Als Allergie bezeichnet man die übermäßige und teilweise heftige Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe (Antigene).
Kinder, deren Mütter oder Väter eine Allergie haben, sind häufiger ebenfalls von einer Allergie betroffen als Kinder in Familien, in denen kein Elternteil eine Allergie aufweist. Eine Allergie wird jedoch nicht vererbt, sondern nur die Veranlagung dazu. Ob ein Kind tatsächlich eine Allergie entwickelt, ist bei der Geburt daher nicht vorherzusehen.
Laut Deutschem Allergie- und Asthmabund (DAAB) liegt das Risiko für ein Kind ohne allergiekranke Eltern bei 15 %, selbst eine Allergie zu entwickeln. Hat ein Elternteil bereits eine Allergie, erhöht sich das Risiko auf 20–40 %, sind beide Elternteile von einer Allergie betroffen, sogar auf 50–60 %. Doch auch wenn eine Allergieveranlagung beim Kind vorliegt, können Eltern dazu beitragen, dass es keine Allergie bekommt. Eine Garantie für eine lebenslange Allergiefreiheit gibt es jedoch selbstverständlich nicht, auch nicht bei Kindern, deren Eltern selbst keine Allergien haben. Denn eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte, eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt kann sich immer einstellen – wenn der Körper mehrfach mit einem Stoff in Berührung kommt.
Besonders wichtig für die Allergievorbeugung ist, dass Kinder in einem rauchfreien Haushalt aufwachsen. Die Stoffe, die im Tabakrauch enthalten sind, tragen dazu bei, dass die Allergie- und Asthmaneigung bei Kindern steigt. Auch sind sich die Kinderärzte einig, dass ausschließliches Stillen für volle vier Monate nach der Geburt das Allergierisiko verringert. Im Anschluss sollte die Beikost langsam und allmählich eingeführt werden. Familien, in denen eine erhöhte Allergieneigung vorliegt und die Mutter nicht stillen kann oder will, sollten ihren Säugling in den ersten vier Monaten mit einer hypoallergenen (HA-) Nahrung füttern, in der die Milcheiweiße, die häufig Allergien auslösen, aufgespalten sind. Bei der Einführung der Beikost gilt das Gleiche wie für gestillte Kinder – immer nur ein neues Nahrungsmittel auf einmal einführen und ein paar Tage warten, bis ein weiteres Nahrungsmittel hinzugefügt wird.
Bei der Einrichtung des Kinderzimmers sollten Eltern zudem auf die Schadstofffreiheit von Möbeln, Teppichen und Wandfarbe achten. Helfen können dabei Umweltsiegel wie der Blaue Engel. Schimmel hat in der Wohnung mit kleinen Kindern ebenfalls nichts zu suchen. Vorbeugen kann man Schimmel u. a. durch regelmäßiges Lüften der Wohnung, insbesondere der Räume wie Bad und Küche, in denen die Luftfeuchtigkeit naturgemäß höher ist als in anderen Zimmern.
Nicht länger sicher sind sich die Forscher, ob Kinder vor einem frühen Kontakt mit möglichen Allergenen komplett geschützt werden sollten, um Allergien vorzubeugen. Dies galt jahrelang als der beste Schutz vor Allergien. Die 2015 veröffentlichte britische LEAP-Studie hingegen ergab, dass Konsum von Erdnüssen im ersten Lebensjahr – zuvor bei Allergieneigung absolut tabu – das Risiko für eine spätere Erdnussallergie um ca. 80 % senkte. Untersuchungen der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigten, dass Kinder mit Asthmaneigung vom Aufenthalt in Kuhställen im ersten Lebensjahr profitierten und seltener Atemwegserkrankungen entwickelten. Sie bezeichneten das als Stalleffekt.
Die Ergebnisse dieser und anderer Studien bedeuten jedoch nicht, dass Eltern ihre Kinder mit Allergieneigung allen erdenklichen Allergenen aussetzen sollten. Erst müssen sich die Erkenntnisse in weiteren Untersuchungen reproduzieren lassen. Es kann aber sinnvoll sein, sie im Hinterkopf zu behalten und nicht panisch zu reagieren, wenn ein Kind mit Allergieneigung frühzeitig mit potenziellen Allergenen in Kontakt kommt.
Quelle: allergikus 1/2016