder stark – in manchen Fällen so stark, dass es zu Depressionen und anderen seelischen Erkrankungen (z. B. Angsterkrankungen) kommen kann. Obwohl Psoriasis bislang nicht heilbar ist, gelingt es mit einer an den jeweiligen Schweregrad der Schuppenflechte angepassten Therapie oft, ein großes Stück Lebensqualität zurückzugewinnen. Bestehende psychische Begleiterkrankungen sollten in der Regel gesondert behandelt werden.

Psychische Veränderungen erkennen

Angehörige sollten bei einer chronischen Hauterkrankung daher immer auch das Verhalten ihres Familienmitglieds im Blick behalten. Verändert es sich? Spricht der Angehörige weniger, ist er weniger fröhlich als sonst oder zieht er sich immer häufiger zurück? Hat er kaum noch soziale Kontakte? Schläft er mehr als sonst? Geht er ungern zur Schule oder zur Arbeit? Oder mündet das Verhalten gar in Autoaggression (Stichwort: Ritzen). Dies alles kann auf psychische Veränderungen hindeuten. In jedem Fall sollten Angehörige das veränderte Verhalten ansprechen und nachfragen, welche Ursache die Veränderungen haben. Insbesondere Eltern müssen bei ihren Kindern ganz genau hinsehen und am besten auch in der Schule nachfragen, ob den Lehrkräften etwas aufgefallen ist, ob das Kind vielleicht häufiger geärgert oder es sogar gemobbt wird und wenn ja, ob die Hautkrankheit dabei eine Rolle spielt.

Sinnvoll ist es zudem, bei anhaltend verändertem Verhalten einen Arzt aufzusuchen. Dieser überweist Patienten bei Bedarf an einen Psychotherapeuten. Dieser gibt nach drei Vorabgesprächen eine Einschätzung, ob es sich um eine behandlungsbedürftige psychische Störung handelt und empfiehlt in diesem Fall eine Therapie. Ist die Ursache für die seelische Veränderung maßgeblich in der Hauterkrankung zu finden, sollten Betroffene auch ihren Hautarzt informieren. Vielleicht ist die Behandlung noch nicht ideal auf die Erkrankung abgestimmt, vielleicht gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die bislang noch nicht in Erwägung gezogen wurden.

Unter Umständen sollte auch eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme erwogen werden. Denn oft hat schon der mit der Reha verbundene Ortswechsel positive Auswirkungen auf die Hauterkrankung und damit auch auf die Psyche. Zudem bietet eine exakt auf die Hauterkrankung abgestimmte Reha Behandlungsmöglichkeiten, die nicht überall ambulant vor Ort vorhanden sind. Hinzukommt: In einer Reha wird auch die Psyche mitbehandelt. Patienten erhalten dort Tipps, wie sie mit der Ablehnung durch andere zurechtkommen können.

Strategien zurechtlegen

Damit die Psyche bei einer chronischen Hauterkrankung nicht auf Dauer durch die Zurückweisung anderer leidet, lohnt es sich, im Vorfeld einige Strategien für immer wiederkehrende Situationen zurechtzulegen. Denn wer geschickt kontert, gewinnt an Selbstwertgefühl. Zugleich ist ihm die Bestätigung durch andere sicher. Sinnvoll kann es z. B. sein, dummen Sprüchen mit Humor zu begegnen. Damit hat man die Lacher und gleichzeitig die Sympathien auf seiner Seite. Manche Menschen haben auch keine Lust mehr, ihre Gefühle zu verstecken. Sie können dem anderen direkt sagen, dass seine Bemerkung verletzend ist und sich weitere derartige Äußerungen verbitten. Kinder und Jugendliche sollten ihre Freunde um Unterstützung bitten. Denn gemeinsam lassen sich Angriffe besser abwehren und aushalten.

Damit sich der Hautzustand durch den seelischen Stress nicht weiter verschlechtert, ist es sinnvoll, Maßnahmen zur Stressbewältigung zu entwickeln (z. B. Sport treiben, eine Entspannungsmethode erlernen). Denn das Zusammenspiel zwischen Haut und Psyche ist keine Einbahnstraße – nicht nur der Hautzustand hat Auswirkungen auf die Psyche, auch die Psyche hat Auswirkungen auf die Haut. Denn unter Stress verstärken sich Neurodermitis- und Psoriasissymptome häufig deutlich.

Quellen:
Patient und Haut 2/2019
allergikus 1/2019

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