In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.
Bei der Mehrzahl der Fälle von Darmkrebs weiß man nicht, worauf die Erkrankung genau zurückzuführen ist. Anders sieht es bei genetisch bedingten Darmkrebserkrankungen bzw. bei familiären Häufungen von Darmkrebs aus. Hier kann man bereits vorab ein erhöhtes Erkrankungsrisiko erkennen und entsprechend Vorsorge und Früherkennung betreiben.
Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe liegt bei etwa 25 % der Patienten mit einem Darmtumor eine familiäre Häufung vor. Erblicher Darmkrebs ist seltener, kommt aber immer noch bei rund 5 % der Patienten vor. Genetische Untersuchungen können bei einem Teil der heute bekannten erblichen Darmkrebserkrankungen zeigen, ob eine Familie davon betroffen ist oder nicht. Hier unterscheidet man den erblichen Dickdarmkrebs ohne Polyposis (HNPCC oder Lynch-Syndrom) und die erblichen Polyposis-Syndrome, darunter fallen mehrere Erkrankungen wie die sog. familiäre adenomtöse Polyopsis (FAP), die mit einer verstärkten Polypenbildung einhergehen.
FAP-Betroffene weisen hunderte bis tausende von Polypen im Darm auf, die sich zu einem Tumor entwickeln können. Beim häufigeren Lynch-Syndrom bzw. HNPCC (englische Abkürzung für erbliches kolorektales Karzinom ohne Polyposis) gibt es indes nur wenige Polypen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese zu einem bösartigen Tumor entwickeln, ist groß. Hintergrund ist eine spezifische Mutation in den Genen der Betroffenen. In den vergangenen Jahren ist es Wissenschaftlern gelungen, mehrere Gene zu identifizieren, die bei HNPCC verändert sind.
Aufschluss geben, ob dies in einer Familie der Fall ist, kann nur eine molekulargenetische Untersuchung des Erbguts, so die Deutsche Krebshilfe. Dieses gilt allerdings nur dann als sinnvoll, wenn die sog. Amsterdam-Kriterien als erfüllt gelten (eines der beiden Kriterien reicht aus):
Ein HNPCC gilt demnach als sehr wahrscheinlich, wenn alle genannten Kriterien zutreffen:
Ein HNPCC gilt als sehr wahrscheinlich, wenn alle genannten Kriterien zutreffen:
Menschen mit HNPCC sollten wesentlich engmaschiger und früher zur Vorsorge gehen als die Allgemeinbevölkerung. Ab dem 25. Lebensjahr sollte einmal im Jahr eine körperliche Untersuchung, ein Ultraschall des Bauchraums sowie eine komplette Darmspiegelung durchgeführt werden. Bei Frauen sollte einmal im Jahr eine gynäkologische Untersuchung einschließlich transvaginalem Ultraschall im Hinblick auf gynäkologische Krebsarten erfolgen. Wenn das Erkrankungsalter in der Familie sehr niedrig war, sollte die Früherkennung sogar noch früher beginnen, nämlich fünf Jahre vor dem niedrigsten Erkrankungsalter in der Familie.
Quelle: Befund Krebs 02/2015