Gebärmutterhalskrebs sind bösartige Neubildungen, die aus Zellen des Gebärmutterhalses entstehen. Der Gebärmutterhals (Zervix uteri) ist der untere Teil der Gebärmutter (Uterus). Er verbindet den Gebärmutterkörper mit der Scheide.
Rund 4.600 Frauen erkranken jedes Jahr an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Wird die Diagnose gestellt, sind die Betroffenen im Durchschnitt 53 Jahre alt. Ausgelöst wird das Zervixkarzinom in den meisten Fällen durch humane Papillomaviren (HPV), die Haut oder Schleimhaut befallen können. Zur Behandlung kommen Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie in Betracht, abhängig vom Stadium der Krebserkrankung. Doch auch nach dem Ende der Behandlung haben die Patientinnen viele Fragen, weiß Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, aus Erfahrung.
Zunächst einmal gibt es nach jeder Erstbehandlung einer bösartigen Erkrankung über mindestens fünf Jahre regelmäßige Nachsorgetermine, um zu überprüfen, ob der Prozess wirklich gestoppt werden konnte. Diese Nachsorge wird in der Praxis durchgeführt, die die Frau auch eingewiesen hat. Mit der Krebsfrüherkennung durch den Frauenarzt hat das aber nichts zu tun; diese sollte die Frau zusätzlich wahrnehmen. Denn die Krebsfrüherkennung umfasst ja nicht nur den Abstrich aus dem Gebärmutterhals, sondern auch die Untersuchung des gesamten Intimbereichs und der Brust auf mögliche bösartige Veränderungen.
Ja, vor allem, wenn die Frau bisher noch nicht geimpft war, weiterhin sexuell aktiv ist und, wenn sie andere Partner als vor der Erkrankung hat. Es gibt sehr viele unterschiedliche HPV-Typen, die Krebs erregen können, und die Impfung schützt vor jeder neuen Infektion. Es gibt sehr deutliche Hinweise darauf, dass vor allem nach Konisationen (Beschneidung des Gebärmutterhalses) eine HPV-Impfung das Auftreten erneuter HPV-Infektionen verhindern kann, wenn die Frau nicht bereits in ihrer Jugend geimpft wurde. Die Impfung schützt außerdem nicht nur vor einer Infektion am Gebärmutterhals, sondern auch vor anderen bösartigen Erkrankungen im Muttermund und im gesamten Intimbereich, die durch HPV-Viren ausgelöst werden, z. B. an den Schamlippen, und die vor allem bei älteren Frauen sogar häufiger auftritt als Krebs am Gebärmutterhals. Außerdem ist die Immunität, die durch die Impfung aufgebaut wird, stärker als es die lokal gebundene, körpereigene Abwehr nach einer HPV-Infektion am Gebärmutterhals ist.
Die örtlichen Bestrahlungen und auch die Chemotherapien verursachen manchmal Hautschäden, die für viele Frauen eine schwere Belastung darstellen. Besonders schwer sind Raucherinnen betroffen: Viele Studien haben gezeigt, dass es sich deshalb zu jedem Zeitpunkt der Behandlung und Nachbehandlung lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören, um die Nebenwirkungen zu verringern.
Zur Behandlung von Strahlenschäden im Intimbereich sind Dexpanthenol-Cremes und kühle Sitzbäder mit Gerbstoffen bewährt. Allerdings werden die Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet. Nach Operationen ist immer auch die Keimflora in der Vagina gestört. Sie kann ggf. mit geeigneten, lokal anwendbaren Präparaten mit Laktobazillus-acidophilus-Kulturen wiederhergestellt werden. Hilfreich sind auch rezeptpflichtige Präparate wie Cremes, Gele und Ovula, die Estriol enthalten, weil das Hormon hilft, die Hautschichten der Vagina zu regenerieren. Wenn der Strahlenschaden auch den Darmausgang betrifft, sind dieselben Präparate hilfreich. Verletzungen z. B. nach der Operation, aber auch Risse in der Schleimhaut, können mit Dexpanthenol behandelt werden. Öle greifen die Haut eher an, sie sollten nicht verwendet werden. Besser sind spezielle inerte Gleitgele, die in der Apotheke erhältlich sind. Auf jeden Fall sollten die Präparate keine Parfüme, keine Emulgatoren, Stabilisatoren oder Konservierungsstoffe enthalten.
Dazu müssen alle Wunden und Hautschäden komplett verheilt sein. Allein schon das Berühren kann ja über längere Zeit Schmerzen verursachen. Oft reagiert die Schleimhaut der Vagina nach Operation und Bestrahlung empfindlich oder der Eingang ist durch die Bestrahlung verengt. Trotzdem ist mit entsprechend viel Geduld und Zuneigung für viele Frauen Sex nach einiger Zeit wieder möglich, sogar dann, wenn obere Abschnitte der Vagina entfernt werden mussten. In wenigen, spezialisierten Kliniken in Deutschland kann bei Frauen, die unter starken Verengungen leiden, mit Dehnstäben – sog. Bougies – und einem operativem Eingriff versucht werden, wieder eine Vagina aufzubauen. Als Gleitgele sollten unbedingt spezielle, inerte Gleitgele aus der Apotheke verwendet werden, eventuell auch rezeptpflichtige mit dem Hormon Estriol.
Nach einer Beschneidung des Gebärmutterhalses (Konisation) sind Schwangerschaften und auch eine natürliche Geburt noch möglich, nach einer Entfernung der Gebärmutter nicht. Es gibt noch eine dritte Variante der Operation, bei der nur der untere Anteil der Gebärmutter entfernt und mit der Vagina verbunden wird. Hier sind mit ärztlicher Hilfe noch Schwangerschaften möglich, aber keine natürliche Geburt mehr. Wenn eine erkrankte Frau noch einen Kinderwunsch hat, dann sollte das unbedingt vor der Operation mit den operierenden Ärzten besprochen werden. Bevor eine Chemotherapie und eine örtliche Bestrahlung vorgenommen werden, sollten auch die Eierstöcke geschützt werden oder es sollte ggf. Gewebe aus den Eierstöcken oder Eier selbst entnommen werden, um die Fruchtbarkeit zu erhalten. Auch das muss im Einzelfall so früh wie möglich vor der Operation geklärt werden.
Quelle: Leben? Leben! 4/2017