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Hautkrebs

Eine zu hohe Dosis an UV-Strahlen kann – verteilt über viele Jahre – die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Man unterscheidet zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs.

Hautkrebs
© iStock - zoranm

Therapiemöglichkeiten bei Hautkrebs

In Deutschland erkranken jährlich ca. 235.000 Menschen neu an Hautkrebs. Dr. Anja Gesierich, Universitätsklinikum Würzburg, erklärt die Behandlungsmöglichkeiten im Interview.

Welche Formen von Hautkrebs gibt es?

Man unterscheidet zwei Formen, den hellen und den schwarzen Hautkrebs. Die häufigste Form mit ca. 213.000 Fällen ist der helle (nicht-melanozytäre) Hautkrebs, welcher von den Basalzellen der Haut/Haarwurzelscheide beim Basalzellkarzinom oder der Stachelzellschicht der Oberhaut beim Plattenepithelkarzinom ausgeht. Das Basalzellkarzinom ist der häufigste Tumor und für 77 % der Fälle von hellem Hautkrebs verantwortlich. Das Plattenepithelkarzinom bedingt ca. 22 % der Fälle. Der schwarze Hautkrebs, das maligne Melanom, welches aus den Pigmentzellen der Haut hervorgeht, ist mit ca. 21.400 Neuerkrankungen pro Jahr seltener, zählt aber zu den gefährlichsten und aggressivsten Tumoren, wenn er zu spät erkannt wird. Weitere Hautkrebsarten wie Lymphome der Haut, Sarkome oder z. B. das Merkelzellkarzinom sind sehr viel seltener.

Wie wird der weiße Hautkrebs behandelt?

Sowohl das Plattenepithelkarzinom als auch das viel häufigere Basalzellkarzinom werden mit einem Sicherheitsabstand operativ entfernt. Dies ist i. d. R. in örtlicher Betäubung möglich. Das Basalzellkarzinom metastasiert i. d. R. nicht, wächst aber in umliegende Strukturen, wie Muskel oder Knochen ein, wenn es nicht entfernt wird. Sehr selten besteht beim Plattenepithelkarzinom die Gefahr, dass es Metastasen – sog. Tochtergeschwülste – ausbildet. Ist dies der Fall, müssen weitere operative Maßnahmen ergriffen oder Systemtherapien eingesetzt werden.

Sind Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms wie aktinische Keratosen vorhanden, gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Je nach Lokalisation und Größe bzw. Flächenausdehnung kommen neben der oberflächlichen operativen Abtragung, eine Kryotherapie (Kältetherapie) oder eine Lasertherapie, aber auch spezielle Cremes und Lösungen sowie eine spezielle Lichttherapie, die photodynamische Therapie (klassische PDT/Tageslicht-PDT), zum Einsatz.

Wie wird der schwarze Hautkrebs behandelt?

Die Operation steht auch beim schwarzen Hautkrebs an erster Stelle. Die Primärläsion wird je in Abhängigkeit von ihrer Tiefeninfiltration in die Haut mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand operativ entfernt. Bei bestimmten Tumorparametern werden zusätzlich die Entnahme und Untersuchung des Wächterlymphknotens angeboten. Hat das Melanom bereits Metastasen gebildet, werden diese ebenfalls, wenn möglich, operativ entfernt. Anschließend werden in regelmäßigen Abständen klinische und bildgebende Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Sind es zu viele Metastasen oder liegen diese an nicht zugänglichen Orten, sind operative Maßnahmen nicht mehr sinnvoll und die Tumorerkrankung muss systemisch behandelt werden.

In den vergangenen Jahren hat sich die Systemtherapie des metastasierten Melanoms revolutioniert. Die klassische Chemotherapie kommt nur noch sehr selten zum Einsatz. Vielmehr werden zielgerichtete oder Immuntherapien eingesetzt, die das Überleben deutlich verbessern konnten. Um zu klären, ob eine zielgerichtete Therapie für den Patienten infrage kommt, muss Tumorgewebe auf Veränderungen, sog. Mutationen, untersucht werden. Die wichtigste Mutation beim Melanom ist die BRAFV600 Mutation. Diese findet man bei ca. 40 % der Melanome der Haut.

Welche Rolle spielt die Immuntherapie im Rahmen der Hautkrebsbehandlung?

Die Immuntherapien mit den sog. Checkpoint-Inhibitoren wie CTLA4- und Anti-PD-1-Antikörper in Mono- oder Kombinationstherapie spielt in der Behandlung von Patienten mit metastasiertem Melanom eine zentrale Rolle. Sie werden bei Patienten ohne Nachweis einer BRAFV600 Mutation in der Erstlinie eingesetzt. Bei Patienten mit Nachweis einer BRAFV600 Mutation steht zusätzlich zur Immuntherapie auch die Option einer zielgerichteten Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren (BRAF- und MEK-Inhibitoren) zur Verfügung. Welche Therapie, für welchen Patienten die beste in der aktuellen Erkrankungssituation ist, wird der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten besprechen. I. d. R. geht eine Besprechung in einem interdisziplinären Tumorboard voraus.

Welche Fortschritte konnten in der jüngeren Vergangenheit erzielt werden?

Der schwarze Hautkrebs ist die aggressivste Form und war im metastasierten Stadium kaum behandelbar. Die Prognose war dementsprechend sehr schlecht. Durch den Einsatz der zielgerichteten Therapien und der Immuntherapien konnte das Überleben in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. Lag das mediane Überleben vor fünf Jahren noch bei sechs bis neun Monaten, so konnte es durch die neuen Therapien deutlich verlängert werden. Sowohl bei den Immuntherapien als auch bei den zielgerichteten Therapien liegt das Ein-Jahresüberleben aktuell bei über 70 %. Nach zwei Jahren sind 48 bis 55 % der behandelten Patienten noch am Leben. Durch den Einsatz der Immunkombinationstherapie, für die noch keine Daten vorliegen, und durch weitere Erkenntnisse in welcher Reihenfolge die unterschiedlichen Therapieansätze sinnvoll eingesetzt werden sowie durch neue Kombinationen und neue Substanzen, die sich aktuell in der klinischen Erprobung befinden, wird zukünftig eine weitere Verbesserung zu erwarten sein.

Für wen kommt eine Immuntherapie infrage?

Eine Immuntherapie kommt für alle Patientinnen infrage, die an einer metastasierten Melanomerkrankung, die nicht mehr operabel ist, leiden. Die Medikamente werden als Infusionen in regelmäßigen Abständen verabreicht. Die Kombinationstherapie hat dabei die höchste Ansprechrate, aber auch die höchste Anzahl an Nebenwirkungen und die schwersten Nebenwirkungen, sodass diese Therapie nicht für jede Patientin geeignet ist. Da die Immuntherapie nicht tumorspezifisch wirkt, wird sie auch in anderen Tumorentitäten eingesetzt und zeigt auch erste Erfolge beim Plattenepithelkarzinom der Haut und dem sehr viel selteneren Merkelzellkarzinom.

Quelle: Leben? Leben! 1/2018

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