Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Ein Reha ist bei vielen Einschränkungen sinnvoll, die im Verlauf einer MS auftreten können. Die Ziele einer Reha können unterschiedlich sein, je nachdem, ob eine akute Verschlechterung im Rahmen eines Schubes therapiert werden soll, oder ob beispielsweise eine Einstellung auf bestimmte Medikamente wie Interferonbeta vorzunehmen ist, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Eine Reha sollte erfolgen, wenn Funktionseinschränkungen wie Gang- oder Gleichgewichtsstörungen, kognitive Störungen oder generelle Schwierigkeiten bei der Krankheitsbewältigung bestehen. Dabei ist es unerheblich, ob diese durch einen akuten Krankheitsschub ausgelöst wurden oder schon länger, z. B. durch einen zurückliegenden Schub oder eine chronische Progredienz, bestehen.
Eine Reihe von Begleiterscheinungen, unter denen viele Betroffene im Laufe ihrer Krankheit leiden, lassen sich durch Rehabilitationsmaßnahmen deutlich bessern. Da solche Begleiterscheinungen oft starke Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben, kann genau in diesem Punkt eine Reha einen großen Unterschied machen.
Innerhalb von 15 Jahren treten beispielsweise bei jedem zweiten Patienten mit MS Gehbehinderungen auf, die Hilfsmittel erforderlich machen. Insbesondere bei Spastiken und Gangstörungen können mit physiotherapeutischen Maßnahmen gute Erfolge erzielt werden. Sensibilitätsstörungen sind schwerer zu behandeln, aber auch dort lassen sich durch verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise eine Ergotherapie Verbesserungen erzielen.
Auch für eine weitere sehr häufige Begleiterscheinung, die zudem starke Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen hat, konnten in der Reha Erfolge erzielt werden. Die Rede ist von der Blasenfunktionsstörung. Durch ein gezieltes Stärken des Beckenbodens durch bestimmte Übungen kann unter Umständen einer Harninkontinenz entgegengewirkt werden.
Auch eine Fatigue gehört zu den Begleiterscheinungen, bei deren Behandlung eine Reha sehr sinnvoll sein kann. Ein Wundermittel dagegen gibt es nicht, aber vor allem das Erlernen der richtigen Tagesstrukturierung kann sehr hilfreich sein.
Treten kognitive Einschränkungen auf, ist zunächst eine umfangreiche neuropsychologische Diagnostik notwendig. Diese wird in der Regel in Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt, da ambulant tätige Neuropsychologen selten sind und die Krankenkassen die Kosten für eine ambulante Diagnostik in der Regel nicht übernehmen. Abhängig vom Befund kann auch für diese Begleiterscheinung der MS ein zielgerichtetes Training im Rahmen einer Reha durchgeführt werden, um die Einschränkung zu minimieren.
Im Sozialgesetzbuch (§ 40 SGB V) ist festgelegt, dass eine Wiederholung der Reha erst nach 4 Jahren möglich ist. Es gibt jedoch einen Nachsatz, in dem steht, dass diese Frist nicht gilt, wenn die medizinische Notwendigkeit für eine vorzeitige Wiederholung besteht. In der Regel ist die jährliche Wiederholung sinnvoll, weil wissenschaftliche Studien belegt haben, dass der Effekt der Reha etwa 6 bis 9 Monate anhält.
Lydia Köper