In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.
Die Diagnose Darmkrebs gehört in Deutschland zu den häufigsten. Doch wie geht es danach weiter? Dass sich Betroffene in einer solchen Situation die bestmögliche Behandlung und Betreuung wünschen, ist völlig verständlich. Aus diesem Grund zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft Krankenhäuser, die sich auf die Behandlung von Darmkrebs spezialisiert haben, nach bestimmten Kriterien. Dass sie diese erfüllen, müssen die Einrichtungen bei der umfangreichen Erstzertifizierung sowie bei den darauffolgenden Rezertifizierungen vorweisen.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Darmkrebszentren (addz) informiert auf ihrer Webseite über die wichtigsten Anforderungen, die ein Darmkrebszentrum für die Zertifizierung erfüllen muss. Da beim Darmkrebs die Operation im Vordergrund steht, ist der Nachweis von Mindestmengen und geringen Komplikationsraten bei Operationen sehr wichtig: Das bedeutet, dass der Operateur über ein gewisses Maß an Erfahrung verfügt, um den mitunter komplizierten Eingriff, bei dem ein „Sicherheitsabstand“ zum Tumor eingehalten und ggf. auch Lymphknoten entfernt werden müssen, möglichst akkurat durchzuführen. Laut addz können die Heilungschancen bei einer guten Operation um bis zu 15 % besser sein. So müssen zertifizierte Darmkrebszentren gewährleisten, dass der Chirurg den Tumor sicher und vollständig entfernt, ohne dass deshalb die Komplikations- und Sterberate ansteigt.
Ein weiteres wichtiges Stichwort bei zertifizierten Krebszentren ist Interdisziplinarität: In der modernen Krebsmedizin arbeiten verschiedene Disziplinen Hand in Hand, um den Patienten eine bestmögliche Versorgung zu bieten. Ein wichtiges Gremium, dass diese Interdisziplinarität wiedergibt, ist die sog. Tumorkonferenz, bei der Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenkommen und die jeweiligen Patienten besprechen. Dazu zählen Vertreter aus der Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Strahlentherapie, Hämatologie/Onkologie, Pathologie und Radiologie. Die Tumorkonferenz sollte mindestens einmal pro Woche stattfinden.
Zudem arbeitet ein Darmkrebszentrum mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, informiert die addz: Der Patient soll so möglichst in allen zu seiner Krankheit gehörenden Aspekten schnell und unkompliziert behandelt, betreut und beraten werden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst erhält der Patient eine sozialrechtliche Beratung. Psychoonkologen kümmern sich um die seelischen Belastungen, die mit der Krebserkrankung nicht nur beim Betroffenen, sondern auch bei seiner Familie einhergehen. Ebenso leistet ein zertifiziertes Darmkrebszentrum eine Vermittlung zu Selbsthilfegruppen. Wenn ein Stoma notwendig sein sollte, schulen Stomatherapeuten den Patienten im richtigen Umgang und üben mit ihm, damit der Übergang in einen lebenswerten und unkomplizierten Alltag mit dem künstlichen Darmausgang gelingt. Darmkrebspatienten benötigen zudem häufig eine spezielle Ernährungsberatung.
Dass in zertifizierten Zentren auf Basis der aktuellen evidenzbasierten Leitlinien behandelt wird, stellt eine gleichbleibend qualitativ hochwertige Behandlung sicher. Doch auch die Forschung spielt eine wichtige Rolle. So können geeignete Patienten auch an klinischen Studien teilnehmen und so Zugang zu neuesten Therapieformen erhalten. Das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft gilt für drei Jahre, danach muss sich das Zentrum einer erneuten Überprüfung stellen.
Quelle: Befund Krebs 01/2014