Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Der Einsatz von Interferonen ist mittlerweile einer der Standards in der Therapie von Multipler Sklerose (MS). Eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs durch die Verabreichung von Interferonen, genauer von Interferonbeta-1a und Interferonbeta-1b, wurde in klinischen Studien wissenschaftlich nachgewiesen.
Bei Interferonen handelt es sich um Eiweißmoleküle, die im Körper natürlicherweise vorkommen. Sie sind Botenstoffe des Immunsystems, deren Funktion in der Regulation von Entzündungsreaktionen liegt. Dabei kann eine Modulation in beide Richtungen erfolgen, die Entzündungsreaktion kann also verstärkt oder vermindert werden.
Derzeit sind drei Medikamente für die Therapie einer MS zugelassen. Dabei handelt es sich um Interferonbeta-1b und Interferonbeta-1a. Die unterschiedlichen Bezeichnungen entstammen den verschiedenen Herstellungsprozessen des Interferons. Während Interferonbeta-1b von Bakterien hergestellt wird, genauer von Bakterien des Stammes E.coli, entstammt das Interferonbeta-1a Säugetierzellen. Die Möglichkeit, Interferone in größeren Mengen zu produzieren, stammt aus den 1980er-Jahren. Es wird die Rekombinationstechnik eingesetzt, bei dem genutzten Verfahren handelt es sich um eine Form der Gentechnik.
Da alle drei Präparate empfindlich gegenüber Magensäure sind, können sie nicht oral verabreicht werden. Sie werden gespritzt, entweder unter die Haut oder in die Muskulatur (subkutane oder intramuskuläre Verabreichung). Ähnlich wie bei einer Insulintherapie beim Diabetes mellitus sind die Patienten nach ärztlicher Anleitung häufig in der Lage, sich die Spritzen selbst zu verabreichen.
Die Interferon-Therapie sollte möglichst früh beginnen, da sich nur so der größtmöglichste Therapieerfolg erzielen lässt. Es konnte in Studien belegt werden, dass sich durch Einsetzen der Interferontherapie nach dem allerersten Schub der zweite Schub herauszögern lässt.
Die Behandlung mit Interferon erfolgt dauerhaft, also so lange von einem Therapieerfolg ausgegangen werden kann und keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten, die den Betroffenen stark beeinträchtigen.
In der Regel wird Interferon von den Patienten gut vertragen. Dennoch gibt es eine Reihe von Nebenwirkungen, die durch eine Interferontherapie hervorgerufen werden können. An der Injektionsstelle können lokale Hautreaktionen wie Rötungen und Schwellungen auftreten. Neben dieser lokalen Reaktion sind es systemisch, also den ganzen Körper betreffend, am häufigsten grippeähnliche Symptome, die durch das Interferon ausgelöst werden. Sie treten in der Regel innerhalb der ersten zwei Stunden nach Verabreichung auf und schwächen sich bei zunehmender Behandlungsdauer immer weiter ab. Eine prophylaktische Einnahme von Paracetamol oder Ibuprofen kann diese Nebenwirkung jedoch häufig deutlich vermindern. Zudem wurden in manchen Fällen die Verschlimmerung einer bestehenden Fatigue und das Auftreten von Depressionen beobachtet.
Lydia Köper